Der teuflische Lord (German Edition)
Rechenschaft ziehen. Gleichzeitig würde er ihr durch seine Zurückhaltung zeigen, dass sie keine unerwünschten Annäherungen zu fürchten hatte.
Nikolas versuchte nicht die Maid in seine Arme zu ziehen oder auf eine andere Weise einen engeren körperlichen Kontakt mit ihr herzustellen. Er war ja schon damit zufrieden, dass sie neben ihm wie ein Engel schlief. Seine körperliche Verfassung erlaubte ihm auch gar nicht, ein anderes Verhalten an den Tag zu legen. Zudem bedauerte er, dass er nichts davon mitbekommen hatte, dass sich seine Braut schon den ganzen Tag um ihn und sein Fieber angenommen hatte. Deshalb konnte er auch nicht einschätzen, ob sie diese Aufgabe mit Freuden oder nur widerwillig übernommen hatte. Hatten ihre Hände ihn zart oder sogar zärtlich berührt, um seinen Körper zu kühlen?
All diesen Fragen konnte er sich nicht allzu lange stellen, weil ihn die Müdigkeit übermannte. Die hoffnungsvolle Vorstellung, dass seine Braut sich auf wunderbar sanfte Weise um ihn angenommen hatte, setzte sich im Reich seiner Träume fort.
* * *
Die Sonne tanzte mit ihren Strahlen über Melisandes Gesicht und weckte sie so aus ihrem Schlaf. Es fiel ihr ein wenig schwer, sich zu orientieren. Der Wechsel vom Heim ihres Oheims in die Burg ihres Bräutigams hatte schon ein Umdenken von ihr verlangt. Auch an diesem Morgen brauchte sie ein wenig Zeit, bis sie sich ihres Aufenthaltsorts bewusst wurde.
Wenn sie immer noch in der Kammer des Lords war, sie konnte sich nämlich nicht daran erinnern, ihre Kammer aufgesucht zu haben, wo hatte sie dann geschlafen? Ihr Lager fühlte sich jedenfalls weich und bequem an. Aber um ein Bett konnte es sich nicht handeln, da nur die Lagerstatt des Hausherren als solches bezeichnet werden konnte.
Nein, sie konnte nicht in einem Bett liegen. Es sei denn, sie hatte doch den Weg zu ihrem Turmzimmer angetreten und erinnerte sich nicht mehr daran. Dieser Vermutung konnte sie nur auf den Grund gehen, wenn sie die Augen öffnete und sich mit ihrer Umgebung vertraut machte. Dazu musste sich Melisande erst zwingen, zumal sie nach den langen Stunden am Krankenbett des Lords immer noch erschöpft war.
Die Augen zu öffnen und in die Richtung zu blicken, in die sie sich in der Nacht gedreht hatte, brachte ihr keine aussagekräftige Erkenntnis. Die nackten Steine einer Wand konnten zu jedem Raum dieser Burg gehören, auch zu der Kammer, die man ihr als ihr Gefängnis zugewiesen hatte.
Eigentlich könnte sie ihre Augen auch wieder schließen und weiterschlafen, das Bett war angenehm, und niemand schien ihrer Anwesenheit zu bedürfen. Wenn sie erneut die Pflege des Lords übernehmen sollte, dann würde sie sicher jemand holen. Zudem konnte sie sich nicht vorstellen, dass er eine solche Bitte äußern würde, wenn er wieder selbst entscheiden konnte.
Melisande vermutete, dass der Ritter, Ronald hatte er sich genannt, von ihr erwarten würde, dass sie sich weiterhin um seinen Herrn kümmerte. Deshalb war es vielleicht doch nicht so gut, eine zusätzliche Stunde im Bett zu verbringen, während der Lord ihrer Hilfe bedurfte. Überhaupt wusste sie ja nicht einmal, wie sich der Gesundheitszustand ihres Bräutigams in den letzten Stunden entwickelt hatte. Das verursachte ihr nun Schuldgefühle, die sie damit aus der Welt schaffen wollte, indem sie sich zumindest danach erkundigte.
Als sie sich im Bett aufsetzte und die Decke von sich zu streifte, in die sie sich richtiggehend eingewickelt hatte, erkannte sie plötzlich, wo sie die Nacht wirklich verbracht hatte. Denn die Seite des Bettes, der sie bisher den Rücken zugekehrt hatte, war nicht ganz so leer wie sie erwartet hatte.
Melisande konnte sich gerade noch davon abhalten, einen überraschten Schrei auszustoßen, weil neben ihr – nicht in ihrem Bett, sondern in dem des Lords - ein Mann schlief. Splitterfasernackt wie Gott ihn schuf und zu ihrem Glück wenigstens auf dem Bauch liegend. Was die ganze Situation aber nicht weniger peinlich machte.
Sie hielt sich also doch immer noch in der Kammer des Burgherren auf und nicht nur das, sie hatte sich auch noch in seinem Bett breitgemacht! Sie hatte nicht nur ihre Pflichten als Pflegerin vernachlässigt, sondern ihm auch noch seinen Platz im seinem Bett streitig gemacht und sich seiner Decke bemächtigt. Und das, obwohl das Feuer in der Kammer bereits heruntergebrannt war und kaum noch Wärme ausstrahlte.
Mit diesem Verhalten würde sie ihre Schuld an der Krankheit des Mannes nicht verringern,
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