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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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es ihm nicht gut. Er hatte wohl zu viel gegessen.»
    «Heute geht es ihm noch schlechter, sie haben mehrere Ärzte hinzugerufen und lassen ihn zur Ader.»
    «Ist es ernst?»
    «Es sieht so aus.»
    «Ich gehe sofort hin.»
    Mein Gatte lässt die Feder fallen und kommt mit großen Schritten auf mich zu. Ich stehe noch in der halb offenen Tür, und er kommt mir nah wie ein Liebhaber. Er legt mir die Hand auf die Schulter und atmet mir vertraulich ins Ohr. «Wenn er krank wäre und sterben sollte und wenn es zu einer Regentschaft käme, wenn dein Sohn heimkehrte und dem Regentschaftsrat angehörte, dann würden nur noch zwei Herzen zwischen deinem Sohn und dem Thron schlagen, er stünde unmittelbar davor. Wäre er darüber hinaus ein guter und loyaler Diener und könnte die Aufmerksamkeit wichtiger Männer auf sich ziehen, so wäre es durchaus denkbar, dass sie einen jungen Mann aus dem Hause Lancaster einem bartlosen Muttersöhnchen aus dem Hause York vorziehen würden. Willst du hierbleiben und über deine Berufung und deinen Wunsch nach Zuneigung sprechen, oder willst du jetzt mitkommen und selbst sehen, ob der yorkistische König stirbt?»
    Ich antworte ihm nicht einmal. Ich hake mich bei ihm unter, und wir eilen hinaus, blass vor Sorge um den König, von dem alle wissen, wie sehr wir ihn lieben.
    ***
    Ein paar Tage lang steht es auf Messers Schneide. Die Agonie der Königin ist sehenswert. Trotz seiner Seitensprünge und dem Unsinn, den er mit seinen Freunden getrieben hat, hat dieser Mann eine leidenschaftliche Verbundenheit in ihr genährt. Die Königin sperrt sich Tag und Nacht in seiner Kammer ein; Ärzte gehen mit den unterschiedlichsten Arzneien ein und aus. Gerüchte flattern am Hof umher wie Krähen, die sich einen Baum für die Nacht suchen. Man erzählt sich, er habe sich durch einen kalten Wind am Fluss unterkühlt, als er Ostern angeln ging. Man erzählt sich aber auch, sein Leibschneiden käme von Völlerei und Trunksucht. Einige sagen, er habe sich bei einer seiner ungezählten Huren mit der Syphilis angesteckt, die ihn aufzehre. Einige denken wie ich: Es ist der Wille Gottes und die Strafe für den Verrat am Haus Lancaster. Ich glaube fest, dass Gott den Weg für meinen Sohn ebnet.
    Stanley eilt sogleich zu den Gemächern des Königs, wo sich Höflinge in den Ecken herumdrücken und unken, Edward, der sein Leben lang unbesiegbar war, könne schließlich doch vom Glück verlassen worden sein. Ich halte mich in den Gemächern der Königin auf, wo ich darauf warte, dass sie hereinkommt, um ihren Hennin zu wechseln und sich das Haar kämmen zu lassen. Im Spiegel beobachte ich ihr ausdrucksloses Gesicht, während sie der Magd freie Hand gibt, ihr Haar zu stecken, wie sie will. Ihre weißen Lippen bewegen sich ununterbrochen im Gebet. Wäre sie die Frau eines anderen Mannes, so würde ich aus Mitleid für sie beten. Elizabeth durchleidet Stunden tiefster Angst um den Mann, den sie liebt. Der über uns allen gestanden hat, der unbestreitbar der größte Mann Englands war.
    «Was sagt sie?», fragt mich mein Gemahl, als wir zum Essen in der großen Halle zusammenkommen, in der die Stimmung so gedämpft ist, als hätte man schon das Sargtuch über uns gebreitet.
    «Nichts», antworte ich. «Sie sagt nichts. Der Gedanke, ihn zu verlieren, lässt sie verstummen. Ich bin mir sicher, dass es mit ihm zu Ende geht.»
    Am Nachmittag wird der Kronrat an die Bettstatt des Königs gerufen. Wir Frauen warten im großen Audienzsaal vor den Privaträumen des Königs ungeduldig auf Nachricht. Nach einer Stunde kommt mein Gemahl mit grimmiger Miene heraus.
    «Er hat uns an seinem Bett in ein Bündnis eingeschworen», sagt er. «Hastings und die Königin: der beste Freund und die Frau. Er hat uns gebeten, uns alle für die Sicherheit seines Sohnes verantwortlich zu fühlen. Seinen Sohn Edward hat er als nächsten König benannt, William Hastings und die Königin mussten sich über seinem Bett die Hand reichen. Wir sollen unter der Regentschaft seines Bruders Richard dienen, bis der Junge volljährig ist. Dann ist der Priester gekommen und hat ihm die Letzte Ölung gegeben. Er wird vor Anbruch der Dämmerung sterben.»
    «Hast du ihm Lehnstreue geschworen?»
    Sein schiefes Lächeln verrät mir, dass es ihm nichts bedeutet. «Gott, ja. Wir haben alle geschworen. Wir haben alle geschworen, friedlich zusammenzuarbeiten, wir haben ewige Freundschaft geschworen. Ich glaube, die Königin wird jetzt zu den Waffen greifen und nach

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