Der Thron der roten Königin
rehabilitieren, und du wirst es auch nicht tun. Zudem mutmaße ich, dass du eine Zuneigung für ihn hegst, die ich nicht teile und auch bei dir nicht billige.»
Ich bin konsterniert. «Er ist mein Schwager.»
«Das weiß ich wohl, und das macht es nur noch schlimmer.»
«Du denkst doch nicht, dass ich ihn in all diesen Jahren seiner Abwesenheit geliebt habe?»
«Ich denke gar nicht darüber nach», erwidert er kalt. «Und ich will auch nicht, dass du dich damit beschäftigst – oder er –, und vor allem will ich unbedingt verhindern, dass der König und sein klatschhaftes Weib darüber nachdenken. Jasper kann also bleiben, wo er ist. Wir werden keine Fürsprache für ihn einlegen, und du hast bald auch keinen Grund mehr, ihm zu schreiben. Du brauchst auch nicht mehr an ihn zu denken. Er kann für uns so gut wie tot sein.»
Ich bebe vor Entrüstung. «Du hast keinen Anlass, meine Ehre in Zweifel zu ziehen.»
«Über deine Ehre will ich auch nicht nachdenken», wiederholt er sich.
«Da du mich nicht begehrst, wüsste ich nicht, wieso es dir überhaupt etwas ausmachen sollte!», fahre ich auf.
Er wird nicht einmal zornig. Sein Lächeln bleibt kalt. «Der Verzicht auf eheliches Verlangen wurde, wie du dich erinnern wirst, in unserem Ehevertrag festgeschrieben», entkräftet er meinen Einwurf. «Von dir vertraglich festgelegt. Ich habe nicht das geringste Verlangen nach dir, meine Lady. Aber du bist mir nützlich, genau wie ich dir. Bleiben wir lieber bei diesem Arrangement und verwirren uns nicht mit süßen Liebesworten aus einer Ritterromanze, die wir beide nicht ehrlich meinen könnten. Wie es der Zufall will, entsprichst du meinem Frauengeschmack nicht im Geringsten, und nur Gott allein weiß, was für ein Mann Begehren in dir wecken könnte. Falls es so einen gibt. Vermutlich konnte selbst der arme Jasper kaum mehr als eine frostige Wallung in dir hervorrufen.»
Ich rausche zur Tür und werfe ihm, mit der Hand schon am Türknauf, noch verbittert zu: «Wir sind seit zehn Jahren verheiratet, und ich war dir eine gute Frau. Du hast keinen Grund zur Klage. Empfindest du denn nicht die geringste Zuneigung zu mir?»
Er sieht mich von seinem Tisch her an, die Feder bereits über dem silbernen Tintenfass. «Als wir geheiratet haben, hast du mir gesagt, du hättest dich ganz Gott und der Sache verschrieben», erinnert er mich. «Und ich habe dir erklärt, ich hätte mich ganz meinem Fortkommen und dem meiner Familie verschrieben. Du hast mich wissen lassen, du gedächtest zölibatär zu leben, und ich habe das akzeptiert, denn du hast ein Vermögen, einen großen Namen und einen Sohn mit einem Thronanspruch in die Ehe eingebracht. Was ist da schon Zuneigung? Wir haben gemeinsame Interessen. Du bist mir treuer ergeben um unserer Sache willen, als du es – wie du sehr wohl weißt – aufgrund von Zuneigung je sein könntest. Wenn du eine Frau wärst, die sich von ihren Gefühlen lenken ließe, so wärst du schon vor vielen Jahren zu deinem Sohn und Jasper gereist. Gefühle bedeuten dir so wenig wie mir. Du willst Macht, Margaret, Macht und Reichtum – und das will ich auch. Weder für dich noch für mich gibt es etwas Wichtigeres, alles würden wir diesem Ziel opfern.»
«Ich werde von Gott geleitet!», protestiere ich.
«Ja, weil du glaubst, Gott wünsche deinen Sohn auf dem Thron von England zu sehen. Ich glaube nicht, dass dein Gott dich je anders beraten hat. Du hörst nur, was du hören willst. Er sagt dir nur das, was dir genehm ist.»
Ich schwanke, als hätte er mich geschlagen. «Was erlaubst du dir! Mein Leben steht in seinem Dienst!»
«Aber er erklärt dir stets, du sollst nach Macht und Reichtum streben. Bist du dir sicher, dass es nicht deine eigene Stimme ist, die du hörst, die durch Erdbeben, Wind und Feuer zu dir spricht?»
Ich zeige ihm die Zähne. «Ich sage dir, dass Gott meinen Sohn Henry auf den Thron von England setzen wird. Und all die, die heute über meine Visionen lachen und meine Berufung leugnen, werden mich ‹My Lady, Königinmutter› nennen, und ich werde mit Margaret Regina unterschreiben:
Margaret R. …
»
Ein heftiges Klopfen an der Tür, ein Rütteln an der Türklinke unterbricht uns. «Mein Lord!»
«Herein!», ruft Thomas, als er die Stimme seines persönlichen Schreibers erkennt.
Ich trete zur Seite, als James Peers hereineilt und sich vor dem Schreibtisch meines Gatten aufbaut. «Der König», bringt er hervor. «Es heißt, er sei krank.»
«Gestern Abend ging
Weitere Kostenlose Bücher