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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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würden sich die Menschen an ihn halten – als Erben des Hauses Lancaster und Gemahl der Erbin von York.
    Ich schicke nach meinem Arzt, Doktor Lewis aus Caerleon, der sich ebenso für Verschwörungen interessiert wie für Medizin. Die Königin weiß, dass er mein Arzt ist, und wird ihn empfangen, weil er von mir kommt. Ich trage ihm auf, ihr unsere Unterstützung zuzusichern und ihr mitzuteilen, Buckingham sei bereit, sich gegen Herzog Richard zu wenden, und mein Sohn Henry könne in der Bretagne eine Armee ausheben. Doch sein eigentlicher Auftrag lautet herauszufinden, welche Pläne sie verfolgt und was ihre Unterstützer ihr versprechen. Mein Gemahl mag denken, dass sie alle Hoffnungen fahrengelassen hat, aber ich habe Elizabeth Woodville schon einmal aus dem Asyl kommen und sich mit sorgloser Freude auf den Thron setzen sehen, trotz der Schande, die der Herr völlig zu Recht über sie gebracht hat. Lewis soll für sich behalten, dass mein Gemahl unter Hausarrest steht, aber als besorgter Freund soll er ihr von dem Mord an Hastings und dem plötzlichen Aufblitzen von Richards Ehrgeiz berichten, und natürlich, dass ihre Söhne zu Bastarden gemacht wurden und ihr Name zugrunde gerichtet ist. Er soll ihr mitfühlend klarmachen, dass ihre Sache verloren ist, wenn sie nicht handelt. Ich will sie bewegen, ihre Freunde zu mobilisieren und so viele Männer auszuheben, wie sie sich leisten kann, und gegen Richard zu ziehen. Sollte es gelingen, die beiden in eine lange und blutige Schlacht zu verwickeln, dann kann mein Sohn mit frischen Truppen landen und sich des erschöpften Gewinners annehmen.
    Lewis besucht sie an einem Tag, an dem sie sich verzweifelt einen Freund wünscht: an dem Tag, an dem ihr Sohn zum König hätte gekrönt werden sollen. Gewiss wurde sie von niemandem gewarnt, dass das Ereignis nicht stattfindet. In den Straßen, die Lewis nimmt, sind alle Türen geschlossen und die Fenster verriegelt, nirgends stehen Menschen an den Ecken, um zu plaudern. Er kehrt schnell wieder zu mir zurück. Seine lange, spitze Pestmaske, die mit Kräutern gefüllt und mit Ölen parfümiert ist, verleiht ihm ein erschreckend unmenschliches Profil, das blasse Gesicht eines Geistes. Er nimmt sie erst mit einer tiefen Verbeugung ab, als er mein Zimmer betreten und die Tür hinter sich geschlossen hat.
    «Sie ist dringend auf Hilfe angewiesen», sagt der Arzt ohne Vorrede. «Sie ist am Boden zerstört, fast verrückt vor Verzweiflung.» Er macht eine Pause. «Ich habe auch die junge Prinzessin von York gesehen …»
    «Und?»
    «Sie war beunruhigt. Und prophetisch.» Er schaudert. «Sie hat mir Angst eingejagt, mir, einem Arzt, der alles gesehen hat.»
    Ich überhöre seine Prahlerei. «Womit hat sie Euch geängstigt?»
    «Sie kam aus der Dunkelheit auf mich zu, das vom Fluss durchnässte Gewand zog sie hinter sich her wie einen Schwanz, als wäre sie zur Hälfte ein Fisch. Sie erklärte, sie habe die Nachrichten, die ich ihrer Mutter just in dem Moment überbringen wollte, soeben vom Fluss vernommen: Herzog Richard beanspruche den Thron als rechtmäßiger Erbe, und die Prinzen seien öffentlich zu Bastarden erklärt worden.»
    «Das wusste sie schon? Haben sie Spione? Ich habe mir keine Vorstellung davon gemacht, dass sie so gut informiert ist.»
    «Nicht die Königin, sie wusste es noch nicht. Nur die junge Frau, und sie behauptete, der Fluss habe ihr die Nachrichten zugeflüstert. Der Fluss habe ihr auch berichtet, dass jemand aus der Familie gestorben sei, und die Mutter wusste sofort, dass es ihr Bruder Anthony und ihr Sohn Richard Grey waren. Sie haben die Fenster aufgerissen, um dem vorbeifließenden Fluss zu lauschen. Sie waren wie zwei Wasserhexen. Da hätte jeder Mann Angst bekommen.»
    «Sie sagen, Anthony Rivers sei tot?»
    «Sie schienen sich dessen ganz sicher zu sein.»
    Ich bekreuzige mich. Elizabeth Woodville wurde schon einmal des Anrufens dunkler Mächte bezichtigt, aber im Asyl auf heiligem Boden Prophezeiungen zu wagen, das ist in der Tat Teufelswerk.
    «Sie muss Spione haben; sie muss besser vorbereitet und gerüstet sein, als wir vermuten. Aber wie konnte sie vor mir an Nachrichten aus Wales gelangen?»
    «Sie hat noch etwas anderes gesagt.»
    «Die Königin?»
    «Die Prinzessin. Sie sagte, sie sei dazu verdammt, die nächste Königin von England zu werden und auf dem Thron ihres Bruders zu sitzen.»
    Wir sehen uns verständnislos an. «Seid Ihr sicher?»
    «Sie war angsterregend. Sie hat über den Ehrgeiz

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