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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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einsperren lassen, glaubst du, das Land würde sich gegen ihn erheben, und es würde wieder Krieg geben?»
    «York gegen York. Möglich ist es.»
    «Eine solche Situation böte große Chancen für das Haus Lancaster.»
    «Für deinen Sohn, Henry.»
    «Für Henry, der als Letzter übrig bliebe, wenn sie sich in einem Kampf auf Leben und Tod in Stücke reißen würden.»
    Stille senkt sich herab. Ich werfe meinem Gemahl einen vorsichtigen Blick zu, denn ich habe Angst, dass ich zu weit gegangen bin.
    «Es stehen noch vier Menschen zwischen Henry und dem Thron», bemerkt er. «Die beiden Prinzen von York, Edward und Richard, Herzog Richard selbst und sein Sohn.»
    «Aber sie könnten alle gegeneinander kämpfen.»
    Er nickt.
    «Wenn sie sich gegenseitig die Köpfe einschlagen würden, wäre es keine Sünde, wenn Henry den leeren Thron beanspruchte», sage ich entschlossen. «Dann säße endlich das rechtmäßige Haus auf dem Thron von England, wie es Gottes Wille ist.»
    Er lächelt über meine Gewissheit, doch diesmal vermag es mich nicht zu kränken. Was zählt, ist, dass wir unseren Weg erkennen, und solange ich mir sicher bin, dass uns das Licht Gottes leitet, spielt es keine Rolle, wenn er es für die Flamme sündigen Ehrgeizes hält.
    «Also, gehst du heute in den Kronrat?»
    «Ja, er kommt im Tower zusammen. Aber ich schicke Hastings eine Nachricht über meine Befürchtungen. Wenn er etwas gegen Richard unternehmen will, dann sollte er nicht lange zögern. Er kann Richard zwingen, seine Karten auf den Tisch zu legen. Er kann verlangen, den Prinzen zu sehen. Seine Liebe zu dem verstorbenen König macht ihn zum Beschützer des Prinzen. Ich kann mich zurücklehnen und ihm überlassen, das Tempo anzuziehen. Der Rat hat die Krönung des Prinzen beschlossen. Hastings kann es verlangen. Soll er die Hauptlast tragen und Richard dartun, dass er ihm misstraut. Ich kann Hastings auf Richard ansetzen und einen Schritt zurücktreten, um zu sehen, was passiert. Der Traum soll mir eine Warnung sein. Ich kann Hastings benachrichtigen und es ihm überlassen, sich in Gefahr zu begeben.»
    «Aber wo stehst du?»
    «Margaret, ich bleibe dem treu, der am Ende höchstwahrscheinlich triumphieren wird. Und im Moment ist das der Mann mit der Armee des Nordens im Rücken, dem Tower in seiner Gewalt und dem rechtmäßigen König in seinem Gewahrsam: Richard.»
    ***
    Ich warte auf den Knien an meinem Betpult auf die Rückkehr meines Gemahls von der Ratssitzung. Unsere Unterhaltung im Morgengrauen hat mich beunruhigt und verängstigt. Ich knie im Gebet und denke an Johanna, die sich so oft in Gefahr wusste und trotzdem mit dem Lilienbanner auf ihrem weißen Pferd ausritt, die ihre Kämpfe nicht in Heimlichkeit und Stille ausfechten musste.
    Beinahe halte ich es für einen Teil meines Gebetes, als Marschlärm von der Straße hereindringt, das Klirren von hundert Lanzen auf dem Kopfsteinpflaster, schließlich ein Hämmern am Eingangstor unseres großen Londoner Hauses.
    Ich bin schon auf halber Treppe, als mir der Sohn des Pförtners entgegenkommt, um mich von meinen Mädchen rufen zu lassen. Ich packe ihn am Arm. «Wer ist das?»
    «Herzog Richards Männer», stößt er hervor. «In seiner Livree. Mit dem Herrn. Sie haben den Lord, Euren Mann. Sie haben ihn ins Gesicht geschlagen, sein Wams ist voll Blut, er blutet wie ein Schwein …»
    Ich schubse ihn weg, als rede er Unsinn, und laufe hinunter zum großen Straßentor, das die Torhüter gerade öffnen, um Herzog Richards Truppen einmarschieren zu lassen, meinen schwankenden Gemahl in ihrer Mitte. Er blutet aus einer Kopfwunde. Aus seinem bleichen Gesicht starren mich ausdruckslose Augen an. Er steht unter Schock.
    «Lady Margaret Stanley?», fragt der Befehlshaber der Wache.
    Kaum gelingt es mir, den Blick von dem Emblem des Keilers auf seiner Livree zu lösen. Ein Keiler mit Stoßzähnen – genau wie der, von dem mein Gatte im Traum verfolgt wurde.
    «Ich bin Lady Margaret», antworte ich.
    «Euer Gemahl steht unter Hausarrest. Er darf das Haus nicht verlassen, und Ihr auch nicht. An allen Toren und Türen werden Wachen postiert, auch an den Türen und Fenstern seiner Gemächer. Euern Haushalt könnt Ihr mit der notwendigen Dienerschaft weiterführen, aber sie werden auf meine Anordnungen hin durchsucht. Habt Ihr mich verstanden?»
    «Ja», flüstere ich.
    «Ich durchsuche jetzt das Haus nach Briefen und anderen Schriftstücken», sagt er. «Versteht Ihr auch das?»
    In meinen Gemächern

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