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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Ich muss wissen, was du willst.»
    «Was ich will?», frage ich. Ich stehe nicht auf, sondern wende nur den Kopf, um ihn anzusehen, die Hände immer noch zum Gebet gefaltet. «Stets das, was Gott will.»
    «Wenn meine Männer die Tür zum Tower aufbrechen, wie ich es geplant habe, wenn sie die Ersten sind, die hineingelangen, wie ich es ihnen befohlen habe, wenn sie die Tür zu den Prinzen öffnen und sie nur in Gesellschaft einiger Diener vorfinden, willst du – oder will Gott – dann, dass sie sie ergreifen wie verirrte Lämmer und zu ihrer Mutter zurückbringen? Oder sollen sie ihnen auf der Stelle die kleinen Köpfe abschlagen, die Diener töten und es ihnen in die Schuhe schieben?»
    Ich starre ihn an. Nie hätte ich geglaubt, dass er so offen mit mir sprechen würde. «Das sind deine Befehle an deine Männer.» Ich spiele auf Zeit. «Ich kann deine Männer nicht befehligen. Das musst du tun. Außerdem könnte jemand anders vor ihnen drinnen sein und sich darum kümmern.»
    «Dies ist dein Plan, um deinen Sohn auf den Thron zu bringen», erwidert er verschlossen. «Wenn die Prinzen tot sind, sind die beiden rivalisierenden Thronanwärter fort, und dein Sohn ist dem Thron zwei Schritte näher. Kehren sie jedoch zu ihrer Mutter zurück, kann sie den ganzen Süden zu ihrer Verteidigung aufbieten. Männer werden für diese Erben kämpfen, die zu Hause bleiben würden, wenn die beiden Jungen tot wären. Es hat keinen Sinn, für Elizabeth Woodville zu kämpfen – aber es ist glorreich, für den jungen König Edward und seinen Bruder Prinz Richard zu kämpfen. Diese beiden Jungen machen sie doppelt so stark gegen Richard – und gegen Henry.»
    «Offenkundig darf also nicht zugelassen werden, dass die beiden yorkistischen Prinzen Anspruch auf den Thron erheben.»
    «Augenscheinlich nicht», erwidert mein Gemahl. «Aber willst du auch, dass sie aufhören zu atmen?»
    Meine zum Gebet gefalteten Hände verkrampfen sich. «Gottes Wille», flüstere ich und wünschte, ich könnte die Gewissheit empfinden, mit der Johanna von Orléans ausritt, um zu töten oder getötet zu werden, in dem Wissen, dass es Gottes Wille war, der sie auf ihrem steinigen und blutigen Weg führte. Doch Johanna von Orléans kämpfte nicht gegen unschuldige kleine Jungen. Johanna von Orléans hat niemals Mörder in eine Kinderstube geschickt.
    Mein Gemahl erhebt sich. «Ich muss die Männer inspizieren. Wie lautet dein Wunsch? Ich muss den Hauptleuten klare Befehle erteilen. Ich kann ihnen nicht sagen, sie sollen auf Gottes Entschluss warten.»
    Ich erhebe mich ebenfalls. «Der Kleine ist erst neun Jahre alt.»
    Er nickt. «Aber er ist ein Prinz. Der Krieg ist hart, Mylady. Wie lauten deine Befehle?»
    «Das ist ein äußerst riskantes Unternehmen», flüstere ich. Ich trete zu ihm und lege die Hand auf seinen Arm, als könnte die Wärme seines Körpers durch den elegant geschlitzten Ärmel seiner Jacke mich trösten. «Den Tod zweier Jungen zu befehlen, zweier Jungen, die erst neun und zwölf sind und Prinzen von königlichem Geblüt … zweier unschuldiger Jungen …»
    Er lächelt sein wölfisches Lächeln. «Oh, du musst es nur sagen, und wir retten sie aus der Gefangenschaft ihres niederträchtigen Onkels und ihre Mutter auch. Willst du die königliche Familie York herrschen sehen, mit Prinz Edward als König auf dem Thron? Denn vielleicht können wir das heute Abend zustande bringen. Ist das dein Wunsch? Sollen wir Prinz Edward auf den Thron setzen? Lautet unser Auftrag Barmherzigkeit?»
    Ich ringe die Hände. «Natürlich nicht!»
    «Nun, du musst wählen. Wenn unsere Männer in den Tower gehen, werden sie die Jungen niedermetzeln oder retten. Die Entscheidung liegt bei dir.»
    Ich kann nicht anders. Johanna von Orléans zog ihr Schwert aus der Scheide und ritt ohne Angst, ohne Zögern hinaus. Ich ziehe das meine.
    «Sie müssen sie töten», sage ich. Meine Lippen sind kalt, doch ich muss die Worte aussprechen. «Es ist offenkundig. Die Jungen müssen sterben.»
    ***
    Ich stehe an dem kleinen Tor, das von unserem Haus auf die Straßen von London führt. Stanleys Männer schleichen hinaus und verschmelzen mit der Dunkelheit. Mein Gemahl hat London verlassen, er begleitet den neuen König Richard und Königin Anne auf ihrer triumphalen Krönungsprozession. Ich bin allein. Die Männer haben keine Fackeln, sie huschen schweigend hinaus, nur der Mond erhellt ihren Weg. Sie tragen keine Livreen, und die Kappen mit den Abzeichen und die

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