Der Thron der roten Königin
alle Männer rausgeholt. Einer von uns wurde verletzt. Sie kümmern sich um ihn, es ist nur eine Fleischwunde. Und zwei Yorkisten wurden niedergeschlagen. Aber ich habe sie dort liegen lassen, wo sie zu Boden gegangen sind.»
«Die Yorks waren da, alle?»
«Ich habe die Brüder der Königin, Richard und Lionel, gesehen und ihren Sohn Thomas, von dem es hieß, er werde vermisst, und sie hatten gute Männer, bestens ausgerüstet. Ich glaube, es waren auch Buckinghams Männer unter ihnen. Sie waren mit einem großen Aufgebot da und haben entschlossen gekämpft. Aber der Tower wurde von den Normannen erbaut, um London zu schützen. Bei verschlossenen Türen kann man ihn ein halbes Jahr gegen eine ganze Armee halten. Sobald der Überraschungseffekt vorbei war, wurden wir geschlagen.»
«Und niemand hat Euch erkannt?»
«Wir haben gesagt, wir wären Yorkisten; wir hatten uns weiße Rosen angesteckt, und ich bin mir sicher, wir sind als solche durchgegangen.»
Ich gehe zu meiner Schatulle, wiege einen Beutel Münzen in der Hand und überreiche ihn dem Hauptmann. «Verteilt das unter den Männern. Sorgt dafür, dass sie nie mehr über die heutige Nacht reden, auch nicht untereinander. Es würde sie das Leben kosten. Es ist fehlgeschlagen, daher war es Verrat. Es wäre der Tod eines jeden Mannes, der sich damit brüstet, dabei gewesen zu sein. Und der Befehl zum Angriff kam weder von meinem Gemahl noch von mir.»
Der Hauptmann erhebt sich. «Ja, Mylady.»
«Sind die Verwandten der Königin alle sicher davongekommen?»
«Ja. Aber ihr Bruder hat geschworen, sie würden wiederkommen. Er hat laut gebrüllt, damit die Jungen ihn hören konnten, sie müssten tapfer sein und warten, denn er würde ganz England rekrutieren, um sie zu befreien.»
«Tatsächlich? Nun, Ihr habt Euer Bestes getan … Ihr könnt gehen.»
Der junge Mann verbeugt sich und verlässt mein Gemach.
Ich knie vor dem Feuer nieder. «Unsere Liebe Frau, wenn es dein Wille ist, dass die Söhne von York verschont werden, dann schick mir, deiner Dienerin, ein Zeichen. Dass sie heute Nacht beschützt wurden, kann kein Zeichen sein. Es kann doch nicht dein Wille sein, dass sie leben? Dass sie erben? Ich bin deine gehorsame Tochter, aber ich kann nicht glauben, dass du lieber sie auf dem Thron siehst als den wahren Erben des Hauses Lancaster, meinen Sohn Henry.»
Ich warte. Sehr lange. Es kommt kein Zeichen. Ich nehme mir zu Herzen, dass es kein Zeichen gibt, und deswegen sollen die York-Jungen nicht verschont werden.
***
Am nächsten Tag verlasse ich London. Es ist nicht gut, wenn man mich in London sieht, während sie die Wachen verdoppeln und sich fragen, wer den Ansturm auf den Tower geführt hat. Ich beschließe, der Kathedrale von Worcester einen Besuch abzustatten. Es war schon lange mein Wunsch, sie zu besuchen, denn der Kathedrale angeschlossen ist ein Benediktinerkloster, ein Zentrum der Gelehrsamkeit. Gerade als aufgesattelt wird, erreicht mich eine Nachricht von Königin Elizabeth, in der sie mir mitteilt, dass ihre Verwandten in London und Umgebung untergetaucht sind und einen Aufstand anzetteln. Ich antworte ihr und biete ihr meine Unterstützung an. Ich erkläre, dass ich auf dem Weg zum Duke of Buckingham bin, um ihn und seine ganze Verwandtschaft für eine offene Rebellion zu gewinnen.
Eigentlich ist es viel zu heiß zum Reisen, doch die Straßen sind trocken, und wir kommen gut voran. Mein Gemahl reitet mir vom Hof in Worcester entgegen, um unterwegs eine Nacht mit mir zu verbringen. Der neue König Richard ist glücklich und zuversichtlich, er wird überall mit Begeisterung empfangen. Er gewährt Lord Stanley eine Nacht Urlaub, da er annimmt, wir wollten als Ehegatten zusammen sein. Doch mein Lord ist alles andere als liebevoll, als er die Gästezimmer des Klosters betritt.
Er vergeudet keine Zeit mit freundlichen Begrüßungsworten. «Sie haben es also verpfuscht», platzt er heraus.
«Dein Hauptmann sagt, es sei schier unmöglich gewesen. Er sagt aber, der Tower sei nicht vorgewarnt gewesen.»
«Nein, der König war entsetzt, es war ein Schock für ihn. Man hat ihm von dem Brief berichtet, in dem mein Bruder die Wachen des Towers warnte, das wird uns zugutekommen. Doch die Prinzen werden ins Innere des Towers gebracht, wo sie besser bewacht werden können als in den königlichen Gemächern. Sie dürfen nicht mehr nach draußen, bis er nach London zurückkehrt. Dann wird er sie aus London fortbringen. Er will für die jungen
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