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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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nicht, ob er schon daran gedacht hat. Aber jemand sollte dafür sorgen, dass ihm der Gedanke kommt. Jemand, der die Jungen tot sehen möchte, könnte die Tat gewiss nicht klüger planen, als sie zu Buckinghams Aufgabe zu machen.»
    Es klopft an der Tür, und die Wachen meines Gemahls lassen den Tafelmeister des Klosters ein. «Das Abendessen ist serviert, Mylady, Mylord.»
    «Gott segne dich, Gemahl», sage ich formell. «Ich lerne so viel von deinem Handeln.»
    «Gott segne dich auch», sagt er. «Und Gott segne dein Treffen mit Seiner Gnaden, dem Duke of Buckingham, möge viel Gutes daraus erwachsen.»
    ***
    Lange bevor er in Sicht kommt, höre ich den Duke of Buckingham schon auf der gewundenen unbefestigten Straße näher kommen. Sein Gefolge ist so prächtig wie das eines Königs. Vorreiter preschen voran und warnen alle mit Trompetenstößen, die Straße für den mächtigen Herzog zu räumen. Auch wenn, so weit das Auge reicht, niemand zu sehen ist als ein Junge, der unter einem Baum Schafe hütet, und in der Ferne ein kleines Dorf, schmettern die Trompeten, und mehr als hundert Pferde donnern hinterher, dass auf der sommerlichen Straße hinter den flatternden Bannern eine mächtige Staubwolke aufsteigt.
    In vorderster Reihe reitet der Herzog auf einem großen kastanienbraunen Schlachtross mit prächtiger Schabracke und einem Sattel aus rotem Leder, besetzt mit goldenen Nieten, vor ihm seine persönliche Standarte und drei bewaffnete Leibwachen. Er ist gekleidet wie zur Jagd, doch seine Stiefel, die ebenfalls aus rotem Leder sind, sind so elegant, dass ein geringerer Mann sie zum Tanzen aufgespart hätte. Sein Umhang, den er über die Schulter geworfen hat, wird von einer prächtigen goldenen Brosche zusammengehalten, und das Emblem an seiner Kappe ist aus Gold und Rubinen. Die Juwelen, mit denen sein Wams bestickt ist, sind ein Vermögen wert, seine Reithose ist aus wunderbar weichem lohfarbenen Wollstoff, mit roten Lederbändern geschnürt. Er war ein eitler, zorniger Junge, als Elizabeth Woodville ihn als Mündel zu sich genommen und ihn gedemütigt hat, indem sie ihn mit ihrer Schwester verheiratete. Jetzt ist er ein eitler, zorniger Mann, noch keine dreißig Jahre alt, der Rache nimmt an einer Welt, die ihm in seinen Augen nie genug Respekt erwiesen hat.
    Ich bin ihm zum ersten Mal begegnet, als ich Henry Stafford geheiratet habe. Damals war er ein kleiner Junge, verwöhnt von dem nachsichtigen Herzog, seinem Großvater. Durch den Tod seines Vaters und seines Großvaters kam er schon als Kind in den Besitz des Herzogtums und betrachtete sich fortan als von hoher Geburt. Drei seiner Großeltern sind Nachfahren von Edward  III ., und so betrachtet er sich als königlicher denn die Königsfamilie. Jetzt hält er sich für den Erben Lancasters. Er denkt, sein Anspruch auf den Thron ist größer als der meines Sohnes.
    Er tut überrascht, als er plötzlich meines bescheidenen Gefolges ansichtig wird, obwohl gesagt werden muss, dass ich immer mit fünfzig guten Bewaffneten reise und meine eigene Standarte und Stanleys Farben vor mir hergetragen werden. Er hebt die Hand, um seinen Tross zum Halten zu bringen. Wir kommen uns langsam näher, wie zwei Unterhändler, und sein junges charmantes Lächeln strahlt zu mir herüber wie die aufgehende Sonne. «Schön, dass wir uns treffen, verehrte Cousine!», ruft er, und seine Männer senken respektvoll die Banner. «Ich hätte nicht erwartet, so weit von zu Hause auf dich zu treffen!»
    «Ich muss zu meinem Haus in Bridgnorth», sage ich laut und deutlich für die Spione, die uns womöglich belauschen. «Und hätte dich beim König vermutet.»
    «Ich kehre jetzt aus meinem Haus in Brecon zu ihm zurück», sagt Buckingham. «Aber möchtest du deine Reise nicht unterbrechen? Tenbury ist nicht mehr weit. Würdest du mir die Ehre erweisen, mit mir zu speisen?» Mit einer lässigen Geste zeigt er auf seine Truppen. «Ich habe meinen Koch und Vorräte dabei. Wir könnten heute Abend zusammen dinieren.»
    «Es ist mir eine Ehre», sage ich leise, wende mein Pferd und reite neben ihm her, während meine zahlenmäßig unterlegene Wache zur Seite tritt und den Truppen Buckinghams nach Tenbury folgt.
    Das bescheidene Gasthaus hat einen kleinen Raum mit einem Tisch und einigen Schemeln, der für unsere Zwecke genügt. Die Männer lassen ihre Pferde aufgereiht auf der nahegelegenen Weide ruhen und zünden ihre Lagerfeuer an, um ihr Fleisch zu braten. Buckinghams Koch übernimmt die

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