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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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schwach auf der Brust.»
    «Gott behüte, aber wenn er sie heimlich töten würde, dann wäre das Geschlecht der Rivers ausgestorben, und wir wären befreit», sagt der Herzog, als käme es ihm gerade in den Sinn.
    Ich nicke. «Und ein Aufstand, der Richard vom Thron stürzte, würde einem neuen König den Weg ebnen.»
    Er hebt den Blick vom glühenden Feuer und sieht mich strahlend und offen, voller Hoffnung an. «Meinst du deinen Sohn, Henry Tudor? Denkst du an ihn, Mylady? Würde er die Herausforderung annehmen und Lancaster wieder auf den Thron von England bringen?»
    Ich zögere keinen Augenblick. «Mit York sind wir schlecht gefahren. Henry ist der direkte Erbe des Hauses Lancaster. Und er hat sein Leben lang auf die Chance gewartet, in sein Land zurückzukehren und Anspruch auf sein Geburtsrecht zu erheben.»
    «Hat er Soldaten?»
    «Er kann Tausende aufstellen», verspreche ich. «Der Herzog der Bretagne hat ihm seine Unterstützung zugesichert – er besitzt mehr als ein Dutzend Schiffe, mehr als viertausend Männer, eine gewaltige Armee untersteht seinem Kommando. Henrys Name allein kann ganz Wales aufbringen, und sein Onkel Jasper wäre der Kommandant. Wenn ihr beide euch zusammentut, um gegen Richard zu kämpfen, so wäret ihr, glaube ich, unschlagbar. Und wenn die Königinwitwe ihre Verwandtschaft einberufen würde in der Annahme, sie kämpfte für ihre Söhne, könnten wir nicht scheitern.»
    «Aber wenn sie herausfände, dass ihre Söhne tot sind?»
    «Solange sie es erst nach der Schlacht erführe, wäre es uns egal.»
    Er nickt. «Und dann würde sie sich zurückziehen.»
    «Mein Sohn Henry ist mit Prinzessin Elizabeth verlobt», bemerke ich. «Elizabeth Woodville wäre immer noch Königinmutter, das würde ihr reichen, wenn ihre Söhne tot wären.»
    Er strahlt, als er plötzlich begreift, worauf mein Plan abzielt. «Und sie denkt, sie hat dich ganz auf ihre Seite gezogen!», ruft er aus. «Deine Ambitionen deckten sich mit den ihren.»
    Ja, denke ich. Und auch du bildest dir ein, du hättest mich sicher auf deine Seite gezogen, und ich würde meinen Sohn herholen, damit er Richard für dich tötet. Ich würde meinen kostbaren Henry als Waffe für einen wie dich benutzen, um dir den Weg zum Thron zu ebnen.
    «Und wenn», er wirkt gequält, «Gott behüte, aber wenn dein Sohn Henry in der Schlacht fiele?»
    «Dann wärst du König», sage ich. «Ich habe nur einen Sohn, er ist der einzige Erbe meines Hauses. Falls Henry in der Schlacht fiele, könnte niemand leugnen, dass du den größten Thronanspruch hast. Und wenn er lebte, dann wäre dir seine Dankbarkeit gewiss und die Herrschaft über jedwelche Ländereien, die dir genehm sind. Ich kann gewiss in seinem Namen versprechen, dass sämtliche Ländereien Bohuns an dich zurückfallen würden. Ihr beide hättet England endlich den Frieden gebracht und das Land von einem Tyrannen befreit. Henry wäre König, und du wärst der bedeutendste Herzog im Lande. Und wenn er ohne Nachkommen stürbe, wärest du sein Erbe.»
    Er rutscht von seinem Schemel und kniet vor mir nieder, streckt mir in der altehrwürdigen Geste des Lehnseids die Hände entgegen. Ich lächele auf ihn hinab, diesen schönen jungen Mann, schön wie ein Spieler bei einem Mummenschanz, der Worte spricht, die niemand glauben kann, und Treue verspricht, wo er nur seinen eigenen Vorteil sucht. «Wirst du an deines Sohnes statt meinen Treueschwur annehmen?», fragt er mit schimmernden Augen. «Erkennst du meinen Eid an und schwörst, dass Henry sich mit mir gegen Richard verbündet? Wir beide vereint?»
    Ich nehme seine Hände in meine kühlen Hände. «Im Namen meines Sohnes, Henry Tudor, des rechtmäßigen Königs von England, nehme ich deinen Treueschwur an», sage ich ernst. «Ihr beide und Elizabeth, die Königinwitwe, werdet zusammen den Keiler besiegen und Freude nach England zurückbringen.»
    ***
    Als ich von dem Abendessen mit Buckingham fortreite, bin ich seltsam unzufrieden, mir ist ganz und gar nicht triumphierend zumute. Ich müsste doch frohlocken: Er glaubt, er habe meinen Sohn in die Falle gelockt und dieser werde sich bewaffnen und für Buckinghams Rebellion kämpfen, dabei haben wir doch ihn um den Finger gewickelt. Die Aufgabe, die ich mir gestellt habe, ist erfüllt; Gottes Wille ist Genüge getan worden. Und doch … und doch … Es ist wohl der Gedanke an die beiden Jungen im Tower, die ihre Gebete sprechen, die in der Hoffnung, am nächsten Tag ihre Mutter wiederzusehen,

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