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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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zur Welt zu bringen, wie es Johannas Berufung war, den französischen König nach Reims zu bringen. Aber ich habe nie mit jemandem darüber gesprochen, außer mit Gott.»
    «Sagen wir, du hast recht.» Flüsternd webt Jasper uns beide in einen Zauber ein. «Sagen wir, mein Bruder ist nicht umsonst gestorben, denn durch seinen Tod wurde dieser Junge zum Earl of Richmond. Der Samen meines Bruders hat diesen Jungen zu einem Tudor gemacht und damit zu einem Neffen zweiten Grades des Königs von England. Weil du ihn ausgetragen hast, ist er ein Beaufort und der Nächste in der direkten Erbfolge des Königs von England. Sagen wir, es sei deine Berufung, diese schweren Zeiten zu überstehen, um diesen Jungen auf den Thron zu bringen. Hältst du das nicht für möglich? Spürst du es nicht?»
    «Ich weiß nicht», sage ich zögerlich. «Ich dachte, meine Berufung zielte auf etwas Höheres. Ich dachte, ich würde Mutter Oberin werden.»
    «Es gibt auf der Welt keine Mutter, die einen höheren Rang einnimmt», sagt er und lächelt mich an. «Du kannst Mutter des Königs von England sein.»
    «Wie würde man mich dann nennen?»
    «Was?» Meine Frage irritiert ihn.
    «Wie würde man mich nennen, wenn mein Sohn König von England wäre, aber ich nicht als Königin gekrönt wäre?»
    Er überlegt. «Wahrscheinlich ‹Eure Hoheit›. Dein Sohn würde deinen Gemahl womöglich zum Herzog ernennen. Dann wärst du ‹Eure Hoheit›.»
    «Mein Gemahl würde Herzog werden?»
    «Das ist die einzige Möglichkeit, wie du Herzogin werden kannst. Ich glaube nicht, dass du als Frau einen eigenen Titel führen kannst.»
    Ich schüttele den Kopf. «Warum sollte mein Gemahl in den Adelsstand erhoben werden, wenn ich die ganze Arbeit geleistet habe?»
    Jasper unterdrückt ein Lachen. «Welchen Titel hättest du denn gern?»
    Ich überlege einen Augenblick. «Man sollte mich ‹Mylady, Königinmutter› nennen», beschließe ich. «Ja, ‹Mylady, Königinmutter›, und ich werde meine Briefe mit ‹Margaret R.› unterzeichnen.»
    «‹Margaret R.›? Du würdest mit ‹Margaret Regina› unterzeichnen? Du würdest dich Königin nennen?»
    «Warum nicht?», fahre ich auf. «Ich werde Mutter eines Königs sein. Ich werde nichts Geringeres sein als Königin von England.»
    Er verneigt sich in gespieltem Zeremoniell. «Dann sollst du Mylady Königinmutter sein, und alle müssen tun, was du sagst.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Sommer 1457
    W ir sprechen nicht mehr über meine Bestimmung und auch nicht über die Zukunft Englands. Jasper ist zu beschäftigt, wochenlang ist er der Burg fern. Im Frühsommer kehrt er zurück, seine Männer zerlumpt, das Gesicht voller Blessuren, aber lächelnd. Er ist nach Süden geritten und hat William Herbert gefangen gesetzt; der Frieden in Wales ist wiederhergestellt. Die Herrschaft über Wales liegt wieder in unseren Händen. Wales wird abermals von einem Tudor für das Haus Lancaster gehalten.
    Jasper schickt Herbert als erklärten Verräter nach London, und wir hören, dass er wegen Verrats vor Gericht gestellt und in den Tower geworfen wird. Mich schaudert bei dem Gedanken, denn ich denke an meinen alten Vormund, William de la Pole. Als er im Tower saß, hat man mich – damals noch ein kleines Mädchen – gezwungen, mein Verlöbnis mit ihm zu lösen.
    «Das spielt keine Rolle», erklärt Jasper mir beim Abendessen. Vor lauter Gähnen fällt ihm das Sprechen schwer. «Verzeih mir, Schwester, ich bin todmüde. Morgen schlafe ich bestimmt den ganzen Tag. Herbert muss mit Sicherheit nicht aufs Schafott, obwohl er es verdient hätte. Die Königin selbst hat mich gewarnt, dass der König Herbert begnadigen und freilassen wird, und dann wird er wieder gegen uns ziehen. Denk an meine Worte. Unser König ist ein Meister im Vergeben. Er vergibt noch dem Mann, der das Schwert gegen ihn erhebt und ganz England gegen ihn aufbringt. Herbert wird freigelassen, und nach einer Zeit wird er nach Wales zurückkehren. Er und ich werden wieder um dieselbe Handvoll Burgen kämpfen. Der König vergibt den Yorks und denkt, sie werden ihm in christlicher Nächstenliebe gewogen sein. Das ist ein Zeichen seiner Größe, ehrlich, Margaret – auch du strebst nach Heiligkeit, es muss in deiner Familie liegen, denn ich glaube, er besitzt sie. Seine Freundlichkeit und sein Vertrauen kennen keine Grenzen. Er erträgt keinen Streit. Er betrachtet jeden Menschen als Sünder, der danach strebt, sich zu bessern, und er tut, was er kann, um ihm zu

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