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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Königs, und dein Gemahl ist sein Halbbruder. Wenn du einen Jungen bekommst – und das wirst du –, wird er Richard of York ein für alle Mal in Schach halten. Denk daran; denk an nichts anderes.»

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    August 1453
    M eine Mutter hat gesagt, die Zeit werde schnell vergehen, doch das tut sie natürlich nicht. Die Tage ziehen sich in die Länge, und nichts geschieht. Meine Halbgeschwister aus der ersten Ehe meiner Mutter mit Oliver St. John erweisen mir nicht mehr Respekt als vorher, obwohl ich jetzt mit einem Tudor verheiratet werde und nicht mit einem de la Pole. Sie lachen mich aus, weil ich in Wales leben muss. Sie erzählen mir, dort wohnten Drachen und Hexen und es gebe keine Straßen, sondern nur riesige Burgen in dunklen Wäldern, wo Wasserhexen aus Quellen steigen, um Sterbliche zu bezaubern. Wo Wölfe in großen Rudeln umherstreifen und Jagd auf Menschen machen. Es ändert sich gar nichts, bis wir eines Abends beim Familiengebet eine halbe Stunde länger auf den Knien bleiben müssen. Meine Mutter spricht den Namen des Königs mit noch größerer Inbrunst als sonst, und wir beten für die Genesung des Königs, Henry  VI ., in dieser seiner Kümmernis. Wir bitten Unsere Liebe Frau, das Kind, das im Leib der Königin wächst, möge ein Junge werden, ein neuer Prinz für das Haus Lancaster.
    Ich beende das Gebet für die Gesundheit der Königin nicht mit «Amen», denn sie war nicht besonders freundlich zu mir. Außerdem macht mir jedes ihrer Kinder die Stellung als nächste Lancastererbin streitig. Ich bitte nicht um eine Totgeburt, denn das hieße ja, ihr etwas Schlechtes zu wünschen, und außerdem würde ich damit die Sünde des Neids begehen. Aber ich bin mir sicher, dass die Jungfrau Maria meine mangelnde Begeisterung verstehen wird, die Himmelskönigin, die alles über Erbschaft weiß und darüber, wie schwer es ist, Thronerbin zu sein, aber eben nur ein Mädchen. Was auch geschieht, ich könnte nie Königin werden; niemand würde das akzeptieren. Sollte ich aber einen Sohn haben, so hat er einen starken Thronanspruch. Die Jungfrau Maria bekam natürlich auch einen Sohn, das war es, was alle von ihr erwarteten, und so wurde sie zur Muttergottes und Himmelskönigin und konnte sich Maria Regina nennen:
Maria R
.
    Ich warte, bis meine Halbgeschwister zum Abendessen vorausgelaufen sind, und frage meine Mutter, warum wir so inständig für die Gesundheit des Königs gebetet haben und was sie mit «dieser seiner Kümmernis» gemeint hat. Ihr Gesicht ist angespannt vor Sorge. «Dein neuer Vormund, Edmund Tudor, hat mir einen Brief geschrieben», sagt sie. «Er spricht davon, dass der König in eine Art Trance gefallen ist. Er sagt nichts, und er tut nichts; er sitzt still mit gesenkten Augen da und kann nicht geweckt werden.»
    «Spricht Gott zu ihm?»
    Gereizt rümpft sie die Nase. «Tja, wer weiß? Wer weiß? Deine Frömmigkeit macht dir gewiss alle Ehre, Margaret. Doch wenn Gott zum König spricht, dann hat er sich für diese Unterhaltung nicht die beste Zeit ausgesucht. Sobald der König auch nur das geringste Zeichen von Schwäche zeigt, wird der Duke of York die Gelegenheit ergreifen und die Macht an sich reißen. Die Königin ist vor das Parlament getreten und hat alle Macht des Königs für sich beansprucht, aber sie werden ihr niemals vertrauen. An ihrer Stelle werden sie Richard of York zum Regenten ernennen. So viel ist gewiss. Dann werden wir von den Yorks regiert, und du wirst bald merken, dass sich unser Blatt rasch zum Schlechteren wendet.»
    «Inwiefern?»
    «Wenn sich der König nicht erholt, werden wir von Richard of York regiert und nicht vom König. Richard und seine Familie werden eine lange Regentschaft genießen, bis das Kind, das die Königin jetzt erwartet, zum Mann herangewachsen ist. Sie haben viele Jahre Zeit, sich in den besten Stellungen in der Kirche, in Frankreich und in England einzunisten.» Von ihrer eigenen Gereiztheit angespornt, eilt sie vor mir her zur großen Halle. «Ich rechne damit, dass sie zu mir kommen werden, um deine Verlobung rückgängig zu machen. Sie werden nicht erlauben, dass du mit einem Tudor aus dem Hause Lancaster verlobt bist. Sie werden wollen, dass du in ihr Haus einheiratest, und wenn das Haus Lancaster durch dich weiterleben soll, muss ich ihm die Stirn bieten. Das wird Richard of York gegen mich aufbringen, und das bedeutet jahrelange Schwierigkeiten.»
    «Aber warum spielt das eine so große Rolle?», frage ich und bemühe

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