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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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bestechen oder eine Vereinbarung treffen. Er giert wie ein Kind über einer Teigschüssel. Er ist widerlich korrupt und so vertrauenswürdig wie eine Katze. Unser gemeinsames Vermögen gibt sicher genug her, um ihn zu bestechen. Schließlich gehören wir beide zu den ganz großen Grundbesitzern.»
    «Und Richard, der andere Bruder?», frage ich.
    «Treu wie ein Hund», antwortet Lord Stanley. «Treu wie der weiße Keiler, sein Emblem. Mit Herz und Seele Edwards Mann. Er hasst die Königin, es gibt also bei Hofe diesen einen kleinen Riss, wenn man ganz genau hinschaut. Aber Ihr hättet große Mühe, auch nur die Spitze eines scharfen Dolches hineinzustoßen. Richard liebt seinen Bruder, und er verabscheut die Königin. Bei William Hastings, dem engen Freund des Königs, ist es dasselbe. Was nützt es indes, in einem so unerschütterlichen Haus nach Rissen zu suchen? Edward hat einen hübschen, starken Sohn in der Wiege und allen Grund, auf weitere zu hoffen. Elizabeth Woodville ist eine fruchtbare Frau. Die Yorks sind hier, um zu bleiben, und ich mache mich zu ihrem vertrauenswürdigsten Untertan. Als meine Gemahlin müsst Ihr lernen, sie so zu lieben wie ich.»
    «Aus Überzeugung?», frage ich so verhalten wie er.
    «Fürs Erste bin ich überzeugt», zischt er leise wie eine Schlange.

[zur Inhaltsübersicht]
    1482
    M it dem Verstreichen der Jahre passe ich mich dem Lebensrhythmus meines neuen Gemahls an. Wenngleich er mich lehrt, dieser königlichen Familie ein so guter Höfling zu werden, wie ich und die Meinen es dem wahren königlichen Hause waren, ändere ich mich nie: Ich verachte sie noch immer. Wir leben in einem Haus in London, und er bestimmt, dass wir die Wintermonate mehr oder weniger bei Hofe verbringen, wo er dem König täglich seine Aufwartung macht. Er ist Mitglied des Kronrates, und er gibt dem König stets vorsichtige und kluge Ratschläge. Für seine Besonnenheit und Weltkenntnis wird er hoch geschätzt. Er ist äußerst bedacht darauf zu halten, was er verspricht. Einmal in seinem Leben hat er die Seite gewechselt, nun tut er alles, damit die Yorks ihm glauben, er werde es nie wieder tun. Er will sich unentbehrlich machen. Er steht fest wie ein Fels in der Brandung. Sie nennen ihn den «Fuchs», ein Tribut an seine Vorsicht, doch seine Loyalität steht außer Zweifel.
    Als er mich bei Hofe als seine Gemahlin vorstellte, war ich überraschenderweise nervöser, als würde man mich dem Hof eines wahren Monarchen präsentieren. Sie war nur die Witwe eines Gutsherrn, aber diese raffsüchtige Königin hat mein ganzes Leben beherrscht, und während ihr Glücksstern unaufhaltsam gestiegen ist, ist meiner noch nicht aufgegangen. Wir standen auf unterschiedlichen Seiten des Glücks, und während sie auf der Sonnenseite war, bin ich immer tiefer gefallen. Sie hat ihren Schatten auf mich geworfen; sie hat in den Palästen gelebt, die die meinen hätten sein sollen; sie hat die Krone getragen, die von Rechts wegen mir gebührt. Ihre Roben sind mit Hermelin besetzt, nur weil sie schön und verführerisch ist, dabei hätte ich aufgrund meiner Herkunft Anspruch auf diese Pelze. Sie ist sechs Jahre älter als ich und war mir immer voraus. Sie stand am Straßenrand, als der yorkistische König vorüberritt. Genau in dem Jahr, in dem er sie erblickt, sich in sie verliebt und sie geheiratet hat, um sie zu seiner Königin zu machen, in demselben Jahr musste ich meinen Sohn im Gewahrsam meines Feindes zurücklassen, um mit einem Gemahl zu leben, von dem ich wusste, dass er weder meinem Sohn ein Vater sein noch für meinen König kämpfen würde. Ihre Hennine wurden von Jahr zu Jahr höher, die Spitzenschleier feiner. Während hermelinverbrämte Roben für sie angefertigt und Lieder auf ihre Schönheit geschrieben wurden, während sie die Gewinner der Turniere belohnte und Jahr um Jahr ein Kind gebar, lief ich in die Kapelle und betete auf Knien darum, dass mein Sohn, auch wenn er im Haus meines Feindes aufwuchs, nicht zu meinem Feind werden möge. Und mein Gemahl, wenn er auch ein Feigling war, nicht zum Feind überlief. Dass der Mut Johannas mich nicht verließ und ich die Kraft fände, meiner Familie, meinem Gott und mir selbst die Treue zu halten. All die Jahre, in denen mein Sohn Henry bei Herberts aufwuchs und ich machtlos war, in denen ich höchstens Stafford eine gute Gattin sein konnte, verbrachte diese Frau damit, vorteilhafte Ehen für ihre zahlreichen Angehörigen einzufädeln. Sie schmiedete Ränke gegen

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