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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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Einsatz in Spanien nichts einbrachte, hatte ich doch genug von dem Land gesehen, um zu wissen, dass es einem unvermögenden Ritter Chancen bot. Das maurische Reich hatte sich in zwanzig Kriegsparteien aufgesplittert. Ich erbat von Wilhelm von Aquitanien meinen Abschied, um als Söldner nach Spanien zurückzukehren. Auf seinen Vorschlag trat ich bei König Ferdinand von Kastilien und Léon in Dienst. Mein erster Einsatz unter Ferdinand war eine Strafexpedition gegen al-Muqtadir von Saragossa. Der Emir hatte Barbastro zurückerobert und die Garnisonsbesatzung aus Franken und Spaniern getötet. Bis zu diesem Zeitpunkt war er in Kastilien tributpflichtig gewesen. Ferdinand und Al-Muqtadir hatten sogar als Verbündete gegen die Widersacher Kastiliens gekämpft. Doch ermutigt von seinem Erfolg in Barbastro, brach der Emir die Beziehungen zu Kastilien ab. Unsere Strafexpedition hatte allerdings keinen Erfolg, und binnen eines Jahres war Ferdinand tot. Sein Reich wurde zwischen seinen drei Söhnen aufgeteilt, und ich habe meinen Treueid auf Ferdinands ältesten Sohn, Sancho  II . von Kastilien, übertragen.
    Zwei Jahre später belagerten wir Saragossa ein zweites Mal. Dieser Feldzug war ein Erfolg, und al-Muqtadir wollte Frieden, bezahlte ein hohes Lösegeld und musste sich durch Eid zu Tributzahlungen an Sancho verpflichten. Er war als Verbündeter sehr wichtig, denn zu dieser Zeit kämpfte Kastilien an drei Fronten zugleich – gegen Aragon im Osten und gegen Léon und Galicien im Westen und Norden.
    Die nächsten drei Jahre kämpfte ich gegen Sanchos Feinde. Nach jeder Kampfsaison kehrte ich nach Aquitanien zurück. Meine Ehe war glücklich, und wir hatten drei Kinder. Das jüngste war noch nicht geboren, als ich meine letzte Reise nach Spanien antrat. Ich hatte einen Neffen des Herzogs von Aquitanien dabei, er hieß Roland. Wilhelm hatte mich gebeten, ihn unter meine Fittiche zu nehmen, damit er die Kriegskunst erlernte. Ich kannte ihn. Seine Besitzungen lagen einen Tagesritt von meinen entfernt, und er war häufig bei uns zu Besuch gewesen. Roland war neunzehn Jahre alt, ungewöhnlich schön, ein guter Sänger und Tänzer, jeder Zoll der vornehme Adlige. Kurz gesagt: Die Natur hatte ihn mit allen Talenten ausgestattet, die mir versagt geblieben waren.»
    Vallon sah sich um. «Und außerdem war er heimtückisch und feige. Es hat eine Weile gedauert, bis ich seinen wahren Charakter erkannte. Mir gegenüber gab er sich charmant und respektvoll, aber hinter meinem Rücken spottete er über meine niedrigere Geburt und ließ sich über die Erniedrigung aus, unter meinem Kommando dienen zu müssen. Das Ereignis, das meinen Ruin nach sich zog, war banal. Sancho hatte erfahren, dass Emir al-Muqtadir das Friedensabkommen mit Kastilien brechen wollte. Ich wurde damit beauftragt, einen kleinen Aufklärungstrupp an die Grenze von Saragossa zu führen. Wir waren nur zu zwölft, einschließlich Roland und zweier seiner Freunde. Wir sollten feststellen, ob es Anzeichen dafür gab, dass der Emir einen Einmarsch plante. Aber wir sollten auf keinen Fall für Provokation sorgen.
    Du kannst dir wahrscheinlich schon denken, was passiert ist. Gegen Ende eines ermüdenden Tages, an dem wir außer ein paar Schäfern keine Menschenseele gesehen hatten, kamen wir um eine Wegbiegung und überraschten zwei maurische Späher. Sie galoppierten sofort durch ein ausgetrocknetes Flussbett davon. Bevor ich ihn aufhalten konnte, machten sich Roland und seine Freunde an die Verfolgung. Ich rief ihnen nach, dass sie es lassen sollten. Ich rief, dass dies eine Falle sei. Aber sie reagierten nicht.
    Darauf sind wir anderen ihnen hinterhergejagt, aber wir kamen zu spät. Weniger als eine Meile den Flusslauf hinunter war Roland auf einen Trupp maurischer Reitersoldaten getroffen. Seine Freunde hatten sie schon getötet, und er selbst lag auf den Knien und bettelte um Gnade. Der Feind war zu stark für uns. Die Mauren töteten meine gesamte Patrouille, mit Ausnahme von Roland und mir. Ihn verschonten sie, weil er der Neffe eines Herzogs war und ein hohes Lösegeld einbringen würde, und mich nur deshalb, weil mich einer der maurischen Offiziere wiedererkannte.
    Wir wurden nach Aljafería, in den Sommerpalast des Emirs in Saragossa, gebracht. Al-Muqtadir kannte meinen Ruf – er wusste, dass ich in der Armee gekämpft hatte, von der die Untertanen seines Bruders in Barbastro massakriert worden waren. Er hatte keinen Grund, mir gegenüber Gnade walten zu lassen,

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