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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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sieh dich an. Isst nichts mehr. Schläfst nicht mehr. Du bist rettungslos verliebt, mein Freund.»
    Wayland musterte die Bäume. Ein Hahn krähte. «Ich fühle mich schrecklich.»
    «Da gibt’s nur ein Gegenmittel. Werd sie los, bevor es zu spät ist. Du kommst schnell drüber weg. Sie ist ziemlich hübsch, das stimmt, aber es gibt immer ein anderes Mädchen in der nächsten Stadt. Und ein so schöner Junge wie du muss für sein Vergnügen bestimmt nicht mal bezahlen.»
    Wayland zupfte ein Grasbüschel aus der Wiese.
    «Es ist ja nicht so, dass sie verhungern müsste.»
    «Ich weiß. Ich hatte den Entschluss ja auch gefasst, aber als es so weit war, hat mir der Mut gefehlt.»
    Raul hörte auf zu kauen und schien Wayland in einem ganz neuen Licht zu betrachten. «Sie hat dich verhext.»
    Wayland war bereit, alles zu glauben. «Meinst du wirklich?»
    «Ich weiß es. Nur eine Hexe kann dich dazu gebracht haben, im Angesicht einer Normannenarmee ins Meer zu springen. Und über den Hund hat sie auch einen Zauber verhängt. Sieh dir doch bloß an, wie er ihr folgt, als wäre er ein unschuldiges Lämmchen. Und ihre Augen – sehr eigenartig.»
    Wayland warf das Grasbüschel weg. Hinter ihnen war die Sonne aufgegangen. Am Himmel wurde eine zarte Wolkenbank sichtbar. Der schläfrige Ruf eines Kuckucks tönte von einem Dickicht herüber.
    Raul lehnte sich zurück und faltete die Hände über dem Bauch. «Ich kenne einen Mann, der sich in eine Hexe verliebt hat. Sie war das Schönste, was er je gesehen hatte. Blond wie deine Syth, aber mit ein bisschen mehr Fleisch auf den Rippen. Jedenfalls hat dieses hinreißende Wesen den Mann mit in ihr Bett genommen und ihm jede Wonne zuteilwerden lassen, die er sich nur wünschen konnte. Schließlich hatte er sein Vergnügen gehabt und legte sich mit seiner Liebsten in den Armen im Bett zurück. Und weißt du, was dann passiert ist?»
    «Was?»
    Raul setzte sich auf. «Dann ist vor seinen Augen ihr Gesicht von ihrem Schädel gerutscht und das Fleisch von ihren Rippen abgefallen. Statt eine Schönheit umarmte er plötzlich eine Leiche, in der Würmer und Maden herumwimmelten.»
    Wayland starrte ihn entsetzt an.
    Raul wischte sich ein paar Krümel vom Mund. «Da vorne kommt einer.»
    Wayland löste seinen Blick von Raul. Ein blasser, zerlumpter Junge trödelte in ihre Richtung und sah sich dabei so staunend um, als wäre die ganze Welt eine Wunderkammer. Dann betrat er ein schmales Roggenfeld und klatschte in die Hände. Darauf flogen ein paar Ammern in die nächste Hecke. Nachdem er noch mehrere Male halbherzig in die Hände geklatscht hatte, spähte der Junge verstohlen um sich, bevor er den Grenzstein am Feld seiner Familie anhob und ein Stück weiter wieder ablegte. Dann ging er zu der Hecke und begann daran entlangzugehen, immer auf der Suche nach Vogelnestern.
    Raul stand ungeduldig auf. «Wo bleiben denn die übrigen Faulpelze?»
    Eine Glocke begann zu läuten.
    Raul schlug sich aufs Knie. «Was sind wir bloß für Tölpel! Heute ist Sonntag. Da sind alle in der Kirche.» Er kicherte boshaft in sich hinein. «Umso besser.»
     
    Sie gingen einen Weg entlang, der von Gurtbogenhäusern gesäumt wurde. Vor den Häusern lagen Gemüsegärten, dahinter Viehkoppeln. Milchkühe sahen sie mit ihren verträumten Blicken an, üppige Büschel Frühlingsgras hingen aus ihren Mäulern. Die Baumblüte hatte begonnen und die Apfelbäume und Quitten weiß und rosa überhaucht. Kinder, die Wasser oder Futter holten, flohen kreischend vor den unbekannten Gesellen, hielten erst in sicherer Entfernung an und beobachteten sie zwischen ihren Fingern hindurch. Dann folgten sie ihnen in einiger Entfernung, und die kühneren Jungen drückten die Brust heraus und schwangen die Glieder, um Rauls Gang nachzuahmen. Bis Wayland und Raul bei der Kirche waren, hatten sie eine ansehnliche Gefolgschaft hinter sich versammelt.
    Hinter ein paar dunklen Eiben sah Wayland ein gemauertes Kirchenschiff und einen quadratischen Turm mit Bogengängen und Spitzfenstern. Auf dem Friedhof grasten Schafe. Sie lehnten ihre Waffen außen neben die schwere Eichentür.
    «Findest du nicht, wir sollten abwarten, bis die Messe vorbei ist?», fragte Wayland.
    «Überlass das mir. Denk dran, dass wir es mit armen Schluckern zu tun haben, die noch nie weiter als bis zum nächsten Dorfmarkt gekommen sind. Es bringt nichts, ihre Rübenköpfe mit irgendwelchem Gerede über Island oder Griechenland durcheinanderzubringen.»
    Dann zog sich

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