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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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anzulegen.»
    Schritte kamen auf den Kuhstall zu. Der Bauer und zwei andere Männer kamen bis vor die Tür, gingen dort unruhig auf und ab und schwangen unsicher ihre Waffen.
    «Geht wieder schlafen», sagte Vallon zu ihnen.
    Der Bauer sprach mit Drogo. Der Normanne machte eine hilflose Geste, und die Isländer zogen sich murmelnd und kopfschüttelnd zurück. Vallon angelte sich mit dem Fuß einen Hocker und setzte sich.
    «Ich habe von dem Schiffsuntergang gehört. Wo sind deine Männer?»
    Drogos Kinn begann zu zittern. Er wandte den Blick ab. «Einer ist ertrunken, und die beiden anderen haben sich die Knochen gebrochen. Sie sind zu verkrüppelt zum Reisen.»
    Vallon legte seine Hände über den Knauf seines Schwertes und sah Drogo beinahe verwundert an. «Du bist nicht gerade vom Glück verfolgt, oder?»
    «Wenn ich mich erholt habe, werden wir ja sehen, wem das Glück hold ist.»
    «Ich sollte dir jetzt sofort den Kopf abschlagen und damit ein für alle Mal dafür sorgen, dass du mir nicht mehr nachstellst. Totschlag steht in Island nicht unter Strafe. Die Leute hier verlassen sich lieber auf ihre Sippen und Gefolgsleute, wenn sie einen Streit zu regeln haben. Du hast hier niemanden. Ich dagegen habe immer noch meine Leute.»
    Während Vallon dies sagte, wurde ihm klar, dass Helgi bald von Drogo erfahren würde. Er konnte sich vorstellen, wie die beiden ihren Hass auf ihn gemeinsam noch befeuern würden.
    «Wie viele von deiner Gruppe sind noch übrig?», murmelte Drogo.
    «Alle, bis auf den Engländer, der in Northumbrien getötet wurde.» Vallon runzelte die Stirn. «Du bist mit dem Schiff von Orkney gekommen. Bist du Snorri begegnet, unserem Schiffsmeister?»
    «Ich dachte, er wäre mit euch hier.»
    Vallon schnalzte mit der Zunge. «Armer Snorri.» Dann schwieg er eine Weile. Als er wieder zu sprechen begann, schlug er beinahe einen Plauderton an. «Richard und Hero sind in Handelsgeschäften unterwegs. Wayland und Raul sind nach Grönland gesegelt, um Gerfalken zu suchen. Sie sind jetzt zwei Monate weg, und ich mache mir langsam Sorgen.»
    «Es überrascht mich, dass mein Schwächlingsbruder überhaupt noch lebt.»
    «So ein Schwächling ist er gar nicht. Er ist kräftiger geworden und hat mehr Selbstvertrauen, seit er deiner Tyrannei entkommen ist. Ich habe ihn zum Schatzmeister ernannt, und er hat sich als sehr gewitzt im Umgang mit Geld erwiesen.» Vallon beugte sich vor. «Jeder aus meiner Gruppe steht unter meinem Schutz. Ich betrachte jeden Versuch, einem von ihnen etwas anzutun, als Angriff auf mich selbst.»
    Drogo rutschte unruhig herum. «Du wirst dich einem Gottesurteil stellen. Sobald meine Rippen geheilt sind, fordere ich dich zu einem Kampf auf Leben und Tod heraus.»
    Vallon stand auf. Ihm war schwindlig vor Hunger, und er hatte noch den Ritt zurück nach Ottarshall vor sich. «Du wirst noch nicht gesund genug zum Kämpfen sein, bevor wir von hier weggehen. Wir segeln, sobald die
Shearwater
zurück ist.»
    «Also hast du immer noch vor, Walter zu befreien.»
    «Warum nicht? Den schwierigsten Teil haben wir hinter uns.»
    «Was hat dir Lady Margaret als Gegenleistung angeboten?»
    «Die Gewinne aus den Handelsgeschäften.»
    «Da muss noch etwas gewesen sein.»
    Vallon ging zur Tür. «Was immer meine Gründe für diese Reise sind, sie sind ehrenwerter als deine Gründe dafür, mich daran zu hindern.» Am Eingang blieb er noch einmal stehen. «Brauchst du irgendetwas?»
    Drogo zuckte zusammen. «Ich krepiere lieber, als von dir Almosen anzunehmen.»
    «Wie du wünschst.»

XXVII
    H ero und Richard schlossen ihre Handelsmission in Skalholt ab. Dort tauschten sie die übrigen Tontöpfe gegen ein halbes Dutzend Säcke Schwefel und Wollballen ein. An diesem Abend speisten sie mit dem Bischof. Weil es ein Fastentag war, aßen sie fermentierten Hai und gekochte Robbe, die als Fisch zählte. Der Bischof erkundigte sich nach ihren Handelsgeschäften und erklärte ihnen, dass sie viel härter hätten verhandeln können. Kochgefäße waren so knapp, dass sie sogar von wohlhabenden Haushalten nur angemietet wurden und der Bischof vor kurzem einen Kirchenbann über einen Ruchlosen verhängen musste, der es gewagt hatte, im Taufbecken einen Eintopf zu kochen.
    Der Bischof hieß Isleifur und war der Sohn Gissurs des Weißen, eines der ersten isländischen Clanführer, die getauft wurden. Isleifur räumte ein, dass die heidnischen Praktiken in entlegenen Regionen nicht vollständig ausgerottet worden waren.

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