Der Thron der Welt
machen, sobald es heller würde.»
«Wir haben Euch verflucht», sagte Richard.
«Da seid ihr nicht die Einzigen. Aber erzählt weiter.»
«Nach einem heftigen Regenschauer haben sich dann die Wolken verzogen, und der Mond zeigte sich. Wir dachten, dass wir unterhalb des Lagers wären.» Hero berührte einen der Isländer an der Schulter. Vallon erkannte ihn als den Jüngling, der vor den Frauen auf die
Shearwater
gesprungen war. «Rorik ist das Ufer hinaufgeschlichen, um nach dem Lager zu suchen. Er hat nicht lange gebraucht. Das Lager war hinter dem nächsten Ufervorsprung, keinen Pfeilschuss von unserem Versteck entfernt. Als Rorik dort ankam, rückten die Wikinger gerade aus.»
«Also habt ihr gewartet, bis sie weg waren, und dann habt ihr das Langschiff angezündet.»
Sie wechselten Blicke. Raul sah unter seinen versengten Augenbrauen auf. «Wir waren vollkommen erledigt, nass bis auf die Knochen und wurden beinahe wahnsinnig wegen der Mücken. Unsere Kienspäne waren feucht geworden, und wir hatten keine Ahnung, wie viele Wikinger das Lager bewachten oder wo ihre Posten standen. Ihr könnt mich auspeitschen oder kielholen, Hauptmann, aber mein einziger Gedanke war, unsere Haut zu retten.»
Vallon lehnte sich zurück. «Unter diesen Umständen hätte ich wahrscheinlich die gleiche Entscheidung getroffen.» Er grinste. «Aber dann hast du aus irgendeinem Grund deine Meinung geändert.»
Hero nahm den Faden wieder auf. «Wir sind an der Einmündung der Bucht vorbeigerudert, haben uns so vorsichtig in die Riemen gelegt, als wären es Federn. Das Langschiff lag nur fünfzig Schritt von uns entfernt, und es schien niemand an Bord zu sein. Wir sind immer weitergerudert, aber dann hat Richard gesagt: ‹Wir können uns nicht einfach so wegschleichen. Was sollen wir denn Vallon erzählen?›»
Richard grinste verlegen. Vallon starrte ihn an.
Raul spuckte aus. «Wir haben uns alle angesehen, und dann sind wir, ohne ein Wort zu wechseln, auf das Schiff zugerudert. Aber klar, wir hatten erst ein paarmal die Riemen durchgezogen, als am Ufer ein lauter Schrei ertönte und zwei Wachen aufsprangen, die an Bord geschlafen hatten. Außerdem rannten drei Wikinger von ihrem Posten auf dem Hügel herunter. Ich habe auf einen der Wächter auf dem Schiff gezielt. Zwanzig Schritt Entfernung. Den konnte ich nicht verfehlen.» Raul spuckte erneut aus. «Hab ich aber doch. Der Regen hatte meine Bogensehne lascher werden lassen als den Schwanz des Papstes.»
Richard kicherte hinter vorgehaltener Hand.
«Wir haben uns an Bord gekämpft», sagte Raul. «Ich habe mich um eine der Wachen gekümmert. Rorik und Bjarni haben die andere erledigt. Skapti ist bei dem Kampf getötet worden und ins Wasser gekippt, Gott nimm ihn in Gnaden auf.»
Vallon nickte. Er hatte nicht die geringste Vorstellung, wer Skapti gewesen war.
«Inzwischen waren die Wachen von den Hügelposten beinahe an der Bucht. Es blieb nur noch Zeit, das Ankertau zu kappen und das Schiff vom Ufer abzustoßen. Zwei von den Wikingern sind ins Wasser gerannt, aber wir haben mit Rudern auf sie eingeschlagen. Der andere ist am Ufer geblieben und hat Alarm geblasen. Während wir anderen die zwei im Wasser abwehrten, haben sich Hero und Richard darangemacht, das Feuer anzuzünden.»
«Es wollte einfach nicht brennen», sagte Hero. «Es stand mindestens ein Zoll Wasser im Schiff, und die Planken hatten sich mit Regen vollgesogen. Zum Glück für uns hatten die Wikinger das Segel ausgebessert. Wir haben es mit Öl eingeweicht, sämtliche Bündel mit Feuerholz um den Mast aufgeschichtet, und unsere Mischung darübergeschüttet. Selbst danach hat es noch eine Ewigkeit gedauert, bis das Feuer brannte. Als es sich dann aber richtig entzündete, sind die Flammen den halben Mast hinaufgeschossen. Die Wikinger hatten ihre Ruder im Schiff gelassen. Wir haben sie, zusammen mit allem anderen, was wir an Brennbarem finden konnten, eingesammelt und ins Feuer geworfen.»
Raul fiel ihm ins Wort. «Als die Wikinger das Feuer gesehen haben, hat der am Ufer das Beiboot ins Wasser geschoben, und die beiden im Wasser sind darauf zugewatet. Hero hat gebrüllt, dass wir von Bord müssten, aber die Rah und das Segel waren brennend aufs Deck gestürzt, und zwischen mir und unserem Boot loderte eine Feuerwand. Inzwischen waren die drei Wikinger schon beinahe am Schiff. Hauptmann, Ihr wisst, dass ich nicht schwimmen kann, sonst wäre ich über Bord gesprungen. Also habe ich die Luft angehalten, die
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