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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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und ließen sich schneller auf der Wunde nieder, als Hero sie reinigen konnte. Er wischte sich die Stirn an der Schulter ab.
    «Licht und ein paar Räucherfeuer.»
    «Wisch es einfach ab und näh es zu», sagte Vallon.
    Hero spuckte ein Moskito aus. «Da sind viele Fremdkörper in der Wunde. Lasst es mich auf meine Art machen.»
    Vallon versetzte ihm einen Klaps und schloss die Augen.
    Die anderen zündeten zwei Räucherfeuer an, und Hero zupfte mit der Pinzette Metallfragmente und Stofffasern, Rindenstückchen und Kiefernnadeln aus der Wunde. «Richard, streu ein bisschen Schwefel ins Feuer, um die Luft zu reinigen.»
    Vallon hustete, als er den Gestank nach faulen Eiern einatmete. «Hero, deine Heilungsmethoden sind ja schlimmer als die Verletzung.»
    Die Schwefeldämpfe töteten die Moskitos zu Tausenden. Die toten Insekten segelten aus der Luft herunter, und Hero musste immer wieder einige aus der Wunde sammeln. Dann nahm er eine Flasche aus seinem Medizinkasten.
    «Was ist das?»
    «Starker Wein, der mit venezianischem Terpentin und Balsamöl versetzt ist. Er wirkt gegen Wundfäule.»
    Vallon zuckte vor den flüchtigen Dämpfen zurück.
    «Das trinke ich nicht. Es riecht wie eine Flüssigkeit zum Einbalsamieren von Leichen.»
    «Das ist für den Wundverband. Es wird ein bisschen brennen.»
    Hero träufelte ein wenig von dem Desinfektionsmittel in einen Becher, tauchte einen Pinsel mit Eichkatzenborsten hinein und betupfte damit die Wunde. Vallon keuchte auf, als sich die Mixtur in sein rohes Fleisch brannte. Hero benetzte die Wunde und die Haut in ihrem Umfeld. «Besser kann ich die Stelle nicht reinigen. Und jetzt muss ich die Wunde schließen. Das wird weh tun. Trinkt lieber ein bisschen von dem Schlafmittel.»
    «Spar es für jemanden auf, der schwerer verletzt ist als ich. Es ist ja nur eine Fleischwunde.»
    «Wollt Ihr den Helden spielen?»
    «Das ist nicht meine erste Verwundung. Gib mir einen Stock, auf den ich beißen kann, und fang an.»
    Raul wusste, was er zu tun hatte. Er schnitt einen Ast mit dem richtigen Durchmesser zurecht, gab ihn Vallon, und packte ihn an den Armen. «Wayland, du hältst ein Bein fest, Drogo, du nimmst das andere.»
    Hero fädelte einen Faden aus Schafsdarm in die Nadel ein. Für das Zusammenklemmen der Wundränder benutzte er kleine Klammern aus seinem Kasten. Seine Hand zitterte, als er sich auf den ersten Nahtstich vorbereitete. «Das habe ich noch nie gemacht. Jedenfalls nicht bei einem lebenden Menschen.»
    «Gib mir das Ding», sagte Wayland.
    Raul grinste Vallon an. «Mit Wayland fahrt Ihr gut. Ich hab ihn mal den Bauch seines Hundes zusammennähen sehen. Die Naht war so fein, wie man es sich nur wünschen kann.»
    «Das ist ja beruhigend.»
    «Wasch dir die Hände», sagte Hero zu Wayland. «Und schrubb sie richtig.»
    Wayland wusch sich die Finger, und Hero ließ ihn sich die Hände noch mit Desinfektionsmittel abspülen. «Die Stiche sollen einen Fingerbreit auseinanderliegen. Dann kann das Wundsekret abfließen.»
    Wayland sah Vallon an. «Bereit?»
    Vallon biss auf den Stock.
    Wayland steckte die Nadel in den Muskellappen, zog sie mit dem Faden durch und stach sie durch den gegenüberliegenden Wundrand. Vallons Unterleib verkrampfte sich, und die Sehnen an seinem Hals traten hervor. Seine Stirn war schweißgebadet. Wayland beendete den ersten Nahtstich und sah ihn an.
    «Mach weiter», sagte Raul.
    Einundzwanzig Stiche waren notwendig, um die Wunde zu vernähen. Vallon holte keuchend Luft, drehte den Kopf hin und her, krallte sich mit den Fingern in den Boden, doch er verlangte keine Pause, bis die Operation beendet war.
    «Fertig», sagte Hero.
    Vallon spie den Stock aus, beugte sich zur Seite und würgte. Tränen liefen aus seinen Augen, sein Gesicht war beinahe schwarz. Japsend wie eine Frau in den Wehen richtete er sich auf, starrte auf seinen Nabel, schrie auf wie ein Kind und fiel zurück.
    Hero legte eine Torfmull-Packung auf die Naht und bandagierte sie mit Leinenstreifen. «Ihr dürft Euch nicht bewegen, bis sich die Wunde verschließt. Und keine feste Nahrung, bevor ich es erlaubt habe.»
    Vallons Lachen endete mit einem Schmerzenslaut. «Sehe ich so aus, als wäre ich hungrig oder voller Tatendrang?» Dann wich das Blut aus seinem Gesicht, und seine Lider begannen zu flattern. «Ich glaube, ich werde ohnmächtig.»
     
    Als Vallon im Zwielicht wieder erwachte, saß Hero neben ihm.
    «Wie fühlt Ihr Euch?»
    «Schlecht. Krank. Als hätte mich ein Pferd in

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