Der Thron der Welt
Sattel gebunden. Die übrigen trieben zwei Kühe, ein Pferd und einen Ochsen vor sich her.
Wayland rannte auf die lodernden Flammen zu. Die Hitze ließ sein Haar knistern und sein Gesicht prickeln, bevor sie ihn zurücktrieb. Schreiend stand er da, als das Dach einbrach und ein Feuerball zum Himmel aufstieg. Dann stürzten die Außenwände ein, und Wayland sank auf den Boden, betäubt von allem, was er gesehen hatte.
Irgendwann wurde ihm bewusst, dass der Hund mit dem Kopf gegen seine Beine stieß. Waylands Gesicht und seine Hände waren verbrannt, die Haut schälte sich. Ihm wurde bewusst, dass inzwischen die Abenddämmerung hereingebrochen war, und seine Schwester fiel ihm wieder ein. Er versuchte zu rennen, aber seine Beine wollten ihm nicht gehorchen. Er taumelte und stolperte, schwankte durch den Wald.
Der Korb mit den Pilzen stand immer noch unter dem Baum, aber Edith war verschwunden. Er lauschte, doch er vernahm nur die Geräusche des nächtlichen Waldes. Er rief nach Edith, leise zuerst, dann lauter. Eine Eule schrie. Wayland fand Ediths Spur. Sie führte auf die Schlucht zu. Die Bäume standen in diesem Teil des Waldes so dicht wie nirgends sonst, sodass selbst am helllichten Tage alles in Dämmer getaucht war. Der Hund war zu jung und erschrocken, um eine Hilfe zu sein. Er drückte sich an Waylands Beine, wich keinen Fingerbreit von ihm, und Wayland suchte und rief, bis es zu dunkel war, um noch irgendetwas zu erkennen. Dann ließ er sich mit dem Rücken an einem Baum heruntergleiten und blieb unbewegt sitzen. Wind kam auf, und es begann zu regnen. Eine Zeitlang rief er noch nach Edith, immer heiserer klang seine Stimme. Dann saß er nur noch da, den Blick ins Leere gerichtet, und der Hund drückte sich zitternd an ihn, während Wayland den Albtraum erneut durchlebte und sich auf den nächsten gefasst machte.
In der tropfnassen Morgendämmerung des nächsten Tages folgte er der Spur seiner Schwester über einen Friedhof vom Wind gefällter Baumgiganten am Rande der Schlucht. Bei einem Erdloch neben einer alten Esche endete die Spur. Einen Moment lang dachte er, sie wäre vielleicht in die Höhle eines Tieres gefallen. Doch als er in das Loch hinunterspähte, sah er durch Wurzelgewirr hindurch weit unten Wasser. Ediths Körper wurde in sein Blickfeld geschwemmt, sie trudelte mit dem Gesicht nach unten in der Strömung, das lange blonde Haar wie ein Fächer auf der Wasseroberfläche ausgebreitet. Er stieg hinunter, zog sie hoch, küsste ihr bleiches Gesicht und hielt sie fest an sich gedrückt. Als er sie auf den Boden legte, spürte er, wie sich etwas in seinem Inneren bis zum Zerreißen spannte. Er nahm ihr das Kreuz ab, warf den Kopf zurück und brüllte die Götter oder Ungeheuer an, die so schreckliche Grausamkeiten über seine Familie verhängt hatten.
Von diesem Tag an sprach er nie mehr ein Wort.
VI
W ieder schneite es, und dann setzte Frost ein. Eine Woche lang brachte der Winter das Land zum Stillstand. Der Frost war so stark, dass sich an den Flussufern Eisschollen bildeten und in den Nächten mit hallendem Knacken Bäume auseinanderbrachen. Im großen Palas drängten sich die Garnisonsangehörigen um das Feuer. Frische Lebensmittel wurden knapp. Die Zähne der Männer wackelten im Zahnfleisch. Jeden Tag zogen Wayland und sein Hund aus, um Fallen und Schlingen zu überprüfen. Sie kämpften sich durch den verschneiten Wald wie Gestalten auf einem Holzschnitt. Manchmal wurden sie von Raul begleitet, der sich dann seine Armbrust über den Rücken und ein Messer an seine Fuchsfellmütze hängte.
Eine Woche vor der Fastenzeit drehte nachts der Wind, und am nächsten Morgen stellten sie fest, dass der Winter auf dem Rückzug war. Eisschollen trieben den Fluss hinab. Bis zum Abend war sein Wasser über die Ufer getreten und hatte eine der Brücken weggeschwemmt. Am nächsten Morgen sah Hero einen entwurzelten Baum, der von dem entfesselten Gewässer mitgerissen wurde. Ein Hase hockte verängstigt auf dem einen Ende des Stamms, und vom anderen Ende aus starrte ihn ein Fuchs an.
Drei Tage später fand Hero beim Betreten des Bretterschuppens, der als Gästeunterkunft diente, Vallon wie üblich auf seinem Lager ausgestreckt vor. Dort grollte er schon ihren gesamten Zwangsaufenthalt lang über den strengen Winter.
Hero räusperte sich. «Die Überschwemmung geht langsam zurück. In einem Tag oder zwei werden die Bedingungen zum Reisen gut genug sein.»
Vallon knurrte bloß.
Hero nahm einen
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