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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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Pfund wog – leicht genug für den Falken, um problemlos mit ihm wegzufliegen.
    Wayland rannte, bis er annahm, einigermaßen dicht an der Stelle zu sein, an der die Trappe getötet worden war. Dann schlich er behutsam weiter und formte dabei mit den Lippen unhörbare, alberne Selbstbeschwichtigungen. In dem hohen Gras sah er den Falken nicht, bis er nur noch fünfzehn Schritt von ihm entfernt war. Der Vogel rupfte seine Beute, nun aber sah er starr auf und ließ Wayland versteinern.
    Eine falsche Bewegung, und der Falke wäre weg, und wenn er ihn einmal erschreckt hätte, wäre es nahezu unmöglich, erneut an ihn heranzukommen. Unendlich langsam ließ sich Wayland in die Hocke sinken und wartete ab, wobei er vorgab, seinen Blick überall hinwandern zu lassen, nur nicht zu dem Falken. Je länger das Tier auf seiner Beute sitzen blieb, desto günstiger standen Waylands Chancen. Er wartete, bis überall um den Falken die Federn seiner Beute im Gras hingen, dann legte er sich auf die Seite und schob sich unmerklich weiter vor. Der Falke rupfte der Trappe weiter die Federn aus und warf Wayland gelegentlich einen finsteren Blick zu. Wayland glaubte schon fast an das Unmögliche, als der Falke mit dem Rupfen aufhörte und etwas hinter ihm fixierte. Er drehte den Kopf und konnte es nicht glauben. Syth führte die Pferde auf ihn zu. «Zurück!», formte er unhörbar mit den Lippen. Sie sank in die Hocke und formte selbst eine lautlose Warnung, wobei sie mit einer Hand auf den Hügelkamm zeigte. Wayland gefror das Blut in den Adern. Das konnte nur eins bedeuten. Syth hatte Nomaden entdeckt, und das hieß, dass sie selbst ebenfalls gesehen worden war.
    Nun war keine Zeit mehr für Vorsicht. Der Falke war mit dem Rupfen fertig und begann, mit dem Schnabel die Brust der Trappe aufzubrechen. So ruhig und gleichmäßig, wie er es nur vermochte, schob sich Wayland weiter auf ihn zu. Er war nur noch eine Armeslänge entfernt, als der Falke einen Warnruf ausstieß und sich zurücklehnte. Wayland griff nach der Trappe. Der Falke kämpfte, um mit ihr wegzufliegen, verlor sie aus den Fängen und zog sich ein paar Schritte zurück. Wayland wackelte mit der Beute. «Komm schon», flehte er.
    Der Falke beäugte ihn misstrauisch. Syth schrie auf, schwenkte voller Angst die Arme.
    Mit rasendem Herzen kroch Wayland vorwärts, hielt die Trappe dichter vor den Falken. Er reagierte nicht. Syth rief voller Verzweiflung erneut nach Wayland. Letzte Chance. Wayland schob die Trappe noch weiter vor. Den Blick auf Waylands Gesicht geheftet, schoss der Falke mit einer Kralle vor und packte die Beute. Dabei kam eines der Geschühriemchen in Reichweite. Wayland schloss die Finger um den Riemen, nahm ihn fest in die Hand, und stand mitsamt dem Falken und seiner Beute vom Boden auf.
    Schreiend und flügelschlagend hing der Falke an seiner Faust. Syth hatte gesehen, dass er Erfolg gehabt hatte, und galoppierte auf ihn zu.
    «Gib mir seinen Käfig!»
    Sie drückte ihm den Käfig in die Hand, und er schob den Falken in sein Weidengefängnis. Dann schwang er sich auf sein Pferd.
    «Wie viele sind es?»
    «Drei.»
    «Sehr nahe?»
    Syth nickte heftig.
    Wayland klatschte ihrem Pferd die Hand auf den Hintern und deutete nach vorn. «Ich hole dich ein.»
    Er band den Käfig an seinem Sattel fest. Jammernder Protest stieg auf. Nach dieser groben Behandlung würde ihm der Falke vielleicht niemals mehr vertrauen. Wayland trieb sein Pferd zum Galopp an, der stechend kalte Wind fuhr ihm ins Gesicht. Er war weniger als eine halbe Meile weit gekommen, als die Nomaden auf der Kammlinie hinter ihm auftauchten.
     
    Er trieb sein Pferd mit Peitschenschlägen an, um zu Syth aufzuholen. «Wie weit bis zum Fluss?», rief sie.
    «Ich weiß nicht. Zu weit.» Und selbst wenn sie vor den Nomaden am Fluss wären, würden sie meilenweit vom Lager entfernt hinkommen, weil sie in weiten Bögen durch die Steppe geritten waren. Jedes Mal, wenn er über die Schulter blickte, waren die Verfolger näher gekommen. Bei dieser Geschwindigkeit hätten die Nomaden sie innerhalb der nächsten Meile eingeholt. Sie waren bessere Reiter und saßen auf schnelleren Pferden, und wenn auch nur die Hälfte der Geschichten stimmte, die man sich über ihre Künste als Bogenschützen erzählte, dann hatten Wayland und Syth keinerlei Chance, sie im Galopp abzuwehren.
    «Wir müssen uns Deckung suchen.»
    «Wo?»
    Er sah rechts eine niedrige Erhebung, möglicherweise war es ein Grabhügel, auf dem ein wenig

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