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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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die Ohren geflochten waren. Auf dem Kopf saß ein kegelförmiger Hut mit einem Pelzrand. Vallon nahm den Hut und setzte ihn sich auf. Dann warf er den Kopf in die Schlucht. Der Mann hatte einen Bogen, einen Köcher und einen Weidenschild getragen. In der Nähe lag eine eisenbeschlagene Keule. Vallon zog den Bogen von der Schulter des Toten. Es war ein Kompositbogen, die Spitzen höchstens vier Fußbreit voneinander entfernt und nach vorne gebogen, um Geschwindigkeit und Reichweite der Pfeile zu erhöhen. Er hängte sich den Bogen, den Köcher und den Schild über den Rücken und rollte dann den Körper dem Kopf hinterher.
    «Nehmt den anderen ebenfalls Kleidungsstücke und Waffen ab. Im Dunkeln werden uns die Kumanen nicht genau sehen. Vergesst die Lanzen nicht.»
    «Mein Pferd lahmt», sagte Wulfstan. «Meint Ihr, ich kann eins von den Nomadenpferden reiten?»
    «Du kannst es versuchen. Aber sie sind feuriger als die Gäule, die du gewohnt bist.»
    Der Schiffskonvoi war nun auf gleicher Höhe mit der Felsnase. Eine Gestalt winkte aus einem der Boote herauf. Vallon hob den Arm. «Das ist Wayland.»
    Wulfstan fluchte. Eines der Nomadenpferde galoppierte weg. Vallon rannte zu ihm hinüber. «Was zum Teufel treibst du da?»
    «Das Aas hat mich gebissen», sagte Wulfstan und bewegte den Unterarm. Die anderen beiden Pferde hielt er immer noch am Zügel fest.
    Sogar im Dunkeln erkannte Vallon, dass sie ihren eigenen Tieren überlegen waren. «Nimm das andere», sagte er zu Drogo. Dann reichte er ihm zwei Lanzen. «Du und Fulk, ihr wisst ja, wie man damit umgeht.»
    Sie verteilten die Waffen und ritten mit einem guten Abstand zur Schlucht weiter. Es war immer noch so dunkel, dass der Letzte aus ihrer Gruppe den Ersten nicht genau sehen konnte. Die Steppe begann langsam abzufallen. Sie kamen in eine Senke, und Augenblicke später dröhnten rechts von ihnen die Hufschläge eines Reitertrupps vorbei.
    «Halt dein Pferd unter Kontrolle», mahnte Vallon Wulfstan leise.
    Der Wikinger drehte sich mit seinem tänzelnden Pferd im Kreis. «Hat wohl schon Frühlingsgefühle, was?», sagte er.
    Die Hufschläge verhallten. Vallon hob die Hand, und sie ritten weiter. Als sie aus der Senke waren, hielten sie erneut an. Zwei Bereiche mit Lagerfeuern zeigten die Lage der Furt an. Es waren zwanzig oder mehr Männer auf ihrer Uferseite und ein halbes Dutzend auf der anderen. Vallon sah Gestalten zwischen den Flammen herumgehen, die schwarzen Umrisse in der Entfernung erinnerten ihn an Termiten.
    Er hob sein Schwert. «Seht ihr diese Landzunge unterhalb der Furt? Dort sammeln wir uns nach dem Angriff.»
    Sie ritten bis auf eine Viertelmeile an die Feuer heran. Das Ende der Schlucht lag eine Achtelmeile zu ihrer Linken. Graues Licht schob sich über die Steppe und ließ in den Niederungen Teiche aus Dunkelheit stehen. Tostigs Zähne klapperten.
    «Die Angst ist weg, sobald wir uns auf sie stürzen», sagte Wulfstan.
    Der Isländer fuhr auf. «Ich habe keine Angst. Ich friere bloß.»
    Wulfstan lachte. «Aber nicht mehr lange.»
    «Wir greifen die Bogenschützen am Ufer an», sagte Vallon. «Bildet einen Keil hinter mir. Schlagt wie ein Hammer zu, nicht wie ein Hagelschauer. Und keine langwierigen Einzelgefechte. Zuschlagen und weiterreiten.»
    Die nächste Gruppe Kumanen galoppierte in das Lager, die Rufe der Neuankömmlinge wurden mit Grüßen beantwortet.
    «Hört ihr das?», sagte Vallon. «Wenn wir auf sie zureiten, sind wir für sie nur das nächste Wolfsrudel, das sich zum Festmahl einfindet.»
    Sie warteten. Ein schwefelgelber Rand kroch über den östlichen Horizont.
    Fulk lenkte sein Pferd mit den Knien neben das von Vallon. «Was tun wir, wenn sie erst nach dem Hellwerden durchkommen?»
    «Dann greifen wir trotzdem an. So retten wir vielleicht wenigstens den Schiffsverband.»
    Wulfstan spuckte aus. «Wir haben sowieso keine andere Wahl. Gibt hier schließlich nirgends einen Ort, an dem man sich verstecken kann. Die nächste russische Garnison liegt mindestens einen Wochenritt entfernt.»
    Vallon lächelte. «Du erinnerst mich an Raul.»
    Wulfstan zog die Nase hoch. «Raul war in Ordnung. Für einen Deutschen.»
    Dann verfielen sie in Schweigen und warteten gebannt darauf, dass der Schiffsverband auftauchte.
    Schließlich schlug sich Drogo mit der flachen Seite seines Schwertes auf den Oberschenkel. «Jetzt blast schon, verflucht.»
    Wie zur Antwort erklangen die Hörner der Wikinger. Rufe stiegen aus dem Lager der Kumanen auf, und

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