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Der Thron des Haryion

Der Thron des Haryion

Titel: Der Thron des Haryion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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nehmen wir Seile mit und Haken«, nickte Scida. »Und die Haryie hier sollten wir verstecken, damit man sie nicht sofort findet.«
    Drei Amazonen waren nötig, um den Leichnam ins Schiff zu heben. Sorgfältig verwischten sie die Spuren im Staub, legten eine falsche Fährte bis zum Höhleneingang, schwangen sich dort auf die Phanus zurück und kletterten erst wieder über den Drachenkopf des Bugs herab.
    Lankohr grinste unternehmungslustig. Der Gang, den man betrat, führte in engen Windungen in die Höhe. Mit einiger Anstrengung kam man trotzdem ganz gut vorwärts.
    Heevas Zauberkünste tilgten die letzten Anzeichen, daß hier jemand gegangen war.

4.
    Zwanzig Haryien begleiteten Burra und deren Kriegerinnen. Auch Gerrek hatte es sich nicht nehmen lassen. Lieber zwanzig dieser Vogelweiber als zweihundert war seine Meinung, und demzufolge hatte er sich für das vermeintlich kleinere Übel entschieden. Nur Fronja und Robbin waren zurückgeblieben.
    Durch andere Gänge, als die Amazonen sie bereits kannten, gelangte man schnell in den Außenbereich des Stockes. Das erste, was Burra zu sehen bekam, als sie durch einen unter überhängendem Geflecht versteckten Ausgang kletterte, war der in ständiger Bewegung begriffene Wirbel des Schlundes. Ein furchteinflößendes, düster dräuendes Gebilde, in dem es wallte und brodelte wie in einer Hexenküche. Hin und wieder glühte es inmitten der Schwärze gespenstisch auf.
    Burra merkte, wie sie mehr und mehr diesem Anblick verfiel. Sie mußte sich zwingen, an etwas anderes zu denken als an diese ständige Bedrohung.
    »Wo sind die Angreifer?« wollte Gerrek wissen. »Ich kann nicht eine einzige Zaron entdecken.«
    »Du wirst sie erschreckt haben, und sie sind geflohen«, spottete Tertish.
    »Sie haben sich auf den Felsanker zurückgezogen«, erklärte eine Haryie. »Wir werden mit euch hinüberfliegen.«
    Noch ehe Gerrek protestieren konnte, hob Burra abwehrend die Arme.
    »Ich kann die Insel von hier aus recht gut überblicken«, sagte sie. »Wenn sich dort Zaron verborgen halten, müssen sie unsere Annäherung sofort bemerken.«
    »Was schlägst du also vor?«
    »Wir sollten sie von der anderen Seite her überraschen. Die Haryien werden ihre Aufmerksamkeit wohl nur dem Stock zuwenden.« Burra zeigte in Richtung des Schwarz. »Zunächst fliegen wir dorthin. Besitzt ihr ein kleineres Schiff?«
    Die Nesfar wedelte verneinend mit den Flügelenden.
    »Na gut. Da die Phanus entschieden zu groß ist und ohnehin zu nahe am Felsanker liegt, müßt ihr uns eben tragen. Schafft ihr das über die Entfernung hinweg?«
    »Ja«, erwiderte die Nesfar. »Wir werden es versuchen.«
    »Dann fliegt meinetwegen, wohin ihr wollt«, rief Gerrek aufgebracht. »Ich habe nicht die Absicht, mir den Hals zu brechen.« Er traf Anstalten, sich an Burra vorbeizuzwängen, die außen auf dem schmalen Vorsprung stand. Einige Haryien und Amazonen befanden sich noch im Innern des Stockes.
    »Du wirst den Weg zurück nicht finden«, warnte die Kriegerin.
    »Und wenn schon.«
    Burra seufzte.
    »Schau«, sagte sie und legte Gerrek freundschaftlich den Arm auf die Schultern. »Ich wurde zur Kriegerin geboren, und du bist nur ein verzauberter Madaler. Solltest du nicht meiner Erfahrung vertrauen, die mich ungezählte Kämpfe hat überleben lassen?«
    Gerrek kratzte sich den Kinnbart, erwiderte gar nichts. Burras Blick wich er geflissentlich aus.
    Im nächsten Moment schlug sie ihm ihre schwielige Pranke unmittelbar über jenen Körperteil, auf dem man gemeinhin zu sitzen pflegt.
    Gerrek schrie auf. Wild mit den Armen rudernd, kämpfte er um sein Gleichgewicht. Vor ihm gähnte der schier bodenlose Abgrund, hinter ihm wartete die hämisch grinsende Burra.
    »Du wirst mich nicht hinunterstoßen«, ächzte der Beuteldrache.
    »Und ob.« Lachend versetzte sie ihm einen zweiten Schlag zwischen die Schulterblätter, der ihn weit über den Rand hinausbeförderte.
    Gerrek verstummte jäh. Wie ein Stein plumpste er in die Tiefe.
    »Hinterher!« befahl Burra. »Aber seht euch vor. Er kann gefährlich werden in seinem Zorn.«
    Zwei Haryien stürzten sich mit angelegten Schwingen über den Vorsprung hinab. Sie holten den Beuteldrachen schnell ein, packten ihn mit ihren Klauen und flogen dann schwerfällig davon, dem Schwarz entgegen.
    Burra nickte zufrieden. Als Vogelkrallen sich auch um ihre Oberarme schlossen, griff sie zu und umklammerte die hornigen Fänge.
    Schwer war der Flügelschlag, und immer wieder sackte die Haryie

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