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Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Titel: Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Sullivan
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huschte unter einem Holzstoß hervor, um sich zu zwei anderen in der Abwasserrinne zu gesellen.
    »Was sollen wir hier?«, flüsterte Emily mit zitternder Stimme Alenda zu.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Alenda, verzweifelt bemüht, ihre eigene Angst im Griff zu behalten. »Ich glaube, du hattest recht, Emily. Ich hätte mich nie mit diesen Leuten einlassen dürfen. Ganz egal, was der Vicomte sagt, Leute wie wir sollten mit Leuten wie denen keine Geschäfte machen.«
    Der Vicomte führte sie durch einen Holzzaun und um zwei armselige Hütten herum zu einem notdürftig zusammengezimmerten Stall. Es war kaum mehr als ein Verschlag mit vier Abteilen, die jeweils eine Schicht Stroh und einen Wassereimer enthielten.
    »Schön, Euch wiederzusehen, Comtesse«, sagte ein Mann vor dem Stallverschlag.
    Es war der größere der beiden, aber an seinen Namenkonnte sich Alenda nicht mehr erinnern. Sie hatte sie ja nur ein Mal kurz gesehen, bei einem von Winslow arrangierten Treffen auf einer einsamen Landstraße in stockdunkler Nacht. Jetzt, da der Mond mehr als halbvoll war und der Mann die Kapuze zurückgeschlagen hatte, konnte sie sein Gesicht erkennen. Er war hochgewachsen, in seiner ganzen Erscheinung ein rauher Bursche, der aber nichts Bedrohliches oder Unfreundliches hatte. Fältchen, die aussahen, als kämen sie vom Lachen, umspielten seine Augenwinkel. Alenda fand, dass er erstaunlich fröhlich, ja sogar freundlich wirkte. Sie konnte sich des Gedankens nicht erwehren, dass er gut aussah – welch seltsame Reaktion auf jemanden, dem sie an einem solchen Ort begegnete! Er war in Leder und Wolle gekleidet, dreckbespritzt und gut bewaffnet. An seiner linken Seite hing ein kurzes Schwert mit schmucklosem Heft, rechts ein ähnlich schlichtes, etwas längeres und breiteres Exemplar. Auf dem Rücken schließlich trug er eine mächtige Klinge, fast so lang wie er selbst.
    »Mein Name ist Hadrian, falls Ihr es vergessen haben solltet«, sagte er und ließ der Vorstellung eine schickliche Verbeugung folgen. »Und wer ist die hübsche Dame, die Euch begleitet?«
    »Das ist Emily, meine Zofe.«
    »Zofe?« Hadrian mimte Überraschung. »So, wie sie aussieht, hätte ich sie für eine Herzogin gehalten.«
    Emily neigte den Kopf, und zum ersten Mal bei diesem Unternehmen sah Alenda sie lächeln.
    »Ich hoffe, wir haben Euch nicht allzu lange warten lassen. Der Vicomte sagt, er und Mason hätten Euch Gesellschaft geleistet?«
    »Ja, das haben sie.«
    »Hat Euch Grumon die tragische Geschichte erzählt, wieseine arme Mutter von einer rücksichtslosen königlichen Kutsche überfahren wurde?«
    »Ja, das hat er. Und ich muss sagen –«
    Hadrian hob gespielt-abwehrend die Hände. »Masons Mutter lebt und ist wohlauf. Sie wohnt im Handwerkerviertel in einem Haus, das um einiges hübscher ist als Masons Bruchbude. Sie war nie Köchin in der DORNIGEN ROSE . Er erzählt die Geschichte allen Adligen, denen er begegnet, um ihnen einen Dämpfer zu versetzen und ein schlechtes Gewissen zu machen. Ich entschuldige mich für ihn.«
    »Danke. Er war auch sonst ziemlich unhöf lich, und ich fand seine Bemerkungen mehr als irritierend, aber …« Alenda holte tief Luft. »Habt ihr – ich meine, wart ihr … konntet ihr sie an euch bringen?«
    Hadrian lächelte freundlich und rief dann über die Schulter zum Stall hin: »Royce?«
    »Wenn du einen ordentlichen Knoten machen könntest, bräuchte ich nicht so lange«, sagte eine Stimme von drinnen. Gleich darauf kam der andere der beiden heraus.
    Ihn hatte Alenda klarer in Erinnerung behalten, denn er war der Beängstigendere der beiden. Er war kleiner als Hadrian, mit feinen Gesichtszügen, dunklem Haar und dunklen Augen. Ganz in Schwarz gekleidet, trug er eine knielange Tunika und einen langen, fließenden Umhang, der ihn in Dunkelheit hüllte wie ein Schatten. Obwohl er nicht besonders kräftig wirkte und offensichtlich unbewaffnet war, fürchtete Alenda diesen Mann. Mit seinen kalten Augen, seinem ausdruckslosen Gesicht und seiner schroffen Art verbreitete er die Freundlichkeit eines Raubtiers.
    Aus seiner Tunika zog Royce einen Stapel Briefe, der mit einem blauen Band umschnürt war. Er reichte ihn ihr und sagte: »Es war nicht leicht, da heranzukommen, bevor Ballentynesie Eurem Vater zeigen konnte. Es war sogar ein äußerst knappes Rennen, aber wir haben gewonnen. Vielleicht verbrennt Ihr sie besser, ehe so etwas noch einmal passiert.«
    Sie starrte auf den Packen Briefe, und ein

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