Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)
erleichtertes Lächeln breitete sich über ihr Gesicht. »Ich – ich kann’s kaum glauben! Ich weiß nicht, wie ihr das geschafft habt und wie ich euch danken soll!«
»Bezahlen wäre schon mal ein guter Anfang«, antwortete Royce.
»Oh, ja, natürlich.« Sie gab den Packen Emily, löste den Beutel von ihrem Gürtel und reichte ihn dem Dieb. Der inspizierte rasch den Inhalt und warf dann den Beutel Hadrian zu, der ihn, schon auf dem Weg in den Stall, in eine Innentasche seiner Weste steckte.
»Ihr solltet vorsichtig sein. Es ist ein riskantes Spiel, das Ihr und Gaunt da spielt«, erklärte Royce.
»Ihr habt meine Briefe gelesen?«, fragte sie ängstlich.
»Nein. So viel habt Ihr uns auch wieder nicht bezahlt.«
»Woher wisst ihr dann –«
»Wir haben Euren Vater und Archibald Ballentyne belauscht. Der Markgraf hat zwar so getan, als glaubte er Ballentyne nicht, aber ich bin sicher, er weiß, dass es stimmt. Briefe hin oder her, Euer Vater wird Euch von jetzt an sehr genau beobachten. Trotzdem, der Markgraf ist ein anständiger Mann und wird das Rechte tun. Ich vermute, er ist so erleichtert, dass Ballentyne keine Beweise hat, die er bei Hofe vorlegen kann – da wird ihm Eure Affäre nicht allzu viel ausmachen. Aber, wie gesagt, ich an Eurer Stelle wäre in Zukunft vorsichtiger.«
»Woher will jemand wie du irgendetwas über meinen Vater wissen?«
»Oh, Verzeihung, habe ich von Eurem Vater gesprochen?Ich meinte den anderen Markgrafen, den mit der dankbaren Tochter.«
Alenda fühlte sich, als hätte ihr Royce eine Ohrfeige verpasst.
»Machst du dich wieder beliebt, Royce?«, fragte Hadrian, der jetzt die beiden Pferde aus dem Stall führte. »Ihr müsst meinem Freund verzeihen. Er wurde von Wölfen großgezogen.«
»Das sind ja die Pferde meines Vaters!«
Hadrian nickte. »Die Kutsche haben wir hinter einer Brombeerhecke an der Brücke über den Fluss abgestellt. Ach, übrigens, es könnte sein, dass ich ein Wams Eures Vaters etwas ausgeleiert habe. Es liegt bei seinem übrigen Gepäck in der Kutsche.«
»Ihr habt Sachen von meinem Vater angezogen?«
»Ich sagte doch schon«, erwiderte Royce, »es war äußerst knapp.«
***
Sie nannten es das Dunkelzimmer , wegen der Geschäfte, die dort geplant wurden, aber das kleine Hinterzimmer der DORNIGEN ROSE war alles andere als dunkel. Mehrere Kerzen in Wandleuchtern und auf dem Besprechungstisch sowie ein ordentliches Kaminfeuer spendeten ein warmes, gemütliches Licht. Von einem Holzbalken hingen eine Reihe Kupfertöpfe; sie erinnerten an die Zeit, als das Dunkelzimmer zugleich als Vorratskammer gedient hatte. Der Platz reichte gerade für den einen Tisch und eine Handvoll Stühle, doch für ihre Zwecke war das mehr als genug.
Die Tür ging auf, und eine kleine Gesellschaft kam herein. Royce goss sich ein Glas Wein ein, zog die Stiefel aus und wackelte vor dem Kamin mit den Zehen. Hadrian, Vicomte AlbertWinslow, Mason Grumon und eine hübsche junge Frau nahmen am Besprechungstisch Platz. Gwen, die Wirtin der DORNIGEN ROSE , bereitete ihnen immer ein köstliches Festmahl, wenn sie von einem Auftrag zurückkehrten. So auch an diesem Abend. Das Menü bestand aus einer Kanne Bier, einem großen Braten, einem frischgebackenen Laib süßen Brotes, gekochten Kartoffeln, einem Laib Weißkäse, der in ein Tuch eingeschlagen war, sowie Karotten, Zwiebeln und Salzgurken aus dem Fass, das normalerweise hinter dem Schanktisch stand. Gwen war für Royce und Hadrian nur das Beste gut genug, und dazu gehörte auch die eigens aus Vandon importierte Flasche Montemorcey. Sie hatte den Wein stets vorrätig, weil es Hadrians Lieblingssorte war. So appetitlich allerdings auch alles aussah – Hadrian interessierte sich nicht dafür. Seine ganze Aufmerksamkeit galt der jungen Frau.
»Und? Wie ist es letzte Nacht gelaufen?«, fragte Esmeralda, die jetzt auf Hadrians Schoß saß und ihm einen Krug mit dem schäumenden Hausgebrauten füllte. Eigentlich hieß sie Falina Brockton, aber alle Mädchen, die in der DORNIGEN ROSE oder im benachbarten MEDFORDHAUS arbeiteten, hatten sich zu ihrer eigenen Sicherheit Spitznamen zugelegt. Esmeralda, ein aufgewecktes, munteres Ding, war die oberste Schankmagd der DORNIGEN ROSE und eine der beiden Frauen, die das Dunkelzimmer betreten durften, wenn dort eine Sitzung stattfand.
»Kalt war’s«, erklärte er und legte die Arme um ihre Taille. »Wie auch der Ritt hierher, deshalb brauche ich dringend etwas zum Aufwärmen.« Er zog sie an
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