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Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Titel: Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Sullivan
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Vergesst nicht, ich muss mit ihm arbeiten. Außerdem ist es nicht so, dass er’s mit einem Schuss geschafft hätte.«
    »Wie viele?«, fragte Esmeralda.
    »Wie viele was, Schatz?«, fragte Hadrian und wischte sich mit dem Ärmel Bierschaum vom Mund.
    »Wie viele Pfeile hast du gebraucht, um das Seil zu durchtrennen, Dummerchen?«
    »Sei ehrlich«, ermahnte ihn Royce.
    Hadrian sah ihn unwirsch an. »Vier.«
    »Vier?«, sagte Albert. »Die Vorstellung, dass es nur eines einzigen Schusses bedurfte, war schon wesentlich beeindruckender, aber trotzdem –«
    »Meint ihr, der Graf kommt je dahinter, wie es abgelaufen ist?«
    »Beim nächsten Regen vermutlich«, sagte Mason.
    Es klopfte dreimal an die Tür. Der Schmied stand auf und ging hin. »Wer ist da?«, fragte er.
    »Gwen.«
    Er schob den Riegel zurück, und eine exotisch aussehende Frau mit langem, dickem schwarzem Haar und leuchtendgrünen Augen trat ein.
    »Großartig, wenn man nicht mal mehr sein eigenes Hinterzimmer betreten darf.«
    »Tut mir leid, Mädel«, sagte Mason und schloss die Tür hinter ihr, »aber Royce zieht mir das Fell über die Ohren, wennich auch nur ein einziges Mal die Tür aufmache, ohne vorher zu fragen.«
    Gwen DeLancy war das Mysterium der Unterstadt. Aus dem fernen Calis nach Avryn eingewandert, hatte sie in der Stadt als Prostituierte und Wahrsagerin überlebt. Mit ihrer dunklen Haut, ihren Mandelaugen und ihren hohen Wangenknochen wirkte sie auf aparte Weise fremdartig. Ihre Schminkkünste und ihr östlicher Akzent verliehen ihr etwas Geheimnisvolles, das die Edelleute unwiderstehlich fanden. Aber Gwen war nicht einfach nur eine Hure. In nur drei Jahren wendete sie ihr Schicksal, indem sie gewerbliche Nutzungsrechte aufkaufte. Grund und Boden besitzen konnten nur Adlige, aber Nutzungsrechte wurden gehandelt. Bald schon war Gwen in beträchtlichen Teilen des Handwerkerviertels und fast der ganzen Unterstadt geschäftlich involviert. Das MEDFORDHAUS , gemeinhin schlicht Das Haus genannt, war ihr einträglichstes Etablissement. Trotz seiner wenig noblen Lage wurde dieses teure Bordell von Adligen aus einem weiten Umkreis besucht. Gwen galt als diskret, vor allem, wenn es um Männer ging, die es sich nicht leisten konnten, bei Bordellbesuchen ertappt zu werden.
    »Royce«, sagte Gwen, »vorhin war ein potentieller Kunde drüben im Haus. Er wollte unbedingt einen von euch sprechen. Ich habe für morgen Abend ein Treffen vereinbart.«
    »Kennst du ihn?«
    »Ich habe die Mädchen gefragt. Keine hatte ihn vorher je gesehen.«
    »Hat er die Dienste des Hauses in Anspruch genommen?«
    Gwen schüttelte den Kopf. »Nein, er hat sich nur nach Auftragsdieben erkundigt. Komisch, dass jeder Mann davon ausgeht, dass Prostituierte ihm alles sagen, was er wissen will, aber gleichzeitig von uns erwartet, dass wir seine Geheimnisse mit ins Grab nehmen.«
    »Wer hat mit ihm geredet?«
    »Tulipa. Sie sagt, er war Ausländer, dunkelhäutig, und hatte einen Akzent. Er könnte aus Calis sein, aber ich bin ihm nicht begegnet, also weiß ich’s nicht sicher.«
    »War er allein?«
    »Von irgendwelchen Begleitern hat Tulipa nichts gesagt.«
    »Soll ich mit ihm reden?«, fragte Albert.
    »Nein, ich mach das schon«, sagte Hadrian. »Wenn er in so einer Gegend herumschnüffelt, sucht er wahrscheinlich eher jemanden wie mich als jemanden wie Euch.«
    »Wenn Ihr wollt, Albert, könnt Ihr ja morgen Abend hier sein und die Tür beobachten, ob irgendwelche Fremden auftauchen«, setzte Royce hinzu. »Ich werde die Straße im Auge behalten. Hat sich irgendjemand Neues hier herumgetrieben?«
    »Es ist schon den ganzen Abend viel Betrieb, und es sind immer ein paar Leute darunter, die ich nicht kenne. Jetzt gerade sitzen vier im Hauptraum«, erklärte Gwen, »und vorhin war da noch so eine Fünfergruppe.«
    »Stimmt«, bestätigte Esmeralda. »Die fünf habe ich bedient.«
    »Was waren das für Leute? Reisende?«
    Gwen schüttelte den Kopf. »Soldaten, würde ich sagen. Sie trugen keine Uniform, aber so was merke ich trotzdem.«
    »Söldner?«, fragte Hadrian.
    »Glaube ich nicht. Söldner treten normalerweise immer großspurig auf, grapschen die Mädchen an, brechen Streit vom Zaun – ihr kennt diese Typen ja. Aber diese Männer haben sich ruhig verhalten, und einer war wohl ein Edelmann. Jedenfalls haben ihn die anderen immer Baron irgendwas genannt – Trumbul, glaube ich.«
    »So eine ähnliche Gruppe habe ich gestern in der SchiefenStraße gesehen«, sagte Mason.

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