Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)
Münze nur. Es war doch unlängst erst, dass Euer Vater litt an Unwohlsein? Ein Heelgebrau wies ich sie an ihm zu bereiten.« Alle sahen ihn ratlos an. Esrahaddon wandte den Blick ab. Er schien nach irgendetwas zu suchen. »Mit andrem Namen hat sie es beleget. Es war … « Sein Gesicht verzog sich voller Konzentration, bis er schließlich resigniert den Kopf schüttelte.
»Ein Heiltrank?«, fragte Myron.
Der Zauberer musterte den Mönch. »Das war es in der Tat!«
»Ihr habt sie angewiesen, einen Trank für meinen Vater zu bereiten?«
»Erschreckend, nit wahr? Dass ein Teufel, wie ich es bin, verabreicht Trünke eurem König? Doch trachtete ich nit, ihn zu vergiften noch zu töten. Sie hegte allerdings ganz ähnliche Bedenken und drang darauf, dass wir aus einem Becher von dem Trunke tränken, zum Nachweis, dass er frei von Arglist sei. Uns wuchs kein Horn, noch raffte uns der Tod dahin, vielmehr ward eurem König wieder wohl, kaum dass er zu sich nahm die Arzenei.«
»Das erklärt noch nicht, warum mich Arista hierhergeschickt hat.«
»Der Tod ist kummen über Euer Haus?«
»Woher wisst Ihr das? Ja, mein Vater wurde ermordet«, sagte Alric.
Der Zauberer nickte seufzend. »Ich warnte, dass ein schröcklich Fluch auf dem Geschicke Eures Hauses liege, doch Eure Schwester wollt nit hören. Ich riet ihr dennoch, Euch hierherzuschicken, falls Unheil oder Tod je sollte kommen über die Herrscherlinie der Essendons.«
Esrahaddon blickte auf Hadrian, Royce und zuletzt Myron. »Dies sind die Burschen, die zu Unrecht man bezichtigt?Denn ebendieses riet ich ihr – verlässlich sind nur die, die sonst für schlimmste Taten man zur Haftung zöge.«
»Dann wisst Ihr also, wer meinen Vater umgebracht hat?«
»Ich kenne keinen Namen, Hellseher bin ich nit. Doch außer Zweifel steht der Bogen, von dem der Pfeil geschnellt. Es stand die Hand, die Euren Vater hat getötet, im Bunde mit dem Gegner, welcher mich hier gefangen hält.«
»Mit der Nyphronkirche«, murmelte Myron leise, aber der Zauberer hörte es dennoch, und wieder musterten seine verengten Augen den Mönch.
»Warum sollte die Nyphronkirche meinen Vater töten wollen?«
»Weil taub und blind der Trieb der Menschen ist, sobald sie einmal Wittrung aufgenommen. Wachsam sind diese Wände hier und fein ist ihr Gehör, denn trotz der lautren Absicht, die meinem Tun zugrundelag, dem reinen Wunsche, einem kranken Mann zu helfen, gelangten meine Peinger zu dem Schluss, dass meine Hand den Weg wies und dass Euer Vater sei der Erbe Novrons.«
»Moment mal«, unterbrach ihn Alric, »die Kirche will den Erben doch nicht töten. Ihre ganze Existenz dreht sich doch darum, ihn wieder auf den Thron zu setzen und das Neue Imperiale Zeitalter einzuleiten.«
»Auch tausend Jahre machen Lüge nit zur Wahrheit. Ihr Ziel ist, dass das Blut des Gottes untergehe. Aus gutem Grund bin ich hinnieden hermetisch abgeriegelt von der Welt.«
»Und welcher Grund ist das?«
»Allein, geknebelt, gekettet an ein steinern Grab, so hält man mich. Denn ich kann Zeugnis geben von der Fälschung dieser Wahrheit, ich steh als einzges Licht in langer finstrer Nacht. Die Kirche, diese feste Burg des Glaubens, sie ist dieniederträchtge Schlange, die hingemeuchelt hat den Imperator und sein ganzes Haus – bis auf den einen. Sollt je gefunden werden dieser Erbe, werd den Beweis der Wahrheit ich erbringen. Denn ich war’s, der gekämpft hat für die Rettung unseres Herrn.«
»So wie wir die Geschichte kennen, wart Ihr derjenige, der den Imperator und seine Familie getötet und das Reich zerstört hat«, sagte Hadrian.
»Woher kommt solche Mär? Von den gespaltnen Zungen klerikaler Nattern? Glaubt Ihr wahrhaftig, ein einzger Mann hätt solche Macht?«
»Wieso glaubt Ihr, dass sie den Imperator getötet haben?«, fragte Alric.
»Ich glaube nit, noch unterstell ich. Es ist Vermutung nit, was ich geäußert, es ist Erinnerung – so klar, als wär es gestern erst gewesen. Ich weiß es. Ich war dabei, und ich war’s, der des Imperators einzgen Sohn bewahrte vor dem Tod von frommer Hand.«
»Ihr wollt uns also erzählen, Ihr hättet die Zeit des Imperators miterlebt? Dann wärt Ihr ja über neunhundert Jahre alt – erwartet Ihr wirklich, dass wir Euch das glauben?«, fragte Royce.
»Ihr mögt’s bezweifeln, ich bezweifle’s nit. So banal gestaltet sich die Antwort.«
»Das ist eine banale Antwort, so wie dies hier ein ganz banales Gefängnis ist«, konterte Royce.
»Ich verstehe immer
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