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Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Titel: Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Sullivan
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einen Sack mit Essbarem füllte.
    »Was haben wir denn da?«, fragte ein stämmiger Mann an einem der Tische und erhob sich von seinem Stuhl. »Nimm die Mütze ab, Elbe. Zeig uns deine Ohren.«
    Der Zerlumpte umklammerte seinen Sack und blickte zur Tür. Da trat ihm ein anderer Mann, der am Schanktisch gestanden hatte, in den Weg.
    »Runter damit, hab ich gesagt!«, befahl der Stämmige.
    »Lasst ihn in Ruhe, Drake«, sagte der Wirt. »Er holt nur ein bisschen Essen. Er wird’s nicht hier verzehren.«
    »Wie kannst du denen was verkaufen, Hall. Hast du nicht gehört, dass sie droben in Dunmore Leute umbringen? Dreckskerle.« Drake langte nach der Mütze des Burschen, aber der duckte sich geschickt weg. »Siehst du, wie sie sind? Fix, wenn sie wollen, aber faule Schweine, sobald sie was arbeiten sollen. Die machen doch nichts als Scherereien. Wenn du sie hier reinlässt, werden sie dich eines Tages hinterrücks abstechen und alles leerstehlen.«
    »Er stiehlt nichts«, sagte Hall. »Er kommt einmal die Woche her, um für seine Familie etwas zu essen zu kaufen. Hat Frau und Kind, der hier. Diese armen Kreaturen können sich ja kaum noch am Leben halten. Hausen im Wald. Schon vor einem Monat hat sie die Stadtwache aus Medford vertrieben.«
    »Ach ja?«, sagte Drake. »Wenn er im Wald haust, woher hat er dann das Geld, um Essen zu kaufen? Du stiehlst es, Junge, stimmt’s? Raubst anständige Leute aus? Brichst in Bauernhäuser ein? Deshalb haben die Ordnungshüter sie aus den Städten vertrieben, weil sie nichts als Diebe und Säufer sind.Die Wache von Medford will sie nicht auf ihren Straßen haben, und wir wollen sie genauso wenig auf unseren!«
    Ein Mann, der hinter dem Zerlumpten stand, zog diesem mit einer schnellen Bewegung die Mütze vom Kopf; zum Vorschein kamen dickes, verfilztes schwarzes Haar und spitze Ohren.
    »Dreckiger Elbe«, sagte Drake. »Wo hast du das Geld her?«
    »Ich sagte, lasst ihn in Ruhe«, beharrte Hall.
    »Wenn du mich fragst, hat er’s gestohlen«, sagte Drake und zog einen Dolch aus seinem Gürtel.
    Der unbewaffnete Elbe erstarrte, nur sein wachsamer Blick huschte ängstlich zwischen den Männern, die ihn bedrohten, und dem Ausgang hin und her.
    »Drake?«, sagte Hall, jetzt eindringlicher. »Lass ihn, oder ich schwöre, du wirst hier nie wieder bedient.«
    Drake sah auf: Hall, der um einiges größer und bulliger war als er, hielt plötzlich ein riesiges Schlachtermesser in der Hand.
    »Wenn du ihn nachher im Wald aufspüren willst, ist das deine Sache. Aber in meinem Wirtshaus gibt es keine Handgreif lichkeiten.« Drake steckte den Dolch weg. »Los, geh«, sagte Hall zu dem Elben, der sich vorsichtig an den Männern vorbeischob und zur Tür hinausschlüpfte.
    »War das wirklich ein Elbe?«, fragte Myron verblüfft.
    »Sie sind Mischlinge«, antwortete Hadrian. »Die meisten Leute glauben, dass es gar keine reinblütigen Elben mehr gibt.«
    »Mir tun sie leid«, sagte Albert. »Wisst ihr, dass sie in Imperiumszeiten Sklaven waren?«
    »Also, ich –«, hob Myron an, verstummte aber, als er Royces leises Kopfschütteln und seinen Gesichtsausdruck sah.
    »Warum sollte man sie deswegen bemitleiden?«, fragte Alric.»Sie waren doch nicht schlechter gestellt als unsere Leibeigenen heute. Und jetzt sind sie frei, was die Leibeigenen nicht von sich behaupten können.«
    »Leibeigene sind an den Grund und Boden gebunden, ja, aber sie sind keine Sklaven«, berichtigte ihn Albert. »Sie werden nicht gekauft und verkauft, ihre Familien werden nicht auseinandergerissen, und sie werden nicht gezüchtet wie Vieh und in Pferchen gehalten und zu unserer Belustigung abgeschlachtet. Mit den Elben haben sie das meines Wissens gemacht. Und ja, sie sind jetzt frei, aber sie werden immer noch nicht als Teil der Gesellschaft akzeptiert. Sie finden keine Arbeit, und ihr habt ja gerade gesehen, was sie erdulden müssen, nur um an ein wenig Essen zu kommen.«
    Royces Gesichtsausdruck war nun um einiges eisiger als sonst. Hadrian kannte ihn lange genug, um zu wissen, dass es jetzt besser wäre, das Thema zu wechseln. »Man sieht es ihm nicht an«, sagte er, »aber Albert ist von Adel. Er ist Vicomte.«
    »Vicomte Winslow?«, fragte Alric. »Von welcher Vizegrafschaft?«
    »Leider gar keiner«, antwortete Albert, bevor er einen großen Schluck von seinem Bier nahm. »Großpapa Harlan Winslow verlor die Familienländereien, als er der Gunst des Königs von Warric verlustig ging. Es waren allerdings, ehrlich gesagt,

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