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Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition)

Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition)

Titel: Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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rezitierte das Mantra, während sie den Schmutz aus dem Baumwollstoff knetete.
    »Ich muss mich auf den Weg machen«, erinnerte er sie.
    »Ich weiß. Ich will das hier beenden.«
    Er ließ sie dort. Als er seinen Wagen erreichte, blickte er zurück. Aus der Ferne war sie einfach nur eine Bäuerin, die dem alten Stoff Segnungen entrang.
    ***
    Der Beamte der Polizeistation von Baiyun musste Mengs Namen erwähnen, um die Gebietszentrale zu veranlassen, den Anruf zum Gästehaus durchzustellen. »Er lädt gerade sein Gepäck in den Wagen«, berichtete der Tibeter nervös. Er schaute immer wieder über Shans Schulter hinweg. Sansan sah von der Arrestzelle aus zu.
    »Sagen Sie ihm, Shan will mit ihm sprechen.«
    Zwei Minuten später reichte der Polizist den Hörer an Shan weiter und eilte aus dem Raum. Shan gab Liang keine Möglichkeit, sich zu beschweren. »Major, Sie werden sich heute Nachmittag mit mir in Baiyun treffen«, sagte er.
    Nun musste er drei Stunden totschlagen und hatte keine Lust, sich den tadelnden Blicken auf den Straßen von Baiyun auszusetzen. Er holte Yuans Ahnentafel aus dem Wagen und brachte sie zu dem kleinen Schuppen hinter dem Haus des Professors. Er murmelte ein Gebet, als er sowohl sie als auch das alte Mandarin-Abzeichen in dem geheimen Schrein zurückließ, und fuhr dann zu dem leeren Marktplatz. Dort ließ er den Pick-up zurück und stieg den gewundenen Pfad hinauf, der zu dem steilen Gebirgsgrat oberhalb der Stadt führte. Oben ging er zu der Stelle, an der er und Jamyang damals Jigten aufgehalten hatten. Es schien ewig her zu sein. Er setzte sich auf einen Geröllblock und schaute hinunter ins Tal. Dann fiel ihm etwas weißer Sand am Fuß eines Felsens auf. Shan ließ ihn durch die Finger rieseln, so dass auf der ebenen Steinoberflächeein Kreis entstand und darin die Umrisse von Tempeln. Es war ein überaus schlichtes Mandala, wie es kleinen Jungen beigebracht wurde, die zum ersten Mal ein Kloster betraten. Lokesh formte gelegentlich solch ein Bild und starrte es dann stundenlang an, während er sich die Gottheiten vorstellte, die in jeder der Kammern wohnten.
    Shan musste bei dem Anblick nun daran denken, was Chenmo ihm erzählt hatte: dass der Abt in den Klosterruinen mal ein Mandala angefertigt habe, bei dem die Reihenfolge der Gottheiten nicht stimmte. Eine der Nonnen hatte an jenem Abend Lokesh dort auf dem Weg zur Arbeit im Kloster gesehen und mit ihm außerhalb von Shans Hörweite gesprochen. Lokesh war direkt zu dem Mandala gegangen und hatte Stunden darauf verwandt, die Fehler zu korrigieren. Shan erinnerte sich nun, wie bekümmert Lokeshs weise, sanfte Augen dabei dreingeblickt hatten. Lokeshs Art, die Welt zu betrachten, kam der Wahrheit oft näher als die von Shan, und das auch noch schneller. Shan wusste nun, dass sein alter Freund in jenem Moment bereits gespürt hatte, dass in Chegar etwas nicht stimmte und aus dem Gleichgewicht geraten war.
    Er sah in die Richtung des Schreins, bei dem Jamyang gestorben war, und murmelte eine Entschuldigung. Shan war zu blind und zu langsam gewesen, um die Fährte zu verstehen, die Jamyang für ihn gelegt hatte. Der Lama war gerannt, um die Ahnentafeln von Jigten zurückzuholen, weil sie der erste Hinweis auf die Fährte waren. Er hatte gewollt, dass Shan Nachforschungen anstellte und herausfand, weshalb er so furchtbare Maßnahmen ergreifen musste, vielleicht sogar, um sicherzustellen, dass die Wahrheit auch dann ans Licht kommen würde, falls seine Pläne fehlschlugen. Das Band auf dem Altar sollte Shan zu den Tafeln führen, und die Tafeln sollten auf Yuan und seine Tochter verweisen, die die Aufzeichnungenbesaßen, welche wiederum Jamyang mit dem Friedensinstitut verbanden.
    Shan befand sich auf halbem Weg den Hang hinunter, als er den grauen Wagen sah, der auf Baiyun zuraste. Der von Peking ausgesandte Dämon stattete dem Tal einen letzten Besuch ab.
    ***
    »Sie sollten mir die Amerikanerin bringen!«, brüllte Liang, als Shan allein Mengs Büro betrat.
    »Ich habe nicht gesagt, ich würde sie persönlich abliefern. Ich sagte, ich könnte sie Ihnen verkaufen. Sie ist doch sicherlich mehr wert als irgendein gesetzloser Lama. Und dann sind da noch die Äbtissin und dieser kriminelle Chinese namens Lung.« Shan widerstand der Versuchung, sich mit einem Blick zu vergewissern, dass die tibetischen Polizisten immer noch im vorderen Büro saßen.
    Liangs Hass auf Shan war wie ein Lebewesen, eine Schlange, die sich in ihm zu winden schien, als

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