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Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition)

Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition)

Titel: Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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dem Jamyang sich befand, und dann die Serpentinen auf der anderen Seite hinauf, um dem Fliehenden den Weg abzuschneiden. Von der Ladefläche hörte Shan das Klappern der losen Eimer und Schaufeln und dazu das Lachen von Lokesh, jenes sanfte Lachen, das geholfen hatte, Shan während der ersten schrecklichen Monate am Leben zu erhalten, als er vor vielen Jahren in ein Straflager geworfen worden war.
    Der alte Motor ächzte und hustete, während der Wagen die unbefestigte Straße erklomm. Dann kam er zitternd an einer langen Reihe von Felsblöcken zum Stehen. Hier kreuzte derWeg, auf dem Jamyang den Kamm überqueren würde. Unterhalb erstreckte sich offenes Weideland, gefolgt von dem kleinen Straßennetz der neuen Siedlung, nur ungefähr anderthalb Kilometer entfernt.
    Der rennende Mann hatte so sehr mit seiner schweren Last und der Beobachtung des Pfades hinter sich zu tun, dass er beinahe mit Shan zusammengestoßen wäre. Er keuchte auf und wollte Shan ausweichen, indem er auf ein Sims am Wegesrand sprang. Doch sein Hinken brachte ihn aus dem Gleichgewicht, und er stürzte schwer, verstauchte sich fluchend den Knöchel und blieb bäuchlings im Gras liegen. Der Inhalt des Sacks wurde um ihn verstreut.
    »Der Kerl ist wahnsinnig!«, stöhnte der Fremde mit ängstlichem Blick den Pfad hinauf und rieb sich den Knöchel. »Geht wie ein blindwütiger Yak einfach auf mich los!« Er fing an, die Gegenstände flink wieder vom Boden aufzulesen.
    Shan musterte den Mann für einen Moment. Er war Mitte dreißig, von zäher, drahtiger Gestalt und mit einer langen Narbe über dem linken Auge, die unter seinem struppigen schwarzen Haar verschwand. Die zerlumpte Schaffellweste und -mütze schienen ihn als Hirten auszuweisen, aber unter der Weste trug der Tibeter ein schwarzes T-Shirt mit dem Bild eines Skeletts, das eine Sichel hielt. Shan nahm seinen Hut ab.
    Der Fremde erstarrte kurz, als er Shans chinesische Gesichtszüge sah. »Er ist nicht registriert, Genosse!«, rief der Tibeter mit dünner Stimme und hob eine kleine kupferne Opferschale auf. »Sonst würde er sich wohl kaum wie ein wildes Tier in dieser Hütte verstecken.« Er richtete sich auf und zuckte zusammen, als er seinen Fuß belastete. Dann humpelte er auf das größte seiner Beutestücke zu, zwei armlange Bretter, fest verschnürt mit den Bändern, die man benutzte, um die in Holz geschnitzten Druckstöcke tibetischer Schriften zusammenzuhalten.
    Shan machte in Gedanken eine schnelle Bestandsaufnahme der anderen Gegenstände, die der Hinkende aufhob. Das zusammengerollte Gemälde einer Gottheit, die kleine Bronzefigur einer dakini -Göttin, zwei Teile einer Zeremonientrompete und ein silbernes gau , eines jener Amulette, wie es fromme Tibeter, mit geheimen Gebeten darin, um den Hals trugen. Zusammen mit den Druckstöcken würde das auf dem Schwarzmarkt genug einbringen, um den Mann für mehrere Wochen zu ernähren.
    Der Hirte wollte sich die Bretter auf die Schultern wuchten, hielt dann aber erschrocken inne und wich zurück. Ein Stück neben ihm war der große schlanke Mann mit dem kastanienbraunen Gewand aufgetaucht. Jamyang lächelte. » Lha gyal lo «, sagte er zu dem Dieb. Den Göttern der Sieg .
    Der Fremde hielt die Druckstöcke wie einen Schild vor sich. Als Jamyang seine Hände darauf legte, zog er daran und versuchte, sie dem Griff des Lama wieder zu entreißen. »Auf diesen Zauberer ist bestimmt ein Kopfgeld ausgesetzt!«, rief er Shan zu und deutete auf die unterhalb gelegene Siedlung. »Dort in Baiyun gibt es einen Polizeiposten!«
    Shan begriff, dass der Mann sich vor dem freundlichen Lama mittleren Alters tatsächlich fürchtete. Jamyang war an seiner Seite erschienen, und zwar nicht etwa von dem Pfad, sondern wie aus dem Nichts. Und er war kein bisschen außer Atem. In der tibetischen Überlieferung gab es viele Geschichten über Lamas, die sich auf magische Art und Weise an andere Orte transportieren konnten.
    »Wie hoch ist das Kopfgeld für Diebe?«, fragte Shan den Fremden.
    Der Mann richtete seinen provisorischen Schild gegen Shan, dann gegen das Heck des Pick-ups, wo Lokesh inzwischen stand. Er gab sich geschlagen und ließ die Bretter sinken. Doch als er die verblasste Aufschrift auf der Wagentürsah, verflog sein Kummer sogleich wieder. »Du kontrollierst bloß irgendwelche armseligen Gräben«, sagte er.
    »Ich bin der offizielle Aufsichtsbeamte für Gräben«, erwiderte Shan, »und glaub mir, eine nähere Bekanntschaft mit der Regierung der

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