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Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition)

Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition)

Titel: Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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Sohn gesehen, der in dem Lastwagen gestorben ist?«
    »Ich bin mit den tibetischen Polizisten hingefahren, um den Unfall aufzunehmen.«
    »Der Junge hatte einen schweren Schlag auf die Luftröhre davongetragen.«
    Meng nickte. »Das Lenkrad hat erst sie zerquetscht und dann die Rippen.«
    Shan schüttelte langsam den Kopf und betrachtete das Feuereisen. »Nein. Entweder die Kehle kriegt den Treffer ab oder die Rippen, aber nicht beide.«
    »Ich habe seinen Hals gesehen, Shan. Er war zerquetscht. Es gab einen schrecklichen Bluterguss.«
    Shan maß die Kante des Feuereisens mit der Hand ab und hielt die gespreizten Finger dann hoch. »Ungefähr so breit?«
    Meng wurde bleich. »Es war ein Unfall. Alle sagten, es war ein Unfall. Ich habe das Lastwagenwrack gesehen. Ich musste nur …«
    »Einen Mord übersehen?«
    In ihren Augen funkelte Ärger auf, wich aber sogleich großer Scham.
    »Die haben Ihnen den Leichnam nicht überlassen«, sagte Shan wie zum Trost.
    »Das ist keine Entschuldigung«, widersprach sie. »Ich hätte ihn mitnehmen können.«
    »Von den Jadekrähen? Die Brüder Lung dürften Sie schon allein dafür gehasst haben, dass Sie an jenem Tag dort aufgetaucht sind. Die Bande hätte sich alle möglichen Ablenkungsmanöver ausdenken können, um die Leichen aus demKühlraum zu stehlen, aber sie hat beschlossen, Sie in dieser Gasse zu überfallen. Falls ich nicht zufällig dort gewesen wäre, hätte es noch schlimmer für Sie ausgehen können.«
    »Das ist keine Entschuldigung«, wiederholte sie und ließ sich auf ihren Stuhl sinken. »Warum?«, fragte sie. »Warum würde jemand diesen Jungen töten?«
    Shan nahm abermals das Feuereisen zur Hand. »Im Augenblick interessiert mich eher, wieso sein Vater die Mordwaffe hatte.«
    ***
    Lung Tso saß mit einem Glas und einer Flasche Wodka an seinem Tisch, als Dschingis mit Shan die Treppe hinaufkam. »Ich habe einen halben Tag mit irgendeinem dämlichen Offizier aus dem Umsiedlungslager verbracht und ihm erklärt, dass die Lastwagen, die die uns gegeben haben, Todesfallen sind und dass die verdammte Bewaffnete Volkspolizei es sich selbst zuzuschreiben hat, dass die Karre einfach so in die Luft geflogen ist. Ich habe zu ihm gesagt, es sei reine Glückssache gewesen, dass auf der Ladefläche bloß ein paar Säcke Reis gelegen hätten und nicht ein Trupp seiner Schläger.«
    Shan war überrascht. »Das waren deine Worte?«
    »Ich habe betont, es sei meine patriotische Pflicht, darauf hinzuweisen. Am Ende hat er mir einen anderen Lastwagen besorgt, einen besseren, wie er sagte. Statt eines dreißig Jahre alten Schrotthaufens habe ich nun einen zwanzig Jahre alten Schrotthaufen.« Lung musterte Shan. »Doch ich hätte auch glatt als Insasse des Lagers enden können, falls jemand gesehen hätte, wie ich die verölten Lappen im Motorraum angezündet habe, oder falls dieser Haufen gut genug organisiert wäre, um festzustellen, dass ein paar Gefangene fehlen. Wir sind quitt, Shan. Keine weiteren Gefallen. Verschwinde von hier! Bring mich nicht dazu, wieder den Dolch zu ziehen!«
    Shan ignorierte die Drohung. »Du warst bereit, mich zu foltern, weil du dachtest, ich hätte etwas vom Leichnam deines Bruders weggenommen. Wonach genau hast du gesucht?«
    Lung leerte sein Glas. »Keine Ahnung. Dieser Lama hat ihm etwas gegeben. Ich wollte es sehen, um zu begreifen, was geschehen ist. Es kann nicht nur dieser Zettel gewesen sein. Sicher, das hat gezeigt, dass jemand unserem Schmuggel auf der Spur war, aber das allein hätte nicht ausgereicht, ihn so zu verändern. Es war, als hätte der Lama irgendeinen beschissenen Zauber gewirkt, um meinen Bruder dermaßen zu beeinflussen.«
    »Wann ist Jamyang zurückgekommen?«
    »Am Tag, bevor mein Bruder gestorben ist. Sie sind zu dem Schrein in dem alten Stall gegangen und waren für mindestens eine Stunde da drinnen. Dann ist der Lama abgezogen, und mein Bruder ist noch eine weitere Stunde im Stall geblieben. Als er zurückkam, hatte er etwas Kleines bei sich, gewickelt in ein Stück Filz. Er wollte es mir nicht zeigen und auch nicht mit mir reden.«
    Das Feuereisen gab ein metallisches Klingeln von sich, als Shan es auf den Tisch fallen ließ. »Das war der Gegenstand. Die Polizei hat ihn gehabt.«
    Lung nahm das Feuereisen und beugte sich damit weiter ins Licht der Laterne vor. »Ist das irgendein Mönchsding?«
    »Nein, bloß ein tibetisches Ding, das zufällig mit Gebeten versehen ist. Damit wurde dein Neffe getötet.«
    Lung Tso

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