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Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition)

Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition)

Titel: Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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Rand, meinte Lokesh. Andere Freunde hätten die physische Gefahr erwähnt, in die Shan sich begab, oder die Qualen, die er als Liangs Gefangener erduldet hatte, aber nicht Lokesh, niemals. Er meinte, dass Shan gefährlich dicht davorstand, vom wahren Weg abzukommen, dem Weg der Erleuchtung, dem Weg des Buddhismus. Lokesh glaubte an die Suche nach der Wahrheit, aber er war auch der unerschütterlichen Überzeugung, dass Shan zu weit ging, wenn er sich in den Lauf der Dinge einmischte und so zum Akteur eines sich enthüllenden Rätsels wurde. Ein Lamm zu retten zeugte von Respekt für die niederen Tiergeister. Ereignisse zu manipulieren und die Regierung zu täuschen zeugte von Respektlosigkeit dem eigenen Geist gegenüber.
    »Jamyang hat uns seine Geschichte erzählt«, fuhr Lokesh fort. »Nun ist es an uns, sie zu verstehen. Er hat uns das Sutra seines Lebens hinterlassen. Wir müssen einfach nur lernen, wie man es liest.«
    »Das tue ich ja, mein Freund, auf die einzige Weise, die ich kenne.«
    »Nein. Du fährst mit der Polizei. Du sprichst mit denen, die unsere Bauernhöfe überfallen. Du greifst Statuen an. Du forderstdie Öffentliche Sicherheit dazu heraus, dich zu verprügeln. Du müsstest es besser wissen, Shan. Falls du an deinem jetzigen Standort ins Straucheln gerätst, gibt es für dich keine Möglichkeit mehr, wieder ein Mensch zu werden.«
    Die Worte brachen Shan fast das Herz. Es war die Ermahnung eines sanftmütigen tibetischen Vaters an seinen Sohn, dessen Eigensinn ihn bald die Familie kosten würde. Und es war wahrscheinlich das Strengste, was Lokesh je zu ihm gesagt hatte. Die menschliche Existenz war etwas Kostbares, das erst nach Tausenden von Inkarnationen in niederen Lebensformen gewonnen wurde, und wer damit – aus welchem Grund auch immer – Missbrauch trieb, würde an den Anfang dieses Zyklus zurückgeworfen werden.
    Shan wusste nichts zu sagen. Er starrte nur in seine nun leere Schale.
    Nach einer Weile wies Lokesh nach draußen. »Es wird Sternschnuppen geben«, sagte er und schien Shans Schwäche zu spüren. Er reichte ihm eine Hand, um ihm aufzuhelfen.
    Es war ein selten schöner Abend; eine sanfte Brise strich durch den duftenden Wacholder, die Sterne schimmerten an einem wolkenlosen Himmel. Shan legte sich auf die Decke, die Lokesh für ihn im Gras ausgebreitet hatte, und sehnte sich danach, zumindest einen weiteren Meteoritenschauer mit seinem Freund teilen zu können, doch die Erschöpfung war einfach zu groß. Als seine Augen sich langsam schlossen, hörte er das leise Murmeln eines neuen Mantras. Das warme Gefühl unmittelbar vor dem Einschlafen kam ihm wie Schweben vor, und ein trauriges Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Er wusste, dass Lokesh dieses Mal für ihn betete.

KAPITEL DREIZEHN
    Lung Tso war seltsam zurückhaltend, als Shan am nächsten Tag bei ihm eintraf, um einen Gefallen zu erbitten. Er reagierte nicht etwa verärgert, sondern verwirrt.
    »Warum, zum Teufel, soll einer meiner Männer in deinem Wagen durch das Tal fahren?«
    »Nicht nur das. Er soll an den Stellen halten, die ich auf der Karte markiere, dort mit einer Schaufel eine Zeit lang in den Gräben herumhantieren und dann weiterfahren.«
    »Und wo wirst du sein?«
    »Dein Mann wird mich bei den Mönchen am Ende des Tals absetzen, mit einem von euren Motorrädern. Am Abend bringt er meinen Wagen zum Stall in der Stadt.«
    »Du willst die Mönche ausspionieren.«
    »Hinter diesem gompa steckt mehr, als man meinen möchte.« Shan starrte den Schmuggler herausfordernd an. Lung hatte immer noch nicht erklärt, welche Art von Geschäften er mit den Mönchen machte.
    »Es gibt eine Regel, an die wir uns zu halten versuchen. Hab immer nur einen Feind gleichzeitig. Auf diese Weise kannst du ihn im Auge behalten und sicherstellen, dass er sich nicht an dich anschleicht. Doch du, Shan, du legst dich einfach mit jedem an. Dir fehlt jeglicher Selbsterhaltungstrieb. Wer verfolgt deinen Pick-up?«
    Shan sah ihn einfach nur an.
    »Dieser Mönch Jamyang. Du hast behauptet, er sei tot.«
    »Er ist am selben Tag gestorben wie dein Bruder. Er hat Lung Ma überzeugt, zum Kloster zu gehen. Und er ließ mich auf dem Gebirgsgrat oberhalb anhalten, um sich zu vergewissern, dass der Laster deines Bruders auch tatsächlich dort stand. Dann sind wir zu seinem Schrein gegangen, und er hat sich eine Armeslänge von mir entfernt in den Kopf geschossen.«
    Lung verzog das Gesicht. »Mönche begehen keinen Selbstmord.«
    »Mönche

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