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Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition)

Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition)

Titel: Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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wurde sehr still. Shan hielt seinem kalten, reglosen Blick stand, bis Lung wegsah, um sich Wodka nachzuschenken. Er leerte erneut sein Glas. »Rede.«
    Shan zeigte ihm, wie man das Feuereisen als Waffe benutzen konnte, um eine Luftröhre zu zerquetschen. »Er wurde ermordet«, schloss er. »Danach hat der Täter den Verkehrsunfall inszeniert.«
    »Dieser elende Lama.«
    »Nein. Jamyang hat den Mord irgendwie durchschaut, als er die Verletzung am Hals sah, danach irgendwie den Täter identifiziert und sich irgendwie das Feuereisen verschafft. Verrate mir etwas. Warum ist dein Bruder nach dem Tod seines Sohnes nicht zu den Mönchen gegangen, sondern zu den Nonnen?«
    »Man bittet Geschäftspartner nicht um Gefallen.« Lungs Augen flammten auf. »Dieser verdammte Lama.«
    »Jamyang hat deinem Bruder geholfen. Jamyang hat die Zusammenhänge erkannt. Er ist hergekommen und hat deinem Bruder davon erzählt. Und er hat ihm aufgetragen, am nächsten Tag zum Kloster zu gehen, weil er dafür gesorgt hatte, dass auch der Mörder seines Sohnes dort sein würde. Genau wie er der Äbtissin von Verrat in Chegar gompa berichtet hat. Der Killer hat ein Mönchsgewand getragen, aber es war nicht Jamyang.«
    Ein leiser Laut des Erstaunens durchbrach die Stille. An der Treppe stand Jigten mit weit aufgerissenen Augen und einer Thermoskanne Tee. Er wich langsam wieder in den Schatten zurück.
    ***
    Man bittet Geschäftspartner nicht um Gefallen. Lungs Worte hallten wie ein fernes Echo in Shans Erinnerung wider, während er den Berg hinauffuhr. Der tote Bandenführer, der Schmuggler, hatte mit einem Mönch Geschäfte gemacht, und ein Mönch hatte ihn getötet. Shan parkte den Wagen in einem kleinen Gehölz am Rand eines holprigen, einsamen Weges und blieb im Dunkeln sitzen. Er wartete eine halbe Stunde ab, um sicherzustellen, dass niemand ihm folgte, und stieg dann den schmalen Ziegenpfad in das oberhalb gelegene Tal hinauf. Eine Flut von Fragen ging ihm durch den Kopf. Die wenigenPuzzlestücke, die er gefunden hatte, schienen das Puzzle nur unendlich komplizierter zu machen. Was hatte Lung im Auftrag der Mönche getan? Warum würde Jamyang sowohl Lung als auch die Äbtissin in eine Konfrontation mit dem Killer schicken? Wie konnte Jamyang bloß die Waffe gefunden haben, mit der Lungs Sohn ermordet worden war? Shan würde nie wissen, was sich am Tag des Todes im Kloster zugetragen hatte, solange er nicht die Wahrheit über Jamyang kannte.
    Als Shan endlich die kleine Hütte erreichte, schlief die Amerikanerin drinnen auf einem Strohlager. Es war eine der entlegenen, unbenutzten Schutzhütten der Hirten, die Shan und Lokesh irgendwann auf der Suche nach vergessenen Schreinen entdeckt hatten. Der alte Tibeter konnte auf nahezu unheimliche Weise die – wie er sie nannte – Geisterspuren eines solchen Ortes aufspüren. Er wies auf die schmale senkrechte Verfärbung einer Wand, die davon zeugte, dass dort jahrelang Weihrauch verbrannt worden war, zog vermeintlich zufällige Steine aus einem Fundament, um Shan die darin eingeritzten Gebete zu zeigen, oder entdeckte an einem Ast oder Pflock die verrotteten Reste einer Schnur, an der in einem früheren Jahrhundert mal Gebetsfahnen gehangen hatten. Dann säuberte er die alten mani -Steine und stellte solche Orte mit frischem Weihrauch und neuen Gebetsfahnen wieder her, auch wenn das bedeutete, dass er dazu sein Hemd zerreißen musste. Danach brachte er stundenlange Mantras dar, damit die Gottheiten, die in der Nähe wohnten, wissen würden, dass man sie nicht vergessen hatte.
    Auf die gleiche unheimliche Weise schien Lokesh nun mit Shan gerechnet zu haben. Am Rand der kleinen Kohlenpfanne an der Tür stand ein Topf Suppe. Lokesh fragte weder nach Shans Einkerkerung noch berichtete er von seiner Reise nach der Flucht aus dem Lager. Stattdessen reichte er Shan einfach eine alte hölzerne Schale und goss die Suppe hinein. Der alteTibeter breitete eine weitere Decke über Cora, entzündete ein Weihrauchstäbchen an der Glut und steckte es über der Amerikanerin zwischen die Mauersteine, bevor er sich neben Shan setzte.
    »Ich kenne eine Höhle«, sagte er nach langem Schweigen.
    Shans Brust zog sich zusammen. Sie hatten dieses Gespräch zuvor schon geführt. Lokesh wollte, dass er für eine Weile alles hinter sich zurückließ, um in der Abgeschiedenheit zu meditieren.
    »Ich werde dich begleiten. Wir könnten die Amerikanerin mitnehmen. Nur für zwei oder drei Wochen. Du gehst zu nah.«
    Zu nah am

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