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Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)

Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)

Titel: Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)
Autoren: Claus Riemann
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bereiten, den schuldbewussten Sohn in ihnen anzusprechen.
    Die helle Seite ist natürlich, dass diese Männer von der Anlage her außerordentlich viel Liebe und Verständnis für ihre Partnerin, für das Weibliche überhaupt haben. Die Gefahr ist allerdings, dass sie sich selbst kastrieren durch übergroße Rücksichtnahme. Eine Mutter, die diese Bereitschaft ausnützt, indem sie Schuldgefühle in ihrem Sohn fördert, ihn manipuliert, schafft damit eine enorme Hypothek für seine späteren Beziehungen. Ein weiterer nicht unproblematischer Aspekt von Fische-Mond-Liebe, auch von Fische-Venus, ist die so genannte romantische Liebe, deren Logik besagt, dass die schönsten Lieder die ungesungenen sind. Je ferner, je unerreichbarer, desto lieber. Die große Liebe ist immer die unerfüllte.
    Tristan, das heißt »Kind der Traurigkeit« (er hatte seine Mutter früh verloren), war durch einen Zaubertrank in unsterblicher Liebe mit Isolde von Irland verbunden, die jedoch seinem Herrn König Marke von Cornwall versprochen war. Sie trafen und liebten sich heimlich, verzehrten sich in Zeiten der Trennung vor Sehnsucht, aber öffentlich, in der irdischen Welt, war es nicht möglich, diese Beziehung zu leben. Das erinnert an die Nixen-Thematik im Märchen: Man kann die Nixen-Frauen nicht – zumindest nicht für lange – an Land holen, auch wenn man ihr Schwanenkleid oder ihr Robbenfell stiehlt; irgendwann kehren sie zurück in ihr Wasserreich. Die Nixen-Begegnung steht meist für das Liebes- Erlebnis , faszinierend und leidenschaftlich, aber nicht für die Alltagsbeziehung geeignet.
    Zurück zu Tristan: Irgendwann hat er das vergebliche Schmachten satt und geht nach Frankreich, wo er eine andere Isolde heiratet: Isolde, die Weißhändige. Allein dieses Attribut weist auf die irdische Seite des Weiblichen hin (Hand hat mit handeln und Handlung zu tun und ist somit ein Thema des Erdelements). Nur – schon in der Hochzeitsnacht ist er mit all seinen Gedanken und seiner Sehnsucht bei der unerreichbaren Isolde von Irland, worauf die Weißhändige in ihrer Empörung und Verletzung das Schlussdrama inszeniert. Als Isolde von Irland zur Rettung des todkranken Tristan herbeieilt, vertauscht Isolde die Weißhändige die Signale. Isolde wähnt ihren geliebten Tristan tot und stürzt sich ins Meer, Tristan folgt ihrem Beispiel und bringt sich um. Das ist das Ende dieser romantischen Liebesgeschichte.
    Hans Jellouschek sagt, dass das spirituelle Vakuum in unserer westlichen Welt unter anderem dazu führt, dass wir unsere ozeanischen Sehnsüchte in Beziehungen hineintragen. Dann muss es der Traummann oder die Traumfrau sein, die Dualseele, die ganz große Liebe. Doch dadurch können reale Beziehungen gnadenlos überfordert werden. Wenn wir mit unserer göttlichen Unzufriedenheit nicht anders umzugehen lernen, zum Beispiel durch Meditation, führen unsere neptunischen Sehnsüchte zur Mystifizierung von Beziehungen, und da wir wissen, dass jede Wirklichkeit den Traum zerstört, greifen wir unbewusst in die Trickkiste und verlieben uns in unerreichbare Menschen. Dann können wir träumen, schmachten, wunderbar leiden, und wir reden uns ein, dass der unerreichbare Geliebte, die unerreichbare Geliebte, nur den Partner verlassen oder zu uns ziehen müsste, und alles wäre gut. Insgeheim haben wir vor nichts mehr Angst als gerade vor dieser Realität, die auch dem Gegenpol des Erdzeichens Jungfrau entspricht. Diesen Gegenpol zu integrieren heißt, Spiritualität in den Beziehungsalltag zu bringen, zum Beispiel gemeinsam zu meditieren, sich gemeinsam auf die Reise zum Ozean zu machen.

Heilung
    Das innere Kind kann hier durch die Energie des Meeres geheilt werden, wörtlich und im übertragenen Sinne. Ein Aufenthalt am Meer oder ein Segeltörn über den Atlantik können die Seele nähren, wie auch alle Erfahrungen, die mit vollkommener Hingabe zu tun haben. Bewusste Hingabe, zum Beispiel in der Meditation, bei einem einsamen Spaziergang in der Natur oder beim Hören von Musik, ist ein Heilungsweg, auch der bewusste Rückzug von der Welt, etwa in Form eines Klosteraufenthalts, kann ein Gefühl vermitteln für die »Einsamkeit, die einen kann«. Schädlich wäre es jedoch, eine einseitige Spiritualität zu leben, die zu der Haltung führt, zu gut für die Welt zu sein. Auch hier muss der Gegenpol Jungfrau mit einbezogen werden, die Bereitschaft, sich auch den irdischen Herausforderungen des Lebens zu stellen.

Sonne in Fische
    Hier ist der innere
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