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Der Tierarzt kommt

Der Tierarzt kommt

Titel: Der Tierarzt kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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Fingern.
    Ich schüttelte ihn sanft. »Willst du mitkommen, Tris? Ich muß eine Katze abholen.«
    Er streckte sich und schnitt eine Grimasse, aber dann gewann seine Gutmütigkeit die Oberhand.
    »Natürlich, Jim«, sagte er mit einem letzten Gähnen. »Es wird mir ein Vergnügen sein.«
    Mrs. Beck wohnte etwa in der Mitte von Rayton auf der linken Seite der Hauptstraße. Ich sah das sauber gemalte Schild Jasmine Cottage am Tor, und als wir durch den Garten gingen, öffnete die kleine Frau uns freundlich winkend die Tür.
    »Guten Tag, es ist nett, daß Sie beide gekommen sind.« Sie führte uns in das gediegen eingerichtete Wohnzimmer, das alles andere als ärmlich wirkte. Durch die offene Tür einer Mahagoni-Anrichte sah ich Flaschen und Gläser. Ich erkannte Scotch, Cherry Brandy und Sherry, bevor sie die Tür mit dem Knie zustieß.
    Ich zeigte auf einen lose zugeschnürten Pappkarton. »Aha, das ist gut. Sie haben sie schon da drinnen, nicht wahr?«
    »Aber nein, sie ist im Garten. Am Nachmittag lasse ich sie immer draußen spielen.«
    »Im Garten, so?« sagte ich nervös. »Dann holen Sie sie bitte, denn wir sind sehr in Eile.«
    Wir gingen durch eine gekachelte Küche zur Hintertür. Hinter den meisten dieser Häuser liegt ein gutes Stück Land, und bei Mrs. Beck sah es besonders hübsch aus. Blumenbeete, ein schöner Rasen und eine Reihe von Obstbäumen mit saftigen Äpfeln und Birnen.
    »Georgina«, flötete Mrs. Beck. »Wo bist du, mein Kätzchen?«
    Kein Kätzchen erschien, und sie lächelte mir schalkhaft blinzelnd zu. »Ich glaube, die kleine Schelmin treibt ein Spiel mit uns. Das tut sie nämlich oft.«
    »Tatsächlich?« sagte ich ohne Begeisterung. »Na, hoffentlich kommt sie jetzt. Ich habe wirklich nicht sehr viel...«
    Im gleichen Augenblick schoß eine sehr dicke Tigerkatze aus einem Chrysanthemenbeet und sprang durch das Gras auf einen Rhododendronstrauch zu, während Tristan ihr nacheilte. Er sprang in das Gebüsch, die Katze kam auf de anderen Seite hervor, machte ein paar tolle Sprünge auf dem Rasen und kletterte einen knorrigen Baumstamm! hinauf.
    Tristan las kampfbereit etwas Fallobst von der Wiese auf. »Das Biest hole ich da runter, Jim«, flüsterte er und zielte.
    Ich griff ihm in den Arm. »Um Himmels willen, Tris!« zischte ich. »Das kannst du nicht machen. Leg das Zeug weg.«
    »Ach... na schön.« Er ließ die Äpfel fallen und ging zum Baum. »Ich hol sie runter.«
    »Warte doch. Das mach ich. Du bleibst hier unten und versuchst, sie einzufangen, wenn sie springt.«
    Tristan sah enttäuscht aus, aber ich warf ihm einen warnenden Blick zu. Bei der Lebhaftigkeit meines Gefährten riskierten wir nur, daß sie uns ins nächste County entfloh. Ich kletterte auf den Baum.
    Ich habe Katzen schon immer gern gehabt, und da ich das Gefühl habe, daß Tiere einen Instinkt dafür haben, gelang es mir meistens, auch mit den schwierigsten fertigzuwerden. Ich kann sogar sagen, daß ich auf meine besondere Katzentechnik sehr stolz war.
    Leicht schnaufend gelangte ich auf den obersten Ast und streckte die Hand nach dem geduckten Tier aus. »Puss, puss«, gurrte ich in meinem unwiderstehlichsten Katzenton.
    Georgina blickte mich kalt an und reagierte nur, indem sie den Buckel krumm machte.
    Ich lehnte mich noch mehr vor. »Puss, puss, puss.«
    Meine Stimme war wie flüssiger Honig, und mein Finger; berührte fast ihr Gesicht. Jetzt brauchte ich ihr nur noch; die Wange zu streicheln, und sie war mein. Das wirkte immer.
    »Pah!« fauchte Georgina warnend, aber ich achtete nicht darauf.
    »Pah – pah!« Sie zischte und verpaßte mir blitzartig einen linken Schwinger, der eine blutige Spur auf meinem Handrücken zurückließ.
    Ich zog mich leise fluchend zurück und leckte meine Wunden. Von unten ertönte Mrs. Becks fröhliches Lachen.
    »Ach, ist sie nicht ein kleines Äffchen? Sie ist so verspielt, das liebe Tier.«
    Ich schnaufte und schob mich wieder den Ast entlang. Dieses Mal war ich grimmig entschlossen, sie mit List einzufangen. Sie mußte meinen Gedanken gelesen haben, denn sie ging bis zum Ende des Astes, und als er sich unter ihrem Gewicht etwas neigte, ließ sie sich ins Gras fallen.
    Tristan sprang wie der Blitz auf sie zu, warf sich der Länge nach über sie und packte sie am Hinterbein. Georgina schoß herum und grub ihre scharfen Zähne in seinen Daumen, aber Tristan zeigte erstaunliche Widerstandskraft. Er schrie nur kurz auf, wechselte blitzartig den Griff und packte sie am

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