Der Tierarzt kommt
und gab Tristan einen Wink. »Komm, bringen wir sie nach Haus, bevor sie wieder wach ist.« Ich war schon im Flur, als er mir die Hand auf den Arm legte.
»Jim«, sagte er feierlich. »Du weißt, daß ich dein Freund bin.«
»Ja, Tris, natürlich.«
»Ich würde alles für dich tun, Jim.«
»Das weiß ich.«
Er holte tief Luft. »Mit einer Ausnahme. Ich gehe nicht wieder in diesen verdammten Wagen zurück.«
Ich nickte resigniert. Ich konnte es ihm nicht verdenken.
»Macht nichts«, sagte ich. »Also, bis später dann.«
Vor der Abfahrt besprühte ich das Wageninnere mit Pinienessenz, aber das machte es nicht viel besser. Ich hatte nur einen Gedanken: Die Hoffnung, daß Georgina nicht vor meiner Ankunft in Rayton erwachen würde, aber kaum war ich über den Marktplatz von Darrowby gekommen, da war auch diese Hoffnung verflogen. Das Haar sträubte sich mir im Nacken, als unheilvolle Geräusche aus dem Karton auf dem Rücksitz zu mir drangen. Zuerst klang es wie ein weit entfernter Bienenschwarm, aber ich wußte, was es bedeutete. Die Wirkung der Narkose war vorüber.
Kaum war ich aus der Stadt heraus, da trat ich das Gaspedal bis auf den Boden durch. So etwas tue ich höchst selten, denn wenn ich je die Geschwindigkeit von fünfundsechzig Stundenkilometern überschreite, protestieren Motor und Karosserie so laut, daß ich Angst habe, der Wagen würde auseinanderfallen. Aber jetzt machte mir das nichts mehr aus. Mit zusammengebissenen Zähnen raste ich voran, sah weder die Felder noch die Mauern, die an mir vorüberflitzten, denn meine Aufmerksamkeit war voll und ganz auf das Geschehen im Fond konzentriert. Das Geräusch wurde immer lauter und wütender.
Bald schwoll es zu einem zornigen Geheul an, und ich hörte, wie die starken Krallen am Karton kratzten, und da begann ich zu zittern. Als ich über die Hauptstraße von Rayton donnerte, blickte ich mich kurz um. Georgina war halb aus der Schachtel heraus. Ich griff nach hinten, packte sie am Genick, und als ich vor Jasmine Cottage hielt, zog ich mit der einen Hand die Bremse an und hob das Tier mit der anderen auf meinen Schoß.
So saß ich in meinem Sitz versunken und atmete schwer, und ich hätte fast gelächelt, als ich Mrs. Beck in ihrem Garten sah.
Sie nahm mir Georgina mit einem Freudenschrei ab, stöhnte aber gleich danach entsetzt auf, als sie die rasierte Stelle und die Nähte am Leib ihrer Katze sah.
»Ach, mein armes Miezekätzchen! Was haben diese bösen Männer dir nur angetan?« Sie drückte das Tier an ihren Busen und blickte mich strafend an.
»Sie ist ganz in Ordnung, Mrs. Beck. Es geht ihr ausgezeichnet«, sagte ich. »Sie können ihr heute abend etwas Milch geben, und morgen kann sie wieder richtig fressen. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.«
Sie schmollte. »Nun gut. Und jetzt...« Ihr Gesicht nahm einen argwöhnischen Ausdruck an. »Und jetzt wollen Sie wohl Ihr Geld?«
»Nun, äh...«
»Warten Sie hier. Ich hole es.« Sie drehte sich um und ging ins Haus.
Da stand ich an meinen rauchenden Wagen gelehnt, fühlte das schmerzliche Brennen auf Hand und Nase und betrachtete den langen Riß in meinem Jackenärmel. Ich fühlte mich körperlich und seelisch erschöpft. Ich hatte an diesem Nachmittag nur eine Katze sterilisiert, aber ich war wie ausgepumpt.
Apathisch beobachtete ich Mr. Beck, wie sie aus dem Haus trat. Sie hatte ein Portemonnaie in der Hand. An der Pforte blieb sie stehen und sah mich an. »Es waren doch zehn Shilling, nicht wahr?«
»Jawohl.«
Sie kramte eine Weile in der Börse herum, bis sei einen Zehn-Shilling-Schein herausholte, den sie traurig betrachtete.
»Ach, Georgina, Georgina, du bist ein teures Kätzchen«, sagte sie zu sich selbst.
Ich streckte die Hand aus, aber sie zog den Schein zurück. »Einen Augenblick. Sie müssen doch die Fäden wieder ziehen?«
»Ja, in zehn Tagen.«
Sie preßte die Lippen aufeinander. »Da habe ich ja bis dahin Zeit. Ich bezahle, wenn Sie wiederkommen.«
»Wenn ich wiederkomme...? Aber Sie können doch nicht erwarten...«
»Ich finde, es bringt kein Glück, wenn man bezahlt, bevor die Arbeit getan ist«, sagte sie. »Wer weiß, was Georgina sonst noch Schreckliches geschehen könnte.«
»Aber.. aber...«
»Nein. Dabei bleibt es«, sagte sie. Sie steckte den Schein zurück und ließ entschlossen die Börse zuschnappen. Dann ging sie ins Haus zurück. Auf dem halben Wege drehte sie sich noch einmal um und lächelte mir zu.
»Ja, das werde ich tun. Ich bezahle,
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