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Der Tod auf dem Nil

Der Tod auf dem Nil

Titel: Der Tod auf dem Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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«Fingerabdrücke auf dem Revolver?»
    «Nein», sagte Poirot.
    Sie fanden Pennington auf dem unteren Deck. Er saß in einem kleinen Kabinett und schrieb Briefe. Er hob den Kopf und präsentierte sein glatt rasiertes, nettes Gesicht.
    «Gibts was Neues?», fragte er.
    «Haben Sie keinen Schuss gehört?»
    «Wie – jetzt, wo Sies sagen – ich glaube, ich habe eine Art Knall gehört. Aber ich hätte im Traum nicht… Wer ist denn erschossen worden?»
    «Mrs. Otterbourne.»
    «Mrs. Otterbourne?» Pennington klang ganz erstaunt. «Na, das ist ja eine Überraschung. Mrs. Otterbourne.» Er schüttelte den Kopf. «Das verstehe ich nun gar nicht.» Er senkte die Stimme. «Mir kommt das so vor, meine Herren, als hätten wir einen manischen Mörder an Bord. Wir sollten dringend ein Verteidigungssystem organisieren.»
    «Mr. Pennington», sagte Race, «wie lange sind Sie in diesem Zimmer?»
    «Wie – warten Sie mal.» Mr. Pennington fuhr sich sanft übers Kinn. «Ich würde sagen, zwanzig Minuten oder so.»
    «Und Sie haben es nicht verlassen?»
    «Wie – nein, bestimmt nicht.» Er sah die beiden Männer fragend an.
    «Sehen Sie, Mr. Pennington», sagte Race, «Mrs. Otterbourne ist mit Ihrem Revolver erschossen worden.»

Fünfundzwanzigstes Kapitel
     
    M r. Pennington war schockiert. Mr. Pennington mochte es kaum glauben. «Nun, meine Herren», sagte er, «das ist eine ernste Sache. Wirklich sehr ernst.»
    «Äußerst ernst für Sie, Mr. Pennington.»
    «Für mich?» Pennington zog verblüfft und erschrocken die Augenbrauen hoch. «Aber, mein bester Herr, ich habe in aller Ruhe hier gesessen und geschrieben, als der Schuss fiel.»
    «Und Sie haben vielleicht auch einen Zeugen, der das bestätigen kann?»
    Pennington schüttelte den Kopf. «Wie – nein, das könnte ich nicht behaupten. Aber es ist doch eindeutig unmöglich, dass ich auf das obere Deck gehe, diese arme Frau erschieße (warum sollte ich die überhaupt erschießen?) und wieder hier herunterkomme, ohne dass mich jemand sieht. Es sind immer eine Menge Leute da oben in der Lounge um diese Zeit.»
    «Wie erklären Sie, dass Ihr Revolver benutzt wurde?»
    «Tja – ich fürchte, daran bin ich selbst schuld. Kurz nachdem wir alle an Bord gegangen waren, kam es eines Abends im Salon zu einer Unterhaltung über Feuerwaffen, das weiß ich noch, und da habe ich erwähnt, dass ich auf Reisen stets einen Revolver dabeihabe.»
    «Wer war anwesend?»
    «Tja, das weiß ich nicht mehr genau. Die meisten, glaube ich. Eine ganze Menge Leute jedenfalls.» Er schüttelte bedächtig den Kopf. «Nun ja. Den Vorwurf muss ich mir machen.» Dann fuhr er fort: «Erst Linnet, dann Linnets Dienstmädchen und jetzt Mrs. Otterbourne. Dafür scheint es doch gar keinen Grund zu geben!»
    «Es gab einen Grund», sagte Race.
    «So?»
    «Ja. Mrs. Otterbourne hatte uns gerade erzählt, dass sie jemanden Bestimmtes in Louise Bourgets Kabine gehen sah. Genau als sie den Namen sagen wollte, wurde sie erschossen.»
    Andrew Pennington fuhr sich mit einem teuren Seidentaschentuch über die Stirn. «Das ist ja alles schrecklich», murmelte er.
    Poirot sagte: «Monsieur Pennington, ich würde gern gewisse Punkte des Falls mit Ihnen erörtern. Würden Sie in einer halben Stunde in meine Kabine kommen?»
    «Es wäre mir ein Vergnügen.»
    Vergnügt klang Pennington nicht. Er sah auch nicht vergnügt aus. Race und Poirot tauschten einen Blick und verließen danach sofort das Zimmer.
    «Gerissener Hund», sagte Race, «aber Angst hat er, was?»
    Poirot nickte. «Ja, glücklich ist er nicht, unser Monsieur Pennington.»
    Als sie wieder auf das Promenadendeck kamen, zog Mrs. Allerton eben ihre Kabinentür auf, sah Poirot und winkte ihn eindringlich herbei.
    «Madame?»
    «Das arme Kind! Sagen Sie mir, Monsieur Poirot, gibt es nicht irgendwo eine Zweierkabine, die ich mit ihr teilen könnte? Sie darf doch nicht zurück in die, die sie mit ihrer Mutter geteilt hat, und ich habe nur eine Einzelkabine.»
    «Das lässt sich arrangieren, Madame. Sehr gütig von Ihnen.»
    «Einfach Anstand. Außerdem mag ich das Mädchen sehr gern. Ich mochte sie von Anfang an.»
    «Ist sie sehr erschüttert?»
    «Schrecklich. Sie scheint total an dieser abscheulichen Frau gehangen zu haben. Das macht es ja alles so erbarmungswürdig. Tim glaubt, sie hat getrunken. Stimmt das?»
    Poirot nickte.
    «Ja, dann – die arme Frau, man darf sie wohl nicht verurteilen; aber das Mädchen muss doch ein schreckliches Leben gehabt

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