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Der Tod bin ich

Der Tod bin ich

Titel: Der Tod bin ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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dafür einsetzen würde, uns ein gutes Auskommen zu bereiten. Eine große Erleichterung zeichnete sich in ihrem Gesicht ab. Ich fasste ihre Hände.
    – Jetzt sind wir zu dritt. In der Physik ist das eine der stärksten Verbindungen, die wir kennen.
    Ella spürte mein Bemühen und lächelte.
    – Drei Elemente hausen fest verbunden im Atomkern, sie bilden ein Dreieck, das durch nichts zu trennen ist, glaube mir!
    Den Abend verbrachten wir in zärtlichem Einvernehmen. Das Glück, das in mir aufquoll, machte mich fast besinnungslos. Immer wieder fasste ich nach Ellas Hand. Während sie beim Wasser blieb, trank ich reichlich Wein und wäre am liebsten in einem seligen Rausch versunken. Aber der Tag und die Gebirgsluft hatten uns müde gemacht, so gingen wir bald auf unser Zimmer.
    Ella schlief rasch ein. Sie lag auf dem Bauch und hielt das dick gepolsterte Federbett unter sich begraben. Ihre Wangen waren erhitzt, denn die schweren Kacheln des Ofens strahlten immer noch Wärme ab. Sie hatte helle Haut, sodass sich das kräftige Rot umso deutlicher abzeichnete. Wie Milch und Blut. Ihr kurzes Nachthemd war ihr nach oben gerutscht, mit Zärtlichkeit betrachtete ich die beiden Grübchen über dem Po. Endlich löschte ich das Licht und rückte näher an sie heran.
    Vielleicht zwei Stunden später wachte ich in einer völlig veränderten Verfassung auf. Als wäre in einer zuvor idyllischen Umgebung plötzlich Geisterstunde angesagt. Tatsächlich hatte sich doch derDruck, der auf mir lastete, weiter verschärft. Ich war jetzt für ein Kind verantwortlich und wusste gar nicht, wie ich diesem Anspruch gerecht werden sollte. Ella hatte nun auch keine Wahl mehr, ob sie mit mir zusammenbleiben wollte. Ein Kind ohne Mann durfte in ihrer bäuerlichen Umgebung nicht vorkommen. Gefängnis, Ächtung, Verarmung – jedes nur mögliche Schreckensszenario zeigte mir seine hässliche Fratze. Ich tat kein Auge zu und zermarterte mir den Kopf nach einer Lösung.
    Gegen Morgen entschied ich mich, meine Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen, solange ich noch Einfluss nehmen konnte. Ich musste mit Salantino und Malikow verhandeln, um mich auf irgendeine Art freizukaufen, und koste es auch meine gesamte wissenschaftliche Arbeit. An dieser Vorstellung hielt ich mich fest und fand gegen Morgen noch ein wenig Schlaf.
     
31.
    – Genau darum geht es ihnen doch!
    Dass Fred Fridge mit erhobener Stimme sprach, war eine Untertreibung. Er schrie. Joe Salantino dachte nach. So erregt hatte er ihn noch nie erlebt. Fred pflegte sonst diese näselnde britische Oberklassen-Arroganz. Man spöttelte, schnarrte allenfalls ein wenig und blieb ansonsten mit hoch erhobenem Haupt so überlegen und ruhig, dass niemand Schlimmes hätte befürchten müssen, wenn man auf dem akkurat gezogenen Scheitel eine gut eingeschenkte Teetasse aus hauchdünnem chinesischem Porzellan platziert hätte. Erstaunt blickte Joe auf die Faust, die gerade vor ihm auf dem Schreibtisch niedergesaust war.
    – Verlierst du gerade die Contenance?
    Fred strich sich die Haartolle aus der Stirn. Ohne zu fragen, klopfte er sich eine Zigarette aus Joes Packung und zündete sie an. Auch daran konnte sich Joe nicht erinnern.
    – Bisschen dünnhäutig geworden, murmelte Fred und blies den Rauch nach oben.
    – Kenne ich gar nicht an dir.
    Fred strich sich die Tabakkrümel von der gut gebügelten Hose.
    – Operation Firefly ist verdammt wichtig für uns. Du weißt, wie sehr wir unter Druck stehen. Bowden-Pettigrew, du kennst ihn wohl nicht: ein Staatssekretär, der eine Menge zu sagen hat, meinte neulich, er habe nichts dagegen, wenn der MI6 dem MI5 zugeordnet wird. Das heißt …
    – Puff!
    Joe ahmte mit beiden Händen eine Bewegung nach, wie wenn ein kompaktes Objekt explodierte und sich seine Teile in alle Richtungen verflüchtigten.
    – Genau. Meine Vorgesetzten wollen Erfolge sehen. Messbares!
    – Verstanden.
    Joe angelte sich sein Zigarettenpäckchen zurück. Er hatte einen Plan.
    – Wir springen auf, wir tragen Firefly mit. Wie stünde ich denn da, wenn ihr das alleine durchzieht? Wir beackern dieses Feld gemeinsam, so haben sich das unsere politischen Herren ja auch vorgestellt. Außerdem: Wenn die Sache mit unserer Beteiligung läuft, ist jeder Zweifel an dem, was du dargestellt hast, ausgeräumt.
    Fred kämpfte mit sich.
    – Natürlich, fuhr Joe fort, werden wir euch die Meriten überlassen. Ihr habt die Sache ausgearbeitet, aber eben, wie vereinbart, mit uns abgesprochen.

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