Der Tod bin ich

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Autoren: Max Bronski

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zu vermuten. Nur darum ging es mir. Aber Ihre Schwägerin war neugierig und brachte es unglücklicherweise zustande, meine Identität zu lüften.
    Draußen an seiner Haustür ging die Glocke. Ich schöpfte Hoffnung. Ashton hatte beobachtet, was in meinen Augen aufblitzte.
    – Schreien Sie ruhig um Hilfe. Niemand wird Sie hören. Der Besucher, der die Klingel betätigt hat, steht unten. Wir sind von dieser Person durch mindestens dreifache Mauern getrennt.
    Es klingelte ein weiteres Mal. Dann blieb es ruhig.

27.
    Aaron Malikow hatte gewartet, bis das St. Matthew’s College für Besucher geöffnet wurde. Er zog seinen Hut ins Gesicht, schlug denMantelkragen hoch und wartete, bis sich der Porter in seine Loge zurückgezogen hatte. Schnell durchschritt er das Tor. So weit wie möglich, hatte er sich schon im Café anleiten lassen. Professoren seien in der Regel in den Gebäuden untergebracht, die den Grey Friars’ Court einfassten. Zielgerichtet überquerte er demnach den Square Court und erreichte den Mitteltrakt.
Privat
belehrte ihn das Schild, das links und rechts mit roten Bändern abgesichert war, um Neugierige abzuhalten. Demnach war dies sein Weg, er schlüpfte unter den Bändern durch.
    Tatsächlich gelangte er zu einer Tür, neben der eine Klingel mit der Aufschrift
Prof. David Ashton
angebracht war. Ohne zu zögern, drückte er den Knopf. Da sich nichts tat, klingelte er ein weiteres Mal. Vergeblich.
    Malikow versuchte, sich nun einen anderen Zugang zu der Wohnung zu verschaffen. Vielleicht ließ sich ein Seitengang ausfindig machen, den man von oben erreichen konnte. Sie lag über der Master’s Lodge, die im Moment verwaist schien. Unklar blieb, ob die Wohnung zum Innenhof oder zur anderen Seite hin ausgerichtet war.
    In den verwinkelten Gängen verlor er kurzzeitig die Orientierung. Schließlich erreichte er eine Treppe, die aufwärts mit
Nordturm
ausgeschildert war. Der Zugang jedoch war durch eine schwere Metalltüre versperrt.
    Da hörte er Stimmen. Hastig drückte er sich in eine Mauernische.

28.
    Ashton wies mit seiner Pistole den Weg.
    – Weiter geradeaus!
    Mit vorgehaltener Waffe hatte er uns aus seiner Wohnung dirigiert. Auf sein Geheiß hin gingen wir einen Gang entlang. Ich lauertevergeblich auf eine Chance, ihn zu überwältigen. Er wusste, dass es genügte, meine Mutter im Visier zu behalten. Tatenlos musste ich zulassen, dass er uns vor sich hertrieb.
    – Das ist doch vollkommen sinnlos, was Sie da tun!
    – Aber keineswegs. Sie haben mich vorhin in der Kirche den großen Kanon spielen hören. Sicher haben Sie bemerkt, wie tief ich bereits in diese Musik eingedrungen bin. Der Argumentationsgang, den sie auf so wunderbare Weise mit sich führt, ist mir inzwischen geläufig geworden.
    Der Treppenaufgang verengte sich zu einer schmalen, steinernen Wendeltreppe. Ich musste den Kopf einziehen, meine Schultern schabten an den Seitenwänden. Durch Fensterschlitze hindurch sah man hinunter auf die Dächer des Grey Friars’ Court.
    – Ich habe dem Kanon bereits seine mathematische Struktur abgelauscht, alles was mir noch fehlt, ist, sie mit den Werten zu füllen, an die Bertold bei seiner Ausarbeitung gedacht hat.
    Da ich an der Spitze ging, erreichte ich als Erster die Plattform des Turms. Meine Mutter war außer Atem geraten. Ashton strich das Haar aus der Stirn.
    – Wäre das nicht eine späte, aber verdiente Wendung in meiner Vita und ein Akt höherer Gerechtigkeit?
    Das Wetter war immer noch trüb, und die Sicht reichte kaum über den Umkreis des College hinaus.
    – Willkommen auf dem Nordturm, sagte Ashton und breitete die Arme aus. Leider mussten wir ihn bereits vor fünfzehn Jahren für die Studenten und die Öffentlichkeit schließen. Die ungesicherte Brüstung hat einen bedauernswerten Besucher damals zu einer Unvorsichtigkeit verleitet.
    Ich verstand sofort, was er mit uns vorhatte.
    – Geblieben ist der exklusive Zugang für Fellows, die wie ich über das Privileg eines solchen Schlüssels verfügen. Und ich werde mir denVorwurf gefallen lassen müssen, Sie zu einer so gefährlichen Exkursion eingeladen zu haben.

29.
    Aaron Malikow erkannte in der kleinen, schon etwas gebückten Frau sofort Ella Senoner wieder. Bei der langen, schmalen Gestalt musste es sich um David Ashton handeln. Ella Senoners Begleiter, den Ashton ebenfalls mit vorgehaltener Pistole zur Plattform des Nordturms hinaufzwang, war er noch nie begegnet.
    Malikow ahnte allenfalls, was unter den dreien