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Der Tod bin ich

Der Tod bin ich

Titel: Der Tod bin ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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anschließend gleich auf. Einige Minuten später klingelte sein Telefon.
    – Hier ist Laurence. Was gibt’s, Joe.
    – Kurz und knapp: Ich muss in einer alten Angelegenheit nach Europa. Ein Diplomatenvisum würde mir sehr helfen.
    Am anderen Ende war ein Räuspern zu hören.
    – Warum sollten wir das tun?
    – Wenn dir sonst kein Grund einfällt, dann denke einfach an die Fotos, die ich in dem Pissoir von dir geschossen habe.
    – Ich dachte, diesen Mist hätten wir beim letzten Mal schon erledigt?
    Joe lachte.
    – Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich so blöd bin, dir das ganze Material auszuhändigen?
    Am anderen Ende der Leitung krachte es. Laurence hatte den Hörer auf die Gabel geworfen. Aber Joe wusste, dass die Sache in Ordnung gehen würde. Er ging wieder hinunter zur Terrasse. Sally blinzelte ihn über die Sonnenbrille hinweg an.
    – Probleme?
    – Cosi cosa, erwiderte Joe. Pack mir meinen Koffer, ich muss eine Weile verreisen.
    Seine Frau nahm die Brille ab.
    – Wie schade!
    Als Joe wieder im Haus verschwunden war, erfasste sie eine Furchtsamkeit, die auf den Papierröllchen der Glückskekse, die sie im Vietnamese Deli hatte backen müssen, mit
Dreh dich nicht um! Das Auge des Tigers ruht auf dir!
beschrieben war.
     
13.
    – Tino!
    Leo hatte jegliche Zurückhaltung fallen gelassen. Er bahnte sich seinen Weg mitten durch die auf dem Hof stehende Besuchergruppe.
    – Wo steckst du?
    Mir schwante Übles. Ein großer Wagen mit Rosenheimer Kennzeichen und zwei grau melierten Herren darin war vor einer guten Stunde vorgefahren. Der Ältere von beiden mit der barocken Figur trug die Sorte Lodenanzug, mit der sich höhere Beamte gerne kleideten. Der Jüngere trug das aus dem Streifendienst gewohnte blaue Hemd samt grauer Hose. Die Zugehörigkeit zum öffentlichen Dienst war ihnen anzusehen.
    – Tino!
    Ich stand hoch oben auf der Leiter und sägte an einem morsch gewordenen Ast unserer Zentrallinde.
    – Hier!
    Ratlos lief Leo im Kreis.
    – Hier oben.
    Leo schaute zu mir hoch. Sein Blick war von Panik gezeichnet.
    – Sie wollen mit dir reden.
    Welches Kind diesmal in den Brunnen gefallen war, würde ich gleich erfahren, je nachdem, mit welcher Sorte Polizei wir es zu tun hatten. Die Palette war vielfältig. Am häufigsten empfingen wir Besuch von der Bau- oder der Feuerpolizei. Auch der Denkmalschutz gab sich bei uns gern die Klinke in die Hand, denn ein Trupp Handwerker zog ständig durch das Schloss, um unter meiner Anleitung die nötigsten Renovierungsarbeiten vorzunehmen.
    – Worum geht es?
    Leo wurde herrisch.
    – Komm jetzt sofort runter! Oder glaubst du, dass ich alles über den Hof schreien möchte?
    Ich gehorchte und stieg herunter. Leo war aschfahl, nur seine Bäckchen waren rot marmoriert.
    – Komm mit!
    Er fasste mich unter und schleppte mich Richtung Herrenhaus in sein Büro. Die beiden Beamten erhoben sich, als ich den Raum betrat. Außer einem Glas Wasser hatten sie wohl nichts verlangt. Auch das war ein schlechtes Zeichen. Der Ältere stellte sich als Kommissar Bründl vor.
    – Mordkommission Rosenheim.
    Damit hatte das Unheil Gestalt angenommen.
    – Machen wir es kurz, wir haben den Herrn Baron ja schon ausführlich ins Bild gesetzt. Gestern ist Ihr Vorgänger Richard Eulmann vor seinem Haus erschossen aufgefunden worden.
    Leo hatte sich aus der Schublade seines Schreibtischs ein Pillendöschen geholt. Er legte sich zwei auf die Zunge und spülte sie mit einem großen Schluck Wasser hinunter.
    – Furchtbar. Aufgekommen ist es nur, weil Spaziergänger den großen Schwarm von Krähen bemerkt haben, der sich bei seinem Haus aufhielt.
    – Er lag in seinem Garten, ergänzte Bründl. Notdürftig mit Sand bedeckt.
    Für das, was nun kommen sollte, gab er an seinen jüngeren Kollegen ab.
    – Für die Krähen aber natürlich kein Hindernis, sagte der. Noch ein Tag, und es wäre nicht mehr viel von ihm übrig gewesen.
    – Hören Sie auf, rief Leo.
    Beide schwiegen. Mir zog es im wahrsten Sinne des Wortes die Füße weg. Ein Schmerz fuhr mir in die Brust, in dem ich die Beklemmungen der letzten beiden Tage wiedererkannte. Ich hielt mich an der Tischplatte fest, dann spürte ich, dass mir Leo von hinten her einen Stuhl unterschob, auf den ich mich setzen konnte.
    – Und wann hat man ihn …?
    – Wir sind fast sicher, dass es Sonntag gewesen ist.
    Der Schreck fuhr mir noch mal in die Glieder. Genau dieser verdammte Sonntag, jener ungute Tag, der mich so umgetrieben hatte.
    – Deshalb

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