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Der Tod bin ich

Der Tod bin ich

Titel: Der Tod bin ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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erinnern,die mit seinem Namen beschriftet war. Darin waren aber nicht seine sterblichen Überreste.
    – Und worauf gründet sich diese späte Erkenntnis?
    Fred zuckte die Achseln.
    – Wer das aufgebracht hat, weiß ich nicht. Das Thema war schon in der Runde, als ich dazustieß. Fakt scheint, dass Oftenhain bis vor einigen Tagen unerkannt gelebt hat und erst jetzt dorthin befördert wurde, wo wir ihn schon lange vermutet haben.
     
12.
    Sally trat aus der Dusche und tupfte sich mit dem Handtuch nur ein wenig ab, ehe sie in ihren Bikini schlüpfte, um die wohltuende Kühle auf der Haut noch ein wenig länger genießen zu können. Dann brachte sie das zerwühlte Bett in Ordnung und trat hinaus auf den Balkon. Die brütende Hitze hatte endlich nachgelassen. Vom Meer her wehte ein frischer Wind, der die Schreie der Möwen mit sich brachte. Sie kreisten über Pedro’s Wharf und balgten sich um Fischabfälle. Sally meinte nun auch den Geruch der in Pökelsalz liegenden Tranchen in der Nase zu spüren. Sie ging nach unten und mixte sich in der Küche einen Eistee mit Limone.
    – Bist du das, Joe?
    Auf der Veranda stellte sie fest, dass es nur das Knattern der Markise gewesen war. Joes Liegestuhl stand leer. Erleichtert legte sie sich auf die weichen Polster und beobachtete, wie sich die Oberfläche des Pools unter dem Wind silbrig kräuselte. Dass Joe weggegangen war, kam ihr gelegen.
    Hin und wieder warf Joe die Pille ein, die seiner Libido auf die Sprünge half. Er sprach darüber nicht gerne, diese medikamentöse Unterstützung war schließlich eine Krücke, weil die Natur versagte. Aber Sally hatte auch so gewusst, was anstand, als Joe heute Mittagmit zunehmend röter werdenden Augen an seinem Steak herumsäbelte. Sally nahm es stoisch als Begleiterscheinung hin, die sie als junge Frau mit einem alten Mann zu gewärtigen hatte.
    Joe war kein unrechter Kerl und als früherer Staatsbediensteter, der Jahrzehnte im Ausland verbracht hatte, eine respektierte Person. Er sei ein harter Hund, der zum Wohl der Vereinigten Staaten Dreck habe fressen müssen, hieß es in ihrer Community. Zwei Jahre lang hatte er ihr in dem
Vietnamese Deli
, in dem sie als Serviererin arbeitete, den Hof gemacht. Er bestellte in aller Regel Frühlingsrolle und Garnelen im Gewürzmantel und wartete geduldig, bis sie Gelegenheit fand, sich ein wenig zu ihm zu setzen. Joe Salantino lebte alleine und war daher bedürftig nach Zuwendung. Sie zögerte, als er ihr einen Antrag machte, und sagte dann Ja. Mit Joe lief sie in einen finanziell sicheren Ehehafen ein, in dem eben niemand gratis vor Anker liegen durfte. Zweimal im Monat – der Aufwand hielt sich ohnehin in Grenzen. Wichtiger als der tatsächliche Sex war für Joe, bei anderen die Vorstellung aufrechtzuerhalten, er sei juvenil genug, es einer jungen Frau Tag und Nacht besorgen zu können.
    Sally wusste seine Bedürfnisse in geordnete Bahnen zu lenken. Als er auf ihr lag, ohne den mitternachtsblau brünierten Lauf seines Colt Python aus den Augen lassen zu können, gab sie ihm eine Ohrfeige. Inzwischen hatten sich ihre Intimitäten eingespielt: Er arbeitete ungestüm, brüllte zum Ende hin wie ein Ochse und ließ sich dabei durch ihre kalkulierten Klagelaute befeuern, in denen er seiner Potenz angemessenen Respekt gezollt sah. Dann kehrte rasch Ruhe ein.
    Sally vermutete, dass Joe, bald nachdem sie vorhin eingeschlafen war, das Haus verlassen hatte, um seine Restlibido am Schießstand draußen am Rodeo Bay abzufackeln. Das schnurlose Telefon, das neben ihr lag, piepte. Joe meldete sich.
    – Wo steckst du?
    – Inzwischen am Ocean View Boulevard. Deshalb rufe ich an.
    – Lieb von dir!
    Sally wusste, dass er gleich
Mary’s Pastry Shop
ansteuern würde.
    – Krokantmandeln oder Peppermint Kisses?
    Wenig später hörte sie den Mustang Cobra in der Garage bullern. Gut gelaunt betrat er die Terrasse, legte das Konfektschächtelchen auf ihren Schoß und küsste sie auf die Stirn. Er roch nach Bier. Die Durchblutung seiner Bindehaut und Schwellkörper hatte wieder Normalmaß erreicht.
    – Deine Krokantmandeln, Darling!
    Er ging wieder ins Haus zurück.
    – War etwas, fragte er vom Kühlschrank her.
    Sie hörte, wie er zischend den Verschluss einer Dose abzog.
    – Fred ist auf dem Anrufbeantworter.
    Joe kickte die Liege mit dem Fuß in den Schatten und setzte sich.
    – Fred? Welchen Fred meinst du um Himmels willen?
    – Er tat so, als wärt ihr gut bekannt.
    Joe schüttelte den Kopf.
    – Fred?

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