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Der Tod bin ich

Der Tod bin ich

Titel: Der Tod bin ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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keinen Bauerntrampel vorzeigen. Bei ihr geht es international zu. Ich verstehe kaum andere Sprachen und von ihrer Arbeit habe ich keine Ahnung.
    – Und sie empfängt vor allem Herrenbesuche?
    – Meistens schon.
    – Auch Amerikaner?
    – Ihre Bekanntschaften scheinen Sie ja doch zu interessieren.
    – Sie glauben, Sie ist hinter Männern her?
    – Müssten Sie doch besser wissen.
    Sie blickte mir geradewegs ins Gesicht, also antwortete ich wahrheitsgemäß.
    – Ehrlich gesagt, bin ich vor ihr geflüchtet, weil mir mulmig wurde.
    – Aber sie ist doch eine schöne Frau, oder?
    – Schon. Nur hat man bei ihr das Gefühl, dass sie noch etwas anderes im Schilde führt.
    In unserem kurzen Gespräch stellte ich fest, wie groß mein Bedürfnis war, mit jemandem so frei heraus reden zu können. Ich sah sie an, und wieder stand mir Leni vor Augen. Eine Vertrautheit wie mit ihr hatte ich nie mehr herstellen können, aber sie fehlte mir. Ella erhob sich.
    – Ich sollte jetzt besser gehen. Adieu.
    – Sehen wir uns wieder?
    Erstaunt sah sie mich an. Dann zeigte sie ein spitzbübisches Lächeln.
    – Um mir München zu zeigen?
    – Warum nicht?
    Sie nickte. Dann ging sie quer durch die Grünanlage zum Haus. Bevor sie unter den Bäumen gegenüber verschwand, drehte sie sich noch einmal um und winkte. Ich steckte ihr Taschentuch ein und machte mich nach Hause auf.
     
15.
    Gemächlich fuhr der rote Karmann Ghia durch Oberpframmern. Am Parkplatz des Neuwirts wurde der Wagen abgestellt. Eine in helle Hosen und Windjacke gekleidete Frau entstieg dem Wagen. Um ihren Kopf trug sie ein farblich passendes Tuch, das auch unten herum um den Nacken geschlungen war. Eine große runde Sonnenbrille verdeckte ihr Gesicht.
    Auf der Terrasse saßen einige Gäste, die nach einem Sonntagsspaziergang um den nahen Steinsee hierher gefunden hatten und nun die spätsommerliche Wärme genossen. Aaron Malikow erhob sich und küsste die Frau auf die dargebotene Wange.
    – Schon etwas gegessen, fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf.
    – Wollte auf dich warten. Hast du Hunger?
    – Mächtig. Was isst man hier?
    Malikow deutete mit einer leichten Bewegung seines Kopfs auf den Nebentisch.
    – Gigantische Portionen Leberkäse mit Kartoffelsalat. Frisch gebacken.
    Sie nickte.
    – Zurückgehen lassen kann man immer etwas.
    Malikow bestellte zwei Portionen.
    – Und? Was hast du herausbekommen?
    Eben servierte die Bedienung die Getränke. Die Frau schwieg daher, hob dann zunächst ihr Glas mit der Radlerhalben und trank.
    – Volltreffer, sagte sie. Er arbeitet für die Gegenseite. Man hat ihm den Auftrag gegeben, Informationen über Razors Tod zu beschaffen.
    Malikow beugte sich vor.
    – Ach, das wissen wir nun definitiv?
    Sie lächelte.
    – Vermutlich hat er meinen Kalender durchgesehen, den ich dummerweise unbeaufsichtigt gelassen habe.
    Malikow blickte sie erschrocken an.
    – Keine Sorge. Das einzig Nachvollziehbare, das ich dort notiere, sind meine Terminkürzel. Jedenfalls habe ich ihn daraufhin eingeladen, um ihm auf den Zahn zu fühlen. Ich habe zwei Köder für ihn ausgelegt, einen Toilettenbeutel mit Brillantine, und Zeitungen, die über Razors Tod berichten. Beide hat er gesucht und gefunden. Außerdem hat er mehrfach versucht, das Gespräch auf den Toten zu bringen.
    – Zufall ausgeschlossen?
    – Vollkommen. Sicher hätte ich noch mehr aus ihm herausbekommen, aber er hat es vorgezogen zu fliehen.
    Malikow lächelte.
    – Wie darf ich das verstehen?
    – Das Herz rutscht ihm in die Hosen, wenn ihm eine richtige Frau gegenübertritt.
    Die Bedienung brachte den Leberkäse. Drei dicke Scheiben waren locker aufeinandergeschichtet, um auf dem Teller noch Platz für den Kartoffelsalat zu lassen.
    – Du meine Güte, haben wir versehentlich den Familienteller bestellt?
    Malikow lehnte sich zurück und steckte beide Hände in die Hosentaschen.
    – Diese Ratte!
    – Ich fange trotzdem schon mal an, wenn du nichts dagegen hast.
    Sie wickelte das Besteck aus der Serviette.
    – Was willst du tun? Ihn aus dem Verkehr ziehen?
    Malikow vergrub sich in seine düstere Stimmung.
    – Ich denke darüber nach.
    – Wie lange bleibst du noch hier?
    Er hob mit dem Messer den Leberkäse an, als wolle er nachsehen, ob etwas darunter versteckt lag. Sie beobachtete ihn aufmerksam.
    – Wie es aussieht, noch eine ganze Weile.
    Sie legte ihm die Hand auf den Unterarm.
    – Wahrscheinlich hast du jetzt keinen Nerv dafür, aber eine Sache wäre mir noch

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