Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod bin ich

Der Tod bin ich

Titel: Der Tod bin ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
Vom Netzwerk:
zurückverfolgst – von welchem Standort aus konnten solche Bilder gemacht werden? –, dann kommst du ziemlich genau an die Stelle, wo man ihn tot aufgefunden hat. Von da hast du mit einem Tele oder Fernglas Einblick in Kaltenbrunners Haus.
    Joe hatte eine Lupe aus seinem Schreibtisch geholt und unterzog das Material einer genaueren Prüfung.
    – Okay, das passt also alles zusammen, gute Arbeit!
    Joe bemühte sich um einen angemessenen Ton, als er fortfuhr.
    – Korrigiere mich, wenn ich das falsch sehe: Auf den Bildern ist doch nichts, was irgendwie von Interesse für uns sein könnte. Kaltenbrunner trinkt Kaffee, inspiziert die Blümchen auf seiner Terrasse, tätschelt seine Frau – was soll das? Vom Minister habe ich auch schon bessere Fotos gesehen, ansonsten empfängt er hin und wieder anderweitig Besuch. Also, Rothfuss, klär mich auf, was ich da übersehen habe!
    Rothfuss verlor nichts von seiner Selbstsicherheit.
    – Du hast recht, genau das haben wir uns auch gefragt. Bis wir uns dann bemüht haben, das Material auszusieben. Im Prinzip kannst du die ganzen Bilder vergessen, bis auf zwei. Ich habe eine Vergrößerung anfertigen lassen, auf denen man das besser erkennt.
    Er entnahm seiner Mappe eine Klarsichthülle, in der die Fotos steckten.
    – Geh nicht zu nah ran, dann ist es viel zu grob gekörnt.
    Joe hielt den Abzug von sich weg.
    – Verdammt!
    – Genau das haben wir auch gedacht.
    – Das ist doch Fred im trauten Gespräch mit Kaltenbrunner.
    – So sehen wir das auch: Fred Fridge unterhält Kontakt zu Kaltenbrunner. Wusstest du das?
    – Das höre ich zum ersten Mal. Wir tauschen uns in regelmäßigen Abständen aus. Hochoffiziell. Aber brauchbare Hinweise haben wir von der englischen Seite seit Zürich nicht mehr bekommen.
    Joe war aufgesprungen und ging in seinem Zimmer auf und ab.
    – Jetzt nehmen wir mal an, das wäre so. Warum sollte einer wie Kaltenbrunner direkten Kontakt zum britischen Geheimdienst halten?
    – Auch damit haben wir uns beschäftigt. Es gibt nur einen stichhaltigen Grund.
    Joe blieb stehen.
    – Farm Hall! Unter den zehn Physikern, die damals von den Briten nach Kriegsende dort inhaftiert gehalten wurden, war auch Kaltenbrunner.
    – Ich weiß. Der Dienst hat sie abgehört. Aber wir haben doch die Protokolle eingesehen.
    – Höchstens zehn Prozent von dem, was aufgezeichnet wurde,hat man transkribiert. Und auch davon hat man uns nur Auszüge zur Verfügung gestellt.
    – Du meinst also, dass sie Kaltenbrunner damals angeworben haben?
    – Wäre logisch. Aber ist ja nur ein Ansatz, kann auch anders gelaufen sein. Was uns aber egal sein kann, denn Fakt ist: Fred Fridge und Kaltenbrunner sind in Kontakt, und wir wissen nichts davon. Ich würde sagen, da hat uns jemand gehörig hinters Licht geführt.
    – Offenbar kann man den Tommies doch nicht trauen!
    – Das wieder hinzubiegen ist nicht mein Job, sagte Rothfuss. Aber du gibst mir sicher recht, dass das ein völlig neues Licht auf Razors Tod wirft, oder?
    – Du hast recht, wir müssen ihm Abbitte leisten. Dieser Fund ist zweifellos bedeutend. Bis jetzt haben wir nur an die Russen gedacht, aber damit hätte auch die englische Seite ein starkes Motiv gehabt, ihn zu eliminieren.
    – Exakt. Folgendes nur mal als Denkansatz ins Spiel gebracht, vollendete Rothfuss seine Überlegungen. Unter dieser Perspektive passt alles zusammen. Wir haben tatsächlich denselben Fall wie damals in Zürich. Die Schlinge, mit der der Russe umgebracht wurde, die Briten, die zugucken, bis es etwas abzuschöpfen gibt …
    Joe schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
    – Da ist was dran! Guter Job, Rothfuss. Es gibt allerdings noch einen Punkt, der mir zu denken gibt.
    – Und der wäre?
    – Kaltenbrunner. Razors Film kann nur der Mörder an sich genommen haben. Wir vermuten die Engländer dahinter. Warum spielen die dem Mann die Fotos zu? Was bezwecken sie damit?
    – Erpressung?
    – Möglich. Aber da musst du noch mal genauer nachfassen!
     
21.
    Ein feiner Sprühregen kam aus den tief hängenden Wolken und verteilte sich als feuchter Nebel über dem Englischen Garten. Verlassen lag der Park da, kaum einer der bislang sonnenverwöhnten Spaziergänger wollte sich mit den ersten deutlichen Anzeichen des nahenden Herbstes abfinden. Man zog es vor, zu Hause zu bleiben. Der Park schien menschenleer bis auf zwei Männer, die auf dem Weg entlang des Schwabinger Bachs nebeneinander hergingen. Der ältere von beiden trug einen gewachsten grünen

Weitere Kostenlose Bücher