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Der Tod bin ich

Der Tod bin ich

Titel: Der Tod bin ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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Öse im Spant des Kahns und verknotete es. Er lehnte sich zurück und schlug den Kragen seines Mantels hoch. Ein kühles Lüftchen zog über den See.
    – Natürlich stören Sentimentalitäten in unserem Geschäft. Aber wenn man lange genug zusammenarbeitet, ist man nicht davor gefeit, dieses ungute Gefühl von Enttäuschung zu spüren, wenn man betrogen wird.
    Er richtete sich wieder auf und beugte sich vor.
    – Ich war der Ansicht, du hättest mit dieser Geschichte endgültig abgeschlossen. Aber du bist haltlos. Ein Blatt im Wind. Hin und her getrieben.
    Er klopfte ein Zigarette aus der Packung und zündete sie an. Das Zündholz schnippte er ins Wasser, wo es zischend erlosch.
    – Hoffentlich taugst du wenigstens in deiner Wissenschaft etwas.
    Er gab sich Zeit, um nachzudenken. Auf eine Antwort von mir schien er keinen Wert zu legen.
    – Alles hat seinen Preis. Dein Leben, dein junges Glück.
    Er lachte lautlos in seinen Kragen.
    – Die Zeiten der harmlosen Berichte sind vorbei. Du wirst nun aktiv mitarbeiten.
    Er nahm noch einen tiefen Zug aus der Zigarette.
    – An der Desinformation der Gegenseite. Du wirst ihnen die Nachrichten überbringen, die ich dir diktiere.
    Als ekelte ihn plötzlich davor, warf er die Zigarette neben sich ins Wasser.
    – So, und jetzt rudere uns zurück. Dein Rendezvous beginnt in einer halben Stunde.
     
20.
    – Kannst du mich zu Joe durchstellen?
    Rothfuss klang aufgeregt.
    – Gute oder schlechte Nachrichten, fragte Selma.
    – Ist ein ziemlicher Knüller, was ich da herausgefunden habe.
    – Also gut für dich?
    Endlich verstand Rothfuss, dass sich Selma Sorgen um ihn machte.
    – Das wohl.
    Eigentlich waren nun die letzten Zweifel ausgeräumt. Selma würde auf eine Einladung von ihm positiv reagieren. Aber was ihn davon abhielt, waren irritierende Laute aus dem Hintergrund, ein ständig wiederkehrendes Stöhnen.
    – Was ist denn bei euch los?
    Selma lachte.
    – Du meinst diese Geräusche? Er macht gerade Sit-ups und Liegestützen da drüben. Wäre besser, wir würden noch etwas warten und ihn nicht dabei stören. Zudem ist er nach einem Workout meistens ziemlich friedlich.
    – Soll ich später noch mal anrufen?
    – Komm einfach in einer guten Viertelstunde vorbei. Ich melde dich an.
    Eine Viertelstunde später stand Rothfuss in Salantinos Büro. Joehatte ein Handtuch um seinen Hals gewunden und trug einen Trainingsanzug. Sein Gesicht war gerötet.
    – Was liegt an?
    Rothfuss holte aus seiner Mappe einen Umschlag und reichte ihn Joe.
    – Wir haben einen Zufallstreffer gelandet …
    Joe richtete sich auf.
    – … der ein völlig neues Licht auf Razors Tod wirft.
    Joe hatte den Umschlag geöffnet und zog einen Packen Fotos heraus.
    – Was ist das?
    – Wir sind sicher, dass es Abzüge von dem Film sind, den Razor in seiner Kamera hatte.
    Joe fächerte die Fotos wie ein Pokerblatt in seiner Hand auf.
    – Die Qualität ist ja übel.
    – Aber ausreichend für unsere Zwecke.
    – Welche Zwecke?
    – Ein bisschen Geduld noch, Joe! Lass mich die Geschichte von vorne erzählen.
    – Okay.
    – Oftenhain hat diese Fotos beschafft.
    – Boy Scout von ganz alleine? Ist nicht wahr!
    – Oftenhain hat mir die Sache so geschildert: Er sollte Kaltenbrunner Unterlagen für eine Sitzung vorbeibringen. Der Alte muss wohl überhört haben, dass an seiner Tür geklopft wurde. Jedenfalls saß er mit den Fotos da und hat sie, als Oftenhain hereinkam, unter seine Schreibtischunterlage geschoben.
    Joe wiegte skeptisch den Kopf.
    – Oftenhain kam das komisch vor und hat sich ein Herz gefasst. Er ist daher später, als Kaltenbrunner in seiner Sitzung war, noch mal in das Zimmer zurückgekehrt und hat sich die Fotos geschnappt.
    – Was für eine blöde Idee! Damit fliegt er doch sofort auf.
    Rothfuss lächelte.
    – Er hat die Fotos mit in sein Büro genommen und sie abfotografiert, hier …
    Rothfuss zog eines der Fotos aus dem Stapel, den Joe vor sich hingelegt hatte.
    – … siehst du noch einen schmalen braunen Rand um das Bild herum, den wir drangelassen haben, das ist seine Schreibtischplatte. Anschließend hat er die Fotos wieder in Kaltenbrunners Zimmer zurückgebracht.
    Endlich schien Joe interessiert. Er nahm erneut die Bilder in die Hand und sah sie durch.
    – Und woher wissen wir, dass die Fotos von Razor geschossen wurden?
    – Wir haben die Perspektive rekonstruiert. Was du auf den Bildern siehst, ist Kaltenbrunners Haus. Razor hat mit einem Teleobjektiv gearbeitet. Wenn du das

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