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Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Titel: Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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nachdenklich. All die Jahre war unsere Mutter allein
gewesen, während Carlota und ich ständig irgend etwas vorgehabt hatten, von
Party zu Party geflitzt, in die Sommerferien gefahren waren, ohne auch nur ein
Wort des Dankes für sie, ohne einen Gedanken für ihre Einsamkeit. Natürlich
sollte sie ihren Wohnwagen haben. Aber ich bat sie, das Haus nicht gleich zum
Verkauf auszuschreiben.
    Dann rief ich Carlota in Minneapolis
an, wo sie als Dozentin für Soziologie an der Universität arbeitete. Nach
einigem Überlegen vereinbarten wir, daß sie den Wohnwagen kaufen und ich die
Miete für den Standplatz bezahlen würde. Als Gegenleistung sollte unsere Mutter
uns das Haus überschreiben. Ich würde es instand halten und dort leben, und
wenn ich einmal den Wunsch haben sollte, Carlota auszubezahlen, würde diese
damit einverstanden sein.
    Innerhalb eines Monats war Mutter
umgezogen, und zwei Wochen später hatte sie einen Freund.
    Erfreulicherweise gab es in dem
Wohnwagenpark auch eine Wäscherei. Und da ich mir eine Waschmaschine und einen
Trockner nicht leisten konnte, stattete ich der Wäscherei regelmäßige Besuche
ab.
    Jetzt trank ich den letzten Schluck
Wein, holte meine schmutzigen Sachen aus dem Schlafzimmer und rief meine Mutter
an, ehe ich losfuhr.
    »Wäscheabend«, sagte ich. »Soll ich dir
irgend etwas mitbringen?«
    »Milch könnte ich gebrauchen.«
    »Sonst noch was?«
    »Zum Essen gibt’s chile verde. Nick kommt, aber es reicht leicht für dich mit. Nur Salat hab ich, glaub ich,
nicht genug. Bring doch ein paar Avocados mit. Dann mach ich uns einen schönen
Salat mit Avocados und Tomaten und Schalotten. Ja, bring Tomaten-«
    »Moment. Ich hol mir nur schnell einen
Stift.«
    Ich schrieb mir ihre Wünsche auf, dann
setzte ich mich in den Wagen und fuhr zum Einkaufszentrum.
     
     
     

3
     
    Als ich mit meinem Einkaufswagen aus
dem Supermarkt kam, sah ich nicht weit entfernt Isabels hellen Mercedes anhalten.
Es war mir peinlich. Ich hatte über meine viele Arbeit gestöhnt und nun war ich
hier beim Einkaufen. Ich hätte die Sahne auch selbst besorgen können.
    Isabel sah mich und kam herüber. Ihr
graues Haar wirkte etwas unordentlich, und auf ihrem gewöhnlich blütenweißen
Tennisdreß war ein bräunlicher Schmutzfleck. Sie tat mir schon wieder leid. Da
hatte sie nun so viel für unser Museum getan, und wir hatten ihr Geschenk kaum
gewürdigt. »Isabel«, sagte ich rasch, »bitte entschuldigen Sie. Ich hatte keine
Ahnung, daß ich heute abend noch im Supermarkt landen würde. Aber meine Mutter
braucht ein paar Dinge. Wenn ich das vorher gewußt hätte, hätte ich Ihnen die
Sahne nicht noch aufgehalst.«
    Sie schnippte die Entschuldigung mit
einer flüchtigen Geste weg.
    »Das macht doch nichts. Wie geht es
Ihrer Mutter?«
    »Gut, danke.«
    »Das freut mich. Eigentlich bin ich
ganz froh, daß ich Sie getroffen habe. Meinen Sie nicht, wir sollten für die
Erdbeeren auch Zucker hinstellen?«
    »Gute Idee.«
    »Weißen und braunen Zucker.«
    »Ja, gut. Aber haben wir auch
Zuckerschalen?«
    »Ich habe genug davon zu Hause. Ich
bringe welche mit.«
    »Sie tun so viel für uns.«
    Wieder diese wegwerfende Handbewegung.
    »De nada. Mir macht die Arbeit für das Museum
großen Spaß. Im Gegensatz zu der Arbeit für ein paar andere Stiftungen, die ich
hier nicht nennen möchte. Ich war heute nachmittag bei einer Versammlung dieser
Denkmalschützer — Sie wissen schon, die Leute, die das alte Sanchez-Haus kaufen
wollen. Die haben keine Ahnung, was Organisation heißt...«
    Sie ließ sich in einer weitschweifigen
Tirade über die Schwierigkeiten aus, die sie bei der Zusammenarbeit mit dieser
Gruppe hatte, kam dann ohne Verschnaufpause auf die weltfremde Einstellung
einer kirchlichen Gruppe zu sprechen, die illegalen Einwanderern half, redete
und redete, während ich nervös von einem Fuß auf den anderen trat. Isabel
schien meine Ungeduld überhaupt nicht wahrzunehmen, und ich brachte es nicht
übers Herz, sie zu unterbrechen. Sie hatte offensichtlich einen harten Tag
hinter sich, und so ganz schuldlos war auch ich daran nicht. Als sie endlich
zum Ende kam, packte ich meine Einkäufe in den Wagen und fuhr nach Goleta.
    Ich parkte auf dem Platz für Gäste
nicht weit von der großen Rasenfläche vor dem Freizeitzentrum des
Wohnwagenparks. Hinter dem Gebäude war ein Schwimmbad von einer hübschen
Grünfläche umsäumt, und die Wohnwagen gruppierten sich in hufeisenförmigen Anordnungen
um diesen zentralen Platz.

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