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Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Titel: Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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noch einen
Drink. Ich schick’ ihn nachher wieder zurück.« Damit zog ich ihn aus der
Galerie hinaus.
    Robert machte den Mund erst auf, als
wir ein ganzes Stück gegangen waren.
    »Was haben Sie hier zu suchen?« fragte
er entrüstet. »Und warum haben Sie diese Geschichte erzählt — vom Bus Stop?«
    »Spielen Sie nicht den moralisch
Entrüsteten. Und nehmen Sie Franks Bademantel unter Ihrem Jackett heraus. Das
sieht albern aus.«
    »Wohin wollen Sie überhaupt?«
    »Ich sagte doch, ich spendiere Ihnen
einen Drink.«
    Einigermaßen besänftigt zog Robert den
Bademantel unter seinem Jackett heraus und stopfte ihn in die erste Mülltonne,
an der wir vorüberkamen. Wir setzten uns an einen Tisch auf dem Platz, und ich
bestellte Wein für uns beide. »Frank und Gloria hatten also eine Affäre«, sagte
ich, als der Wein kam.
    Robert trank gierig. »Elena, Frank ist
tot. Sie wollen doch seinen Ruf nicht ruinieren.«
    »Andererseits hat er eigentlich gar
nichts mehr zu verlieren, da er ja tot ist.«
    »Aber Rosa und die Kinder — «
    »Regen Sie sich ab, Robert. Wenn nicht
Gloria ihn getötet hat, wird keiner was erfahren. Also, was war zwischen Gloria
und Frank?«
    Robert starrte mich an, als hielte er
mich für eine Wahnsinnige.
    »Was soll das heißen?«
    »Na, was ist zwischen den beiden
gelaufen?«
    »Elena, Sie haben sie doch mit eigenen
Augen gesehen. Sie ist eine hübsche Frau.«
    »Das ist Rosa auch.«
    Er machte nur eine wegwerfende
Handbewegung.
    »Rosa war Franks Frau. Außerdem war sie
ziemlich dick geworden.«
    Lieber Himmel! War nur meine Kultur von
Männern wie Robert geplagt? Oder gab es sie überall? Da konnte einem wirklich
die Lust vergehen.
    »Wie lange lief die Geschichte mit
Frank und Gloria?«
    »Seit sie die Galerie gekauft hatte.
Fünf Jahre etwa.«
    »Und wie oft sahen sie sich?«
    »Zweimal in der Woche.«
    »Wußte Rosa davon?«
    »Ich denke schon.«
    »Was heißt das?«
    »Natürlich wußte sie es. Aber so ist
das nun mal. Schicksal der Ehefrau. Rosa hatte ihre Kinder — es fehlte ihr an
nichts. Dafür hat Frank immer gesorgt.«
    Ich erinnerte mich ihrer harten Augen,
als sie an diesem Morgen ihren scheinheiligen Mann gepriesen hatte. Sie hatte
ihre Kinder und sie hatte ihren Stolz. Aber sonst? »Außerdem«, sagte Robert,
zum Angriff übergehend, »was hatten Sie denn in der Galerie rumzuschnüffeln?«
    »Die reine Neugier. Frank wurde
ermordet. Er hatte eine Freundin. Heißt es nicht immer cherchez la femme? «
    »Gloria hätte ihn niemals getötet.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Weil ich es weiß. Sie konnte gar nicht.«
    »Wieso konnte sie nicht.«
    Robert lief rot an.
    »Wieso nicht, Robert?«
    »Weil — weil ich in der Nacht bei ihr
war.« Prahlerischer Stolz kämpfte mit Verlegenheit.
    »Die ganze Nacht?«
    »Ja.«
    Ich wußte nicht, ob ich ihm glauben
sollte. Die beiden konnten sich ja die Geschichte ausgedacht haben, um sich
gegenseitig zu decken. Aber ich konnte weder das eine noch das andere beweisen.
    »Sie sind mir zwei feine Brüder, Sie
und Frank«, sagte ich deshalb nur bitter.
    Robert trank seinen Wein aus und stand
auf.
    »Sie haben ihr vermutlich irgendein
Märchen erzählt, damit sie nicht merkte, warum Sie in Wirklichkeit gekommen
waren.«
    Jetzt erst fiel mir ein, daß meine
Geschichte von der aztekischen Figur Robert womöglich verraten würde, daß ich
von den Schwindelgeschäften wußte.
    »Nein, ich habe ihr die Wahrheit
gesagt.«
    »Ach ja?«
    »Ja. Ich wollte etwas für meine private
Sammlung und dachte, sie könnte mir helfen. Aber es war ein gelegener Vorwand,
um mit ihr zu sprechen.«
    Robert war nicht allzu hell, aber
Gloria würde meine Geschichte sicherlich durchschauen, wenn er ihr erzählte,
wer ich war. Es sei denn, sie wußte nichts von der Figur im Keller des Museums.
    Ich hatte das unbehagliche Gefühl, daß
mir die Dinge entglitten. Ich konnte nur hoffen, daß bis zum kommenden Abend,
nach der Eröffnung, nicht alles außer Rand und Band geraten würde.
    Robert schien fürs erste mit meiner
Erklärung zufrieden. Mit ein paar widerwilligen Dankesworten für den Wein
schlurfte er in Richtung zur Galerie davon. Es hätte mich interessiert, ob er
Franks Bademantel wieder aus der Mülltonne holen würde.
    Ich bestellte mir ein zweites Glas
Wein. Ich hatte es nicht eilig, nach Hause zu kommen. Im allgemeinen genoß ich
das Alleinsein, aber an diesem Abend empfand ich es als bedrohlich. Ich blieb
also sitzen, trank meinen Chablis und hörte den

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