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Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Titel: Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Aquarelle von einem Maler,
den ich in Oaxaca kennengelernt hatte, waren da; aparte Ölbilder im Stil der
Naiven von einem einheimischen Künstler; Holzschnitte eines Künstlers aus
Yucatán; Fotografien aus dem Leben der Wanderarbeiter, die einer unserer besten
Fotografen gemacht hatte; und in einer Ecke zwei von Jesses camaleónes. Daß die camaleónes hier hingen, freute mich. Jesse hatte Schwierigkeiten
gehabt, seine Kunstwerke bei La Galería unterzubringen. Aber da hingen sie nun,
unübersehbar, das eine eine Kreuzung aus Schwein und Kamel, das andere eine
seltsame Giraffe mit Katzengesicht und Vogelklauen.
    Ich trat näher und betrachtete die
beiden Fabelwesen, trotz meines Zorns auf Jesse an diesem Nachmittag so
fasziniert wie immer. Was hatten die camaleónes nur so Besonderes an
sich? War es ihre Fähigkeit zu überraschen, ja, häufig, zu schockieren? Oder
die Tatsache, daß sie trotz des Grotesken ansprechend waren? Ich —
    Im Hintergrund des Raumes öffnete sich
eine Tür. Ich drehte mich um. Eine zierliche Frau kam herein. Sie war
vielleicht Ende Dreißig, trug ein raffiniert einfaches schwarzes Kleid und dazu
eine Perlenkette — so elegant und unaufdringlich wie der Ausstellungsraum
selber.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    »Ich habe gerade dieses — « Ich brach
ab. Ich wollte nicht zu versiert erscheinen. Ich kannte diese Frau nicht. Sie
schien sich nicht in den üblichen Künstlerkreisen zu bewegen, und ich war sicher,
daß auch sie mich nicht kannte.
    »Camaleón«, sagte sie lächelnd. »Von einem unserer
begabtesten einheimischen Künstler.«
    »Was sollen Sie bedeuten?« fragte ich
absichtlich naiv.
    Sie zuckte die Achseln. »Sie können
ihnen jede Bedeutung geben, die Ihnen zusagt.«
    Ich sah wieder zu dem camaleón hinauf.
    »Und sie sind von einem einheimischen
Künstler? Sie vertreten wohl hauptsächlich Chicanos?«
    »Nein. Wir bemühen uns, ein breites
Spektrum mexikanischer und südamerikanischer Kunst anzubieten.«
    »Und Sie kaufen direkt von den
ausländischen Künstlern?«
    »Wir haben ein weitverzweigtes Netz von
Einkäufern, ja.« Trog mein Eindruck, oder schlich sich da Argwohn in ihre
Augen?
    »Wissen Sie, ich frage nämlich, weil
ich mich für antike Kunst interessiere, und ich weiß, wie schwer es ist, so
etwas zu bekommen, seit die verschiedenen Länder ihre Exportverbote für
nationale Kunstschätze eingeführt haben.«
    Die Frau sah sich um. Nachdem sie sich
vergewissert hatte, daß sonst niemand im Laden war, sagte sie: »Ja, das ist
schwierig. Woran dachten Sie denn?«
    Ich sah die Kartons vor mir, die ich im
Keller gefunden hatte.
    »Ich habe eine kleine Sammlung
aztekischer Figurinen. Erbstücke, zweifellos sehr wertvoll. Ich könnte sicher
ein kleines Vermögen für sie bekommen, aber sie sind mir zu lieb, um sie zu
verkaufen.«
    »Ja, das verstehe ich.«
    »Aber um die Sammlung zu
vervollständigen, brauche ich die Erdgöttin Coatlicue. Nur, bei diesen
Ausfuhrverboten...« Ich breitete die Hände aus.
    »Ja, die sind für den ernsthaften
Sammler wirklich ein Problem.« Ihr Blick war taxierend. »Ich könnte mich für
Sie erkundigen, Miss — ?«
    »Ach ja, ginge das? Da wäre ich Ihnen
wirklich dankbar. Ich wohne im Biltmore, aber ich bin so viel unterwegs...
Haben Sie eine Karte?«
    Sie nickte und ging zu einem kleinen
Sekretär. Aus der Karte ging hervor, daß sie die Eigentümerin der Galerie war,
Gloria Sanchez.
    »Mrs. Sanchez«, sagte ich, »vielleicht
können Sie endlich meine Probleme lösen. Ich suche seit — «
    »Gloria«, rief eine bekannte Stimme aus
dem Hintergrund.
    Mit einem gereizten Blick drehte sich
Gloria um.
    »Gloria«, sagte der Mann, »ist das
alles Franks Zeug?«
    Die Tür öffnete sich, und Robert de
Palma trat heraus, ein^ rotkarierten Bademantel in den Händen. Der Mund blieb
ihm offen, als er mich sah, und er versuchte hastig, den Bademantel unter das
Jackett seines engen schwarzen Anzugs zu stopfen.
    »Hallo, Robert«, sagte ich. »Noch
einiges zu regeln?«
    Gloria Sanchez blickte von einem zum
anderen.
    »Sie kennen sich?«
    »Aber sicher«, antwortete ich. »Nicht
gut, aber wir kennen uns. Roberto und ich sind uns neulich abends in einer Bar
begegnet. Wie hieß sie gleich — Bus Stop?« Ich lächelte boshaft.
    Robert lief rot an. Das Bus Stop war
die schlimmste Aufreißerkneipe in der Stadt.
    Gloria Sanchez lachte. »Also wirklich,
Roberto i«
    Ich ging durch den Raum und faßte
Robert fest am Arm.
    »Ich schulde Roberto sowieso

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