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Der Tod des Landeshauptmanns

Der Tod des Landeshauptmanns

Titel: Der Tod des Landeshauptmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eugen Freund
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Gespräch im Außenministerium in Jerusalem waren sie sich einig, dass sie ihren Plan nur mit Hilfe eines versierten Technikers ausführen konnten. Und auf diesen warteten sie hier. Sie hatten verschiedene Möglichkeiten besprochen, von Scharfschützen bis hin zu Giftpillen („Wir haben in unseren Labors schon mit Tabletten experimentiert, die sich – zumindest bei Ratten – fast nicht mehr nachweisen lassen“, hatte Yossi Galem, der sich sonst im Gespräch zurückhielt, nicht ohne Stolz vermerkt), hatten das aber verworfen. „Wir müssen etwas heranziehen, das völlig unauffällig ist, wo niemand auch nur im Entferntesten auf die Idee käme, dass wir etwas damit zu tun gehabt haben könnten“, hatte Avner Fohlt dann gesagt, immer um das Image seines Landes im Ausland besorgt. So hatten sie noch in Jerusalem beschlossen, eines dieser whiz-kids um Rat zu fragen, einen Absolventen der Technion, jener Universität in Haifa, die seit fast hundert Jahren die besten Techniker des Landes hervorbrachte. Als die Uni 1923 gegründet wurde, gab es nicht einmal hebräische Ausdrücke für viele technische Errungenschaften – mittlerweile trugen rund 60.000 Absolventen den Ruf von Technion in die ganze Welt.
    Und weil sie die Zeit irgendwie totschlagen mussten, bis ihr Gast kam, sprachen sie über die neuesten Erfindungen: Nicht alles, so erwähnte Avner Fohlt, was dort an der Uni ausgedacht wurde, eigne sich unmittelbar für praktische Anwendungen. Kürzlich habe er von einem revolutionären Straßenprojekt gelesen: Durch die Vibrationen und das Gewicht der Fahrzeuge, die über einen mit piezo-elektrischen Generatoren versehenen Belag fuhren, würde brauchbare Energie erzeugt. „Gute Idee“, erwiderte Rachel Hagev und schüttelte den Kopf, „jetzt kann man fröhlich argumentieren, dass wir nur mehr Straßenverkehr brauchen und schon sind wir alle Energiesorgen los.“ Alle lachten, obwohl sie sich nicht sicher waren, ob es sich um einen Scherz oder eine ernsthafte Überlegung handelte.
    Avner Fohlt, Yossi Galem und Rachel Hagev warteten ungeduldig an ihrem Tisch – sie hatten extra einen Platz im Sonderraum reservieren lassen –, nur der vierte Stuhl war noch leer. Rachel blickte auf die Uhr, es war 21.10 Uhr, ihr Gast hatte schon zehn Minuten Verspätung. „Sollen wir Jakov anrufen?“, fragte sie niemand Bestimmten in der Runde. „Ach, was, der ist jung, er wird sicher gleich auftauchen“, erwiderte Avner Fohlt, ohne den Mann, auf den sie warteten, je vorher gesehen zu haben. In diesem Augenblick kam auch, etwas atemlos, ein junger, schwarzhaariger Mann mit einem kleinen Rucksack über der Schulter bei der Türe herein. Sie hatten mit ihm vereinbart, dass er sich mit einem Codewort bei ihnen melden sollte, und so wunderte sich auch niemand, dass er, bevor er noch gegrüßt hatte, ein leises „Phaeton?“ von sich gab. „Sie sind richtig, Jakov“, sagte Yossi Galem, der den Kontakt zu Jakov Scherenbaum hergestellt hatte. Galem hatte vor zwei Jahren von Scherenbaum gelesen. Dieser hatte einen Sprengstoff hergestellt, der aus Chemikalien bestand, die sich nach der Explosion in Sauerstoff und Wasserstoff auflösten und somit nicht nachzuweisen waren. Bei seinen Erkundigungen nach Jakov stieß er auch zufällig auf eine wenn auch marginale österreichische Komponente. Jakovs Mutter war als Jugendliche in den 1970er Jahren mit ihren Verwandten aus der Sowjetunion nach Israel geflohen. Sie waren unter den letzten sowjetischen Juden gewesen, die im österreichischen Transitlager Bad Schönau auf ihre Ausreisegenehmigung warteten, bevor der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky das Lager schließen ließ.
    Nachdem sie die Speisen bestellt und sie serviert bekommen hatten (der Zufall wollte es, dass das Restaurant vor allem für seine „Schnitzel“ bekannt war, wenn auch niemand in dieser Gruppe besondere Lust auf eine österreichische Spezialität verspürte), schilderte Yossi Galem Jakov, wonach sie suchten. Er nannte keinen Namen, sprach so theoretisch wie möglich („… sollte einmal ein derartiger Auftrag an uns herangetragen werden …“), doch diese Geheimnistuerei war bei Jakov gar nicht nötig: Er hatte nach seinem obligaten dreijährigen Militärdienst enge Beziehungen zur Armee geknüpft und seine herausragenden technischen Fähigkeiten immer wieder dem Heer zur Verfügung gestellt. Zuletzt hatte er an einem Gerät gebastelt, mit dessen Hilfe das Auftanken von Kampfflugzeugen in der Luft vereinfacht

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