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Der Tod des Landeshauptmanns

Der Tod des Landeshauptmanns

Titel: Der Tod des Landeshauptmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eugen Freund
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seinen Ausweis auf eine eingebaute Kamera halten, dann öffnete sich die schwere Glastür. Danach waren es nur noch wenige Meter, bis Peter an einer Tür klopfte, ein harsch klingendes „Herein“ war als Reaktion zu vernehmen und sie traten ein. David Krimnick war überrascht: Direktor Robert Macquire entpuppte sich als kleiner, aber stämmiger Mittvierziger, dessen freundliches Lächeln so gar nicht zu der rauen Stimme passte, die gerade erst durch die schwere, gepolsterte Tür zu hören gewesen war. Er wies den beiden Gästen zwei Sitze neben dem Fenster zu, fragte sie, was sie gerne zu trinken hätten und übermittelte ihren Wunsch über eine Sprechanlage. Dann setzte er sich auf den dritten, noch frei gebliebenen Stuhl.
    „Erzählen Sie mir, wie weit sind Sie und was haben Sie vor?“ David lehnte sich zurück und schilderte alles, was er über diesen österreichischen Politiker wusste, der immer mehr zu einem internationalen Problem geworden war. Robert Macquire wusste natürlich von Haiders Begegnungen in der arabischen Welt – von seinem Treffen mit Saddam Hussein, seinen engen, geradezu familiären Beziehungen mit den Gaddafis, seinem Aufenthalt im Iran, aber David war in der Lage, auch persönliche Beobachtungen beizusteuern, schließlich war er der einzige dieser kleinen Gruppe, der Haider von Angesicht zu Angesicht gesehen hatte. Längere Zeit sprachen sie dann auch noch über die Verbindungen, die der Kärntner Politiker zu anderen rechtsradikalen Parteien in Europa gesucht hatte. Das alles vor dem Hintergrund seiner befremdlichen Äußerungen über die „ordentliche Beschäftigungspolitik des Dritten Reiches“. Selbst wenn sich die laut herausposaunten Schreckensmeldungen eines amerikanischen Nachrichtensenders („ein ehemaliger Bewunderer Adolf Hitlers erlangt die Macht in Österreich“) nicht bewahrheitet hatten, die Gefahr war dadurch nicht beseitigt, dass Haider selbst nicht Teil der Regierung geworden war. „Er führt sicher etwas im Schilde“, sagte Robert Macquire und blickte David an. „Das könnte die schlimmsten Folgen haben. Wir bekommen fast täglich Meldungen unserer Botschaften und auch unserer Sonder-Agenten über Übergriffe auf Ausländer, vor allem, wenn sie aus ost- oder südosteuropäischen Staaten kommen. Von denen aus dem Mittleren Osten ganz zu schweigen. Das ist ein idealer Nährboden für solche Typen wie Haider. Noch sind seine antisemitischen Äußerungen in Watte verpackt, aber das kann genauso gut taktische Gründe haben. Und dann sind wir wieder dort, wo wir schon einmal waren …“ Robert Macquire hatte länger und engagierter gesprochen, als David es erwartet hatte. Er, mit seiner Geschichte, mit seinem familiären Hintergrund, für ihn waren solche Schlussfolgerungen beinahe logisch – sein Großvater hatte ihm ja immer wieder geschildert, was sich damals in Österreich und dann generell in Europa an Grausamkeiten abgespielt hatte. Doch dass Macquire („… der ist sicher kein Jude …“ schoss es David durch den Kopf) ebenfalls eine derartige Gefahr in einem lokalen Provinzpolitiker aus einem so kleinen Land wie Österreich sah, das erstaunte ihn jetzt doch. „Wir können natürlich noch abwarten, ein, zwei Jahre vielleicht, und beobachten, wie er sich entwickelt“, riss Macquire David aus seinen Gedanken, „aber es kann genauso gut sein, dass er seine Netzwerke in der Zeit weiter ausbaut. Und auch politisch erfolgreicher wird. Dann stehen wir da und kommen vielleicht zu dem Schluss, dass es nun schon zu spät sei. Dass es dann gar nicht mehr so sehr auf seine Person ankommt, weil der Zug den Bahnhof schon verlassen hat.“ David warf ein, dass Haider im Spätherbst nach New York kommen würde, um am Marathon teilzunehmen. Bis dahin müssten sie eine Entscheidung treffen, doch sie kamen überein, noch ein oder zwei Vertrauenspersonen in die heikle Geschichte einzuweihen und mit ihnen die Sachlage zu besprechen. Weil aber die Vorbereitungen auf ein eventuelles Attentat viel Zeit in Anspruch nehmen würden, einigten sie sich darauf, sich in spätestens in drei Wochen wieder zu treffen.
    „Was meinst du?“, fragte Peter und blickte kurz zu David, der neben ihm auf Beifahrersitz saß, nachdem sie die Büros der CIA verlassen hatten. Sie waren wieder im Auto, fuhren auf dem Dolley Madison Boulevard zurück nach Washington. „Robert nimmt die Sache sicher ernst – im Moment sieht es meiner Ansicht nach eher so aus, als wäre er auf unserer Seite. Aber

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