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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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nicht am eigenen Leibe erfahren hat?
    Plötzlich merke ich, daß Arne bewirkt hat, daß in meinem Kopf etwas zu rotieren anfängt. Dabei habe ich doch immer gesagt, daß mir die politischen Diskussionen mit ihm nichts gebracht hätten. Nichts. Und Arne hat gesagt, er sei dagegen, immer alles so einseitig und absolut zu sehen. Er sieht das anders.
    Aber es ist doch wirklich so, daß er meistens an meinen Argumenten vorbei «diskutiert» hat. Das ist doch so! Und nun stelle ich plötzlich fest, daß Arne eben was gesagt hat, was mir bei meinen akuten politischen Fragen weiterhilft. Ich will da Grund reinkriegen. Klarheit darüber gewinnen, warum frau manchmal mit ihm diskutieren kann und manchmal nicht.
    Irgendwo quer in meinem Gehirn hängt die Anti-Strauß-Debatte. Sperrig und unhandlich.

    Als Arne mitkriegt, daß es schon nach zwölf ist, springt er plötzlich auf. Die letzte Bahn ist schon weg. Ich stehe mit ihm auf dem Flur, und wir gucken zusammen in den Fahrplan. Kopf an Kopf. Als ich mich mit meinem Kopf fast in seinen Haaren wiederfinde, weiche ich zurück. Ich will das doch nicht mehr!
    Der Nachtbus fährt auch erst in einer Stunde. Scheiße. Was soll ich denn jetzt noch so lange mit ihm anfangen? Jan und Uschi schlagen vor, er könne doch im Hochbett schlafen. Er nimmt das Angebot an. Daß ihm mein Bett nicht mehr zu Verfügung steht, ist von allen Seiten eine unausgesprochene klare Sache. Wieso eigentlich?
    Es dauert noch eine Weile, bis wir alle mit Zähneputzen und ähnlichem fertig sind. Ich lasse meine Zimmertür noch offen, als ich schon im Schlafanzug zwischen Bett und Schreibtisch rumturne. Kann mich nicht entschließen, ins Bett zu gehen. Kann mich nicht entschließen, Arne reinzurufen. Obwohl ich jetzt gerne noch ein paar belanglose Worte mit ihm wechseln würde. Arne traut sich von alleine auch nicht. Steht mit seinem Whiskyglas auf dem Flur rum. Dabei hab ich die Tür doch extra aufgelassen, damit er noch mal ganz zufällig reinguckt! Ich finde noch ein paarmal Gründe, mein Zimmer zu verlassen. Gehe über den Flur. An Arne vorbei. Er hat die totale Fahne. Ich hab das gar nicht mitgekriegt. Der muß mehr als ein Glas getrunken haben. Ich hab das vorhin gar nicht gemerkt.
    Ich lege mich mit dem AK ins Bett. Irgendwie auch doof. Der merkt bestimmt, daß ich die Tür nur seinetwegen noch auflasse. Irgendwann ist Arne dann nicht mehr auf dem Flur. Ob er schon im Bett ist? In Jans Zimmer ist noch Ficht. Eigentlich möchte ich ihm noch gute Nacht sagen. Die Zimmertür ist angelehnt. Ich gehe nicht rein. Soll der bloß nicht denken, ich will noch was von ihm!

    Am Morgen warte ich auf die Geräusche, die mir anzeigen, daß Arne sich Frühstück macht. — Sie kommen nicht. Er wollte so um acht aufstehen, weil er um zehn in Altona sein muß. Ich habe auch gesagt, daß ich um die Zeit normalerweise aufstehe. Ich bleibe liegen. Fühle mich unendlich müde. Will ausschlafen. Wenn ich jetzt aufstehe... müßte ich mit Arne reden... mit ihm frühstücken. Ich will nicht. Will nicht mit ihm am Frühstückstisch sitzen. Will nicht dieses Tauziehen durchmachen, ob ich ihn zum Abschied umarme oder nicht. Ich will nicht, daß irgendeine kleine liebe Geste von ihm mich wieder zum Umkippen bringt. Er soll denken, daß ich ihn so doof finde, daß ich nichts mehr mit ihm zu tun haben will. So! Deshalb bleibe ich liegen.
    So gegen halb zehn höre ich Geräusche. Ganz kurz nur. Die Wohnungstür klappt. Arne ist weg. Hat nicht gefrühstückt. Ist nur aus dem Zimmer gekommen, hat sich auf dem Flur wohl seine Schuhe angezogen und weg war er. Keiner von uns hat ihm gute Nacht gesagt gestern. Er hat uns auch nicht gute Nacht gesagt. Und nun ist er weg. Ohne ein Wort des Abschieds. Irgendwie ist das ganz schön komisch alles.
    Aber ich habe ihm gezeigt, daß ich nichts mehr mit ihm zu tun haben will. Das ist gut. Jetzt habe ich endlich Ruhe. Bin mit ihm fertig. Schreibe jetzt mein Buch, um die Sache endgültig für mich abzuschließen. Ob er sich noch mal meldet? Will ich, daß er sich noch mal meldet? Wenn mein Buch fertig ist, werd ich’s ihm schicken. Oder vorbeibringen. Und dann wird er Augen machen. Wenn er endlich noch mal im Zusammenhang liest, was er alles gemacht hat.

    Am nächsten Tag meint Uschi: «Die Sache mit dem Bruder war auch komisch. Ich wollt nur nicht zuviel auf einmal anschneiden.»
    Wieso? Mit dem Bruder? — Ach ja. Arne hatte erzählt, daß er letztes Wochenende seinen Bruder besucht hat. Und daß

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