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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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kann. Die Augen, deren Lachen mich auf unserem ersten Spaziergang schon verwirrt haben. Diese Augen, deren ernster Blick mich dann auf der Wiese so durcheinandergebracht haben , daß ich meine Augen schließen mußte. Die Augen, die so schön waren, als sie mich ansahen, während wir miteinander geschlafen haben. Diese braunen Augen, die mich immer wieder anstrahlten, bei jeder Umarmung. Diese Augen, die dann später, als sie mich nicht mehr liebten, unter den schwarzen Augenbrauen so teuflisch blitzen konnten. Die Augenbrauen, aus denen auch die Farbe und Kraft allmählich weicht.
    Wovon hat er mir eigentlich erzählt vorhin? Als ich nicht zugehört habe. — Doch, ja. Ich habe die Sätze gehört vorhin. Sie sind nur nicht bis zu mir durchgedrungen. Aber jetzt. Jetzt kann ich sie wieder zurückholen. Habe sie wieder im Ohr und kann ihre Bedeutung erfassen.
    Als meine ersten Blicke hier durch die Küche schweiften und an der Fensterbank hängenblieben. Er anfing, von seinen Blumen zu reden. Seine Fensterbank voller Grünzeug.
    Arne. Ich bin doch nicht gekommen, um mit dir über deine Blumen zu reden. Ich wollte fragen, wie’s dir so geht. Was aus dir geworden ist. Was du so machst. Aber ich brauche nicht zu fragen. Ich sehe es. Ich sehe Arne. Er ist vierzig. Ein alter, abgetakelter Säufer. Abgewrackt, die Furchen auf seinen Wangen noch tiefer, unrasiert und dreckig. Er stinkt nicht mehr nur ungewaschen, sondern auch nach Schnaps. Säuferfahne, nicht nur aus dem Mund. Ich ekle mich vor ihm und mag ihn doch noch, er tut mir leid. Ich möchte ihn in den Arm nehmen, diesen alten Mann. Ihm ein bißchen Wärme geben. Er ist so allein.
    Ach ja. Und daß es lustig war gestern abend , hat er mir erzählt. Vorhin. Als die Blumen auf der Fensterbank nicht mehr ausreichten, dieses entsetzliche Schweigen zu füllen, das laut schreiend den Raum zwischen unseren Gesichtern ausfüllte. Daß es lustig war in der Kneipe. Und daß er von einem Freund zum Saufen eingeladen war. Und daß dann noch andere Leute kamen, die er lange nicht gesehen hatte. Und daß sie bis nachts um drei gesoffen hätten. Und ein paar prominente Größen aus der linken Szene waren auch dabei. Es war sehr schön. Sehr schön. Und diskutiert hat er mit dem und dem. Und der eine hatte ’n schwarzen Stern an seiner knallroten Mütze. Das sah vielleicht toll aus. Und lustig war’s. Und gesoffen haben sie. Und so viele Leute waren’s, die da bis nachts um drei Uhr zusammengesessen haben.
    Er ist so allein. Ich sehe ihn an. So viele Leute. Bis drei Uhr nachts. Und er ist so allein. So allein.
    Ich muß weinen. Ich kann doch nichts dafür. Bin nicht schuld an diesem Elend.

    Als mein Schluchzen verebbt und ich ihn wieder ansehe, seine Augen sehe und erschrecke, bin ich gelähmt. Unfähig, meine Hand zu ihm auszustrecken. Sehe ihn nur an. Unfähig, zu ihm zu gelangen. Sein Blick sagt mir, daß er nicht versteht, was in mir vorgeht. Nur ahnt, welche Trauer mich erschüttert. Daß es mit ihm zu tun hat. Langsam, ganz langsam strecke ich ihm meine Hand entgegen. Lege meine geöffnete Hand auf den Tisch. Sehe in seine Augen. «Komm, Arne. Gib mir deine Hand.»
    Ich spüre seine große, sehnige Hand in meiner. Erst sachte tastend, abwartend, bevor wir beide wagen, den Druck unserer Hände zu verstärken. Unsere Hände, die sich schließlich ineinanderklammern. Fest. Ganz fest. Was geschieht mit uns, Arne? Was geschieht mit uns? Unsere Körper, die nur durch unsere Hände miteinander in Verbindung stehen. Unsere Blicke, fest ineinander verschweißt. Wie unsere Hände. Was geschieht hier? Fühlen wir uns wirklich? Fühlst du, was meine Hand deiner Hand sagt? Siehst du, was meine Augen deinen Augen sagen? Fühle ich wirklich, was in dir vorgeht? Verstehen wir beide etwas von dem wirklichen Menschen, der uns gegenübersitzt?
    Ich halte deine Hand fest. Fest, ganz fest. Und sehe dir in die Augen. Und muß wieder weinen. Weinen. Weinen.
    Da war auch mal was mit Frauen zwischendurch. Ja. Mit einer hat es sogar drei Jahre gedauert. Drei Jahre. Und er versteht sich heute noch sehr gut mit ihr. Sehr gut. Aber es gab eben Schwierigkeiten. Und... da hat sie sich von ihm getrennt. Aber sie verstehen sich heute noch sehr gut. Sehr gut.
    Ich kann sie nicht durchbrechen, diese Mauer aus: «Es geht mir gut. Sehr gut. Es ist alles in Ordnung.»
    Noch einmal meine Zähne in die Mauern dieser Fassade schlagen? Vielleicht eine brüchige Stelle finden. Morsches Mauerwerk. Es müssen doch

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