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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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meine direkte Frage nicht, andererseits macht sie mir Mut, Arne mehr zu fordern. Sagt, ich hätte noch Tauben auf dem Dach mit ihm. Erzählt mir, daß sie auch einem Typen hinterherhängt, der schon dreimal mit ihr Schluß gemacht hat. Redet wieder von Arnes Unsicherheit.
    Es beruhigt mich nicht so richtig, was sie sagt. Aber ich bin auch nicht mehr ganz so unruhig wie vorhin. Habe doch das Gefühl, daß sie was verstanden hat. Mehr als Arne verstanden hätte. «He, Arne, du kannst dich wieder zu uns setzen!» rufe ich ihm zu. Es ist mittlerweile Viertel vor zwölf. Vor einer Stunde hat Arne immer gesagt, daß er jetzt ins Bett will.
    Sylvia bietet mir an, mich mit dem Auto nach Hause zu fahren. Will mich noch zu einem Glas Wein einladen. Bietet mir an, daß ich bei ihr schlafen könnte. Aber ich will nicht länger hier sitzen. Arne hat sich neben Sylvia gesetzt und unterhält sich mit einem Typen am Nebentisch.
    «Das ist ja auch doof, wenn du jetzt gehst. So ohne Abschied.»
    «Weißt du», sage ich zu ihr, «das ist seine Sache, daß er jetzt da drüben sitzt. Wenn er sich von mir verabschieden will, dann kann er es auch tun. Ich sehe nicht ein, jetzt hier noch ’ne halbe Stunde zu warten, bis der Kreis sich von alleine auflöst, nur um ein paar zufällige Zärtlichkeiten abzustauben.»
    Sylvia umarmt mich. Ich finde es schön. Stecke tief mit meiner Nase in ihrem Haar. «Du riechst so gut», sage ich zu ihr. «Scheißmänner», sage ich auch noch. Wir lösen uns voneinander. Ich tippe Arne an: «Du, ich will gehen.» Er redet einfach weiter. Ich schieße ihm ein Papierkügelchen an den Kopf. «Ja, ich hab es gehört», meint er. Ich umarme Sylvia noch einmal kurz. Ziehe meine Jacke an und gehe um den Tisch herum. Arne steht auf. «Ach, du wolltest noch was von mir haben.» Ich wühle die Fotokopien aus meiner Tasche, die ich ihm vorhin angekündigt habe. Er umarmt mich. Küßt mein Gesicht. Ich schmiege mich an ihn. Er ist so lieb. So lieb. Umarmt mich fest.
    «Meid dich mal», sage ich zu ihm, als er wieder sitzt.
    «Das wird schlecht in nächster Zeit», sagt er.
    Peng, macht es in mir. — Erst diese Zärtlichkeit... und dann ein ganz offensichtliches Desinteresse, mich bald wiederzusehen.
    «Aber laß uns das man gegenseitig so machen», meint er dann. Ich verstehe ihn nicht. Frage nach. «Ja, meid du dich ruhig auch.»
    Wieder typisch Arne. Will er mir die Initiative zuschanzen? Aber andererseits find ich es auch ganz gut. So hab ich wenigstens noch eine Legitimation mehr, nicht passiv und weiblich zu Hause zu sitzen und auf seinen Anruf zu warten. Irgendwie gibt er mir ja damit zu verstehen: Auch wenn ich mich nicht bei dir melde, heißt das nicht, daß ich kein Interesse an dir habe. Melde du dich ruhig trotzdem.

    Auf dem Weg zum Bahnhof muß ich laufen. Weil ich irgendwie vor Kraft und Lebensfreude überkoche.
    Nachts träume ich von Arne. Daß wir zusammen schlafen. Ich streichle seinen Oberkörper. So wie gestern abend beim Griechen. Es ist schön, unheimlich schön, ihn so zu streicheln. Seine Muskeln unter der Haut zu spüren. Als wir am Morgen zusammen aufwachen , wieder die gleiche körperliche Nähe. Wieder dieselben Zärtlichkeiten. Aber dann schlafen wir doch nicht zusammen. Ist mir sein Körper doch wieder unzugänglich. Aber dann wache ich auf und stelle wieder einmal fest, daß das, was im Traum Realität war, in der Realität nur Traum war.

    Als ich am Mittwochabend an der Schreibmaschine sitze und diesen Dienstagabend beim Griechen noch einmal von Anfang bis Ende durchlebe, wird mir plötzlich klar, daß ich Arne beim Abschied ja hätte fragen können, ob er nicht auch jetzt gehen will. Ob wir nicht beide zu ihm gehen wollen? Ich habe ja gesagt: Du, Arne, ich geh jetzt. Ich Trottel habe nur die Alternative gesehen, entweder sofort zu gehen, weil Arne sich ja nicht mehr mit mir unterhalten hat, oder zu warten, bis er geht. Daß ich ihm auch hätte sagen können: Ich möchte jetzt mit dir zusammen nach Hause, auf die Idee bin ich mal wieder gar nicht gekommen. — Und es wäre so einfach gewesen, als wir da standen und uns zum Abschied umarmt haben. So einfach. Wenn ich nur draufgekommen wäre!
    Arne war so lieb zu mir gestern abend , wie ganz, ganz lange nicht mehr. Jetzt kann ich wieder unbestimmte Zeit warten, bis wieder mal so ein toller Abend wie gestern ist, wo so eine Frage angebracht wäre. Ich hätte mich getraut zu fragen, wenn ich nur draufgekommen wäre. Mir wird jetzt erst

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